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24.09.03
17:52 Uhr
SPD

Friedrich-Carl Wodarz zu TOP 18: Wildtiere sind nicht entscheidend für Zirkus-Erfolg

Sozialdemokratischer Informationsbrief

Kiel, 24.09.2003 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! aktuell Sperrfrist: Redebeginn

TOP 18 – Haltung von Wildtieren in Zirkusbetrieben

Friedrich-Carl Wodarz:

Wildtiere sind nicht entscheidend für Zirkus-Erfolg

Der FDP-Antrag ist uns nicht neu. Kollege Garg, ich vermute, dass Ihnen die erneute Diskussion nur deshalb gelingen konnte, weil Frau Happach-Kasan weit weg in Berlin ist. Ich möchte für die SPD-Fraktion aber erklären, dass wir diesen A ntrag in der Te n- denz unterstützen. Allerdings greift er zu kurz, da er lediglich auf Betriebe abzielt, die eine tiergerechte Haltung nicht gewährleisten können. Es gibt aber Tiere, die grund- sätzlich von einer Zirkushaltung ausgeschlossen werden sollten. Dieses Verbot gibt Ihr Antrag nicht her. Ich werde darauf im Folgenden noch eingehen.

Um aber nicht vom grundsätzlichen Tierschutzziel abzulenken, in dem wir sicherlich übereinstimmen, schlage ich Ihnen vor, den Antrag in den Umweltausschuss zu über- weisen und dort weitere Schritte und Konsequenzen zu beraten.

Im Bundesrat wird am Freitag, dem 26. September, ohnehin die hessische Gesetzes- initiative „Zum Verbot der Haltung bestimmter wildlebender Tierarten im Zirkus und zur Errichtung eines Zirkuszentralregisters“ beraten, und ich denke, wir sind uns auch dar- in einig, dass wir die Regierung bitten, diesen Vorstoß der hessischen Landesregie- rung zu unterstützen.



Schleswig- Holstein

Herausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/13 07 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-



Nicht nur von Tierschutzverbänden wird das Halten und Dressieren von Wildtieren in Zirkussen schon lange diskutiert. Diese Diskussion wird in einem breiten Bevölke- rungsspektrum geführt und hat schon zu erheblichen Konsequenzen geführt. Dem Ar- gument, Zirkusdressuren seien ein Kulturgut mit langer Tradition, will ich gar nicht wi- dersprechen, möchte es aber relativieren. Wir wissen alle, warum in Ketten gelegte Bären „tanzen“. Das hatte in der ganzen Welt lange Tradition und wurde doch erst in diesem Jahrhundert als Tierquälerei begriffen. Das Domestizieren von Elefanten hat lange Tradition und ist per se noch keine Tierquälerei. Doch kennen wir alle die Bilder der angeketteten, „webenden“ Elefanten, d. h. sie zeigen deutliche Anzeichen von Hospitalismus. Die Dressur von Pinguinen, Nilpferden oder Seeelefante n hat über- haupt keine Tradition und ist erst auf Grund neuer Transportbehälter möglich und m. E. durchweg Tierquälerei.

In den „Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrie- ben“ des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft wird ausdrücklich gefo rdert, Menschenaffen ,Tümmler, Delfine, Greifvögel, Flamingos, Pinguine, Nashörner und Wölfe nicht mehr in Zirkussen zu halten.

Ist damit das „Aus“ für den Zirkus eingeleitet? Werden Sie mit Ihren Kindern oder E n- kelkindern nicht mehr die so viel besungene Zirkusluft schnuppern können? Nun, der Zirkus „Roncalli“ spielt schon seit Jahren in ausverkauften Ze lten, und hier tritt nicht ein einziges Tier auf. Und es gibt eine Anzahl von ähnlichen, sehr künstlerischen Zirkus- sen, die in der ganzen Welt auftreten.

Doch auch so ein traditionsreicher Zirkus wie die Zirkusdynastie Althoff verzichtet seit 1996 vö llig auf Wildtiere im Programm. Franz Althoff feiert mit seinem Pferdemusical „Zauberwald“ große Erfolge und fordert vehement „einen Zirkus ohne Wildtiere“, expli- zit ohne Elefanten, Affen, Bären, Giraffen und Krokodilen. In Österreich, einem Land, das durchaus unserem Kulturkreis zugeordnet we rden kann und ebenfalls eine lange -3-



Zirkustradition hat, gibt es keine n Zirkus mehr, der große Wildtiere, wie Elefanten, Raubkatzen oder Bären hält.

Einen weiteren Punkt halte ich aber auch für sehr wichtig: Das Aufstellen und Führen eines Zirkuszentralregisters zur effektiveren Kontrolle der Unternehmen. Zurzeit be- steht für Zirkusunternehmen weder die Pflicht, sich beim Ordnungsamt noch beim Ve- terinäramt zu melden.

Es kommt nicht so häufig vor, dass ich einem hessischen CDU-Minister voll zustimme. Der Umweltminister Dietzel führt aus: “Der Bund muss endlich ha ndeln und eine Ver- ordnung erlassen, die nicht artgerechte Wildtierhaltungen im Zirkus beendet.“ Und er weist darauf hin, dass die Tiere einen großen Teil ihres Lebens in engen Transportwa- gen verbringen und auch am Gastspielort in der Regel nicht tiergerecht untergebracht werden können. Dietzel wieder wörtlich: „Die Folgen für die Tiere sind schwerwiegend: Verhaltensstörungen, Erkrankungen und auch Todesfälle sind keine Seltenheit.“ Hier- von besonders betroffen seien Affen, Elefanten und Bären. „Man muss sich vor Augen halten, dass diese Tiere sehr komplexe, intelligente Lebewesen sind, die unter der nicht artgerechten Lebensweise leiden. Hiermit muss Schluss sein!“ erklärte Dietzel.

Dem habe ich nichts hinzuzufügen, außer, dass ich Überweisung des FDP-Antrages in den Umweltausschuss beantrage und alle Skeptiker einlade, an der Ausschussbera- tung teilzune hmen.