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6. September 2018 – Top 17: Medizinische Versorgung

Kinderärzte brauchen dringend Nachwuchs

Bei den Kinderärzten droht vor allem im Hamburger Randgebiet ein Versorgungs­engpass. Die Landesregierung verspricht nun bessere Vergütung und mehr Unterstützung.

Kinderärzte Kinder Arzt
In einigen Regionen im Land könnten bald Kinderärzte fehlen – ein Fünftel ist 60 Jahre oder älter. Foto: dpa, Patrick Pleul

In Schleswig-Holstein droht in absehbarer Zeit ein Mangel an Kinderärzten. Der Altersdurchschnitt in dieser Berufsgruppe liege bei 53 Jahren, viele gingen in einigen Jahren in den Ruhestand, erklärte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) in einem von der SPD geforderten mündlichen Bericht. Die Landesregierung könne die Lage nicht alleine ändern, sondern nur in Zusammenarbeit mit den Ärzteverbänden.

Der Minister sprach sich deutlich dafür aus, dass erbrachte Leistungen der Kinderärzte auch konsequent vergütet werden. „Ich halte die Budgetierung bei Haus- und Kinderärzten für ein großes Problem“, sagte er. Von einer „Endbudgetierung“ profitierten vor allem Kinderärzte in „Problemstadtteilen“, fügte er an.

Derzeit noch keine Unterversorgung

Die Bedarfsrichtlinien seien über 30 Jahre alt, damals habe eine „Ärzteschwemme“ geherrscht, begründete Bernd Heinemann (SPD) den Vorstoß seiner Fraktion. Mittlerweile seien aber die Erwartungen der Eltern anspruchsvoller und „die Kinder verhaltenskreativer“ geworden.

Die Zahlen belegen: In keinem Kreis gebe es derzeit eine rechnerische Unterversorgung. Dennoch erlebten viele Eltern, dass sie von Praxen abgewiesen werden oder lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, vor allem am Hamburger Rand, machten Redner aller Fraktionen deutlich. Laut Heiner Garg gibt es aktuell 205,5 Kinderarzt-Sitze im Land. 2012 waren es noch 190. Von den 224 Kinderärzten arbeiteten 188 mit eigener Zulassung, 36 seien angestellt. 20,5 Prozent der Mediziner übten ihren Job in Teilzeit aus. 

Weitere Redner:

Hans Hinrich Neve (CDU), Aminata Touré (Grüne), Dennys Bornhöft (FDP), Frank Brodehl (AfD), Flemming Meyer (SSW)

Die SPD beklagt Engpässe bei der medizinischen Versorgung von Kindern in vielen Regionen Schleswig-Holsteins. „Familien haben Schwierigkeiten, im Umkreis ihres Wohnumfeldes bei einem Kinderarzt überhaupt einen Termin zum Beispiel für Vorsorgeuntersuchungen zu erhalten“, heißt es in einem Antrag, mit dem die Landesregierung aufgefordert wird, in einem mündlichen Bericht über die Situation zu informieren.

„Zwar gibt es hierzulande rein rechnerisch keinen Kinder- und Jugendärztemangel, die Realität zeigt aber, dass die Sicherstellung der Versorgung in manchen Regionen gefährdet ist“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Bernd Heinemann gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Besonders kinderreiche Stadtteile seien von „faktischen Versorgungsengpässen“ stark betroffen.

Kinderschutzgesetz regelt Früh­erkennungs­untersuchungen

In Schleswig-Holstein gibt es im Rahmen des Kinderschutzgesetzes ein verbindliches Einladungswesen zu den Früherkennungsuntersuchungen. So bekommen die Eltern eines jeden Kindes mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein von der U4 bis zur U9 zu jeder Früherkennungsuntersuchung eine Einladung vom Landesfamilienbüro. Erfolgt keine Rückmeldung eines Arztes über die Durchführung, so wird mit einem Erinnerungsschreiben auf die Bedeutung der Untersuchung hingewiesen. Geht auch jetzt keine Rückmeldung ein, wird das Gesundheits- oder Jugendamt der Kommune tätig und nimmt persönlich Kontakt auf, um die Familie kennen zu lernen, zu beraten und bei Bedarf entsprechende Hilfen anzubieten.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung gibt es laut Bedarfsplanung in Schleswig-Holstein allerdings genügend Kinderärzte und mit rechnerischen 205,5 Stellen sogar mehr als im Herbst 2012 (190 Stellen). „Ein Fünftel der Kinderärzte im Land ist jedoch 60 Jahre und älter“, sagte Sprecher Delf Kröger der dpa. „Vor allem im ländlichen, aber auch im kleinstädtischen Bereich gibt es teilweise Probleme, Nachfolger zu finden.“

(Stand: 3. September 2018)

Antrag

Medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen verbessern
Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 19/882