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24. Oktober 2019 – Konzertlesung

Landtag gedenkt 30 Jahren Mauerfall

Er war Insasse des Stasi-Gefängnisses Berlin-Hohenschönhausen: der Schriftsteller und Liedermacher Stephan Krawczyk. Zum Gedenken des Mauerfalls vor 30 Jahren präsentiert er vor rund 200 Gästen seine Konzertlesung im Landeshaus.

Der Künstler Stephan Krawczyk performt auf einer Bühne im Casino des Landeshauses
Regime-Gegner zu DDR-Zeiten: Der Künstler Stephan Krawczyk liest aus seinem Roman „Der Narr“. Foto: Landtag, Rebecca Hollmann

Mit der Konzertlesung erinnerte der Landtag an den Mauerfall vor 30 Jahren und konnte dafür den Künstler Stephan Krawczyk (63) gewinnen. Krawczyk, der 1988 als Gegner des DDR-Regimes ins Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen gebracht worden war, erntete viel Applaus von den 200 Gästen. In der musikalischen Lesung, die im Rahmen der Reihe „Politische Literatur im Landtag“ stattfand, performte er mit Bandoneon, Gitarre und Maultrommel Lieder aus der Vorwendezeit und las autobiographische Texte über das Leben in der DDR vor.

Während seines Programmes „Wieder stehen – Rettung kommt von Ohnmacht nicht“ betonte Krawczyk, dass es „nicht redlich“ sei, „das Unrecht, welches in der DDR geschehen war, zu relativieren“. Außerdem kritisierte er Technik und Medien, die bis heute Vorurteile zwischen Ost- und Westdeutschland reproduzierten. „Mein Wunsch ist, dass Menschen sich vermehrt auf sich selbst besinnen, auf ihre innere Stimme hören, auf sie vertrauen und sich nicht manipulieren lassen“, hob der Künstler hervor.

Menschlichkeit im Mangel

Landtagsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber sprach in ihrem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung den Bürgern der friedlichen Revolution ihren Respekt und ihre Anerkennung aus. Mit ihrem Mut hätten sie den Übergang der SED-Herrschaft zu einer parlamentarischen Demokratie befördert. „Durch Musik und gesungenes Wort vermittelt auch Stephan Krawczyk, was es heißt widerständig zu sein, hinter die Fassaden der Macht zu schauen und Missstände anzuprangern“, betonte Eickhoff-Weber.

Krawczyk erinnerte mit nostalgischen Tönen nicht nur an schwere Zeiten aus seinem Leben in der DDR, sondern auch an schöne Momente aus seiner Kindheit und verriet, dass der Mangel an Lebensmitteln und Konsum in der DDR auch gute Seiten hervorgebracht habe: „Der Mensch bleibt im Mangel menschlicher“, unterstrich er. Die Konzertlesung im Landeshaus fand begleitend zu der Wanderausstellung „Gewalt hinter Gittern“ , die noch bis Anfang November zu sehen ist, statt.

„Schmerzhaften Verlust meiner Wurzeln“

Im Anschluss an sein Programm führte der Leiter des ZDF- Landesstudios Schleswig-Holstein, Hermann Bernd, mit Krawczyk ein Gespräch über die Erinnerungen an die Zeit vor und nach der Wende. Dabei sprach der Musiker und Autor auch über seine Erfahrungen im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Krawczyk berichtete davon, wie die Verhaftung und Behandlung im Gefängnis ihn in ein „Bündel Angst“ verwandelte; aber auch von einem „schmerzhaften Verlust meiner Wurzeln“, nachdem er aus seinem Heimatland ausgewiesen worden war.

Krawczyk, geboren 1955 Weida (Thüringen), machte in der DDR als Musiker Karriere. 1985 trat er aus der SED aus, wegen seiner kritischen Texte wurde ihm die Zulassung als Berufsmusiker entzogen. Ende der 1980er Jahre wurde Krawczyk mit seinen Liedern zu einem der bedeutendsten DDR- Oppositionellen. Im Januar 1988 wurde er verhaftet, im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen isoliert und schließlich in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben.

Ein längeres Interview mit Krawczyk wird in der nächsten Ausgabe der Landtagszeitschrift, die Mitte Dezember erscheint, zu lesen sein.

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