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06.09.18
12:08 Uhr
SPD

Kirsten Eickhoff-Weber zu TOP 9: Die Verschwendung von Lebensmitteln hat verherrende soziale und ökologische Folgen

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/

Kiel, 6. September 2018



TOP 9: Nachhaltige Strategien gegen Lebensmittelverschwendung (Drs-Nr.: 19/704, 19/826)



Kirsten Eickhoff-Weber:
Die Verschwendung von Lebensmitteln hat verheerende soziale und ökologische Folgen

Unser Antrag für eine „Nachhaltige Strategie gegen Lebensmittelverschwendung“ ist zwar schon aus dem April, aber es ist dennoch genau richtig, dass wir ihn jetzt diskutieren, nach der NORLA, nach der Dürre 2018. Die Präsidentin der Landfrauen Schleswig-Holstein ist in ihrem Grußwort zum Bauerntag in der letzten Woche auch auf das Thema „Lebensmittel wertschätzen“ eingegangen und hat auf die Aktionen in Schleswig-Holstein 2012 hingewiesen, musste aber - wie wir - feststellen, dass seitdem nichts mehr passiert ist. Wenn wir auf die bisherigen Aktivitäten in Schleswig-Holstein schauen, dann erinnern sich sicher einige an die Veranstaltung unserer Europaabgeordneten Ulrike Rodust. Im September 2012 ging es in Rendsburg um das Thema „Teller statt Tonne“. Und Minister Habeck appellierte anlässlich der zentralen Veranstaltung der UN-Dekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ im September 2012: „Wir müssen lernen, Nahrungsmittel wieder mehr zu schätzen“. Die SPD Landtagsfraktion hatte am 18.04. zu der Veranstaltung „LEBENSmittel WERTschätzen“ eingeladen. Wir waren erfreut über die vielen interessierten Gäste. Das hat uns deutlich gemacht, das Thema Lebensmittelverschwendung ist in der Gesellschaft hoch aktuell. Und wird ganz besonders von vielen ehrenamtlich Engagierten getragen. Aber auch Unternehmen, Institutionen und Verbände engagieren sich. 2



Allerdings waren die Rückmeldungen auch ernüchternd. Denn im Gegensatz zu den öffentlichen Verlautbarungen wurde deutlich, dass das Thema Lebensmittelverschwendung im Ministerium offensichtlich keine Rolle spielt. Der Eindruck wird durch den aktuellen Bund-Länder-Vergleich des WWF zur Lebensmittelverschwendung bestätigt. Vorreiter sind die süddeutschen Bundesländer und NRW. Schleswig-Holstein landet im Mittelfeld. Der WWF kommt zu dem Ergebnis, dass das Land weder für die Bauern, noch für die Nahrungsmittelindustrie noch für den Handel Maßnahmen gegen die Verschwendung ergriffen hat. Tanja Dräger de Teran, die beim WWF Deutschland das Thema verantwortet, konstatiert „Schleswig-Holstein hätte ein Pionier sein können, hat seine Chance aber verpasst!“ Die 2012 breit angelegte Aktion „Zehn Prozent kann jeder“ war ein löbliches Projekt, daraus ist in den Folgejahren aber keine einzige Maßnahme abgeleitet worden!
Auch unsere Initiative für eine Strategie für die Ernährungswirtschaft ist nicht umgesetzt. Dafür hatten wir bereits in den Haushalt 2017 100 T € eingestellt, bis heute ohne nennenswertes Ergebnis und mit Kürzungen im letzten Haushalt und im aktuellen Entwurf. Da sehen wir, wie wenig Ihnen das Thema wert ist! Der Alternativantrag der Jamaikaner ist keine Alternative! Kann keine Alternative sein, weil er nämlich all das Engagement der Menschen vor Ort völlig ignoriert! Sie zielen auf Europa – aber da wurden die Weichen schon gestellt, Sie zielen auf den Bund - die Beschlüsse liegen vor und der Koa-Vertrag will umsetzen, und Sie setzen auf Freiwilligkeit! Nichts Verbindliches, nicht Konkretes für Schleswig-Holstein. Sorry, das hatten wir in Schleswig- Holstein jetzt lange genug, wir fordern endlich Taten statt warmer Worte! Auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette bis in die Privathaushalte werden aus unterschiedlichen Gründen Lebensmittel in großen Mengen weggeworfen. Diese Verschwendung hat weltweit verheerende soziale und ökologische Folgen. Denn für die Produktion werden Natur zerstört, Umwelt und Klima belastet, Dünger und Energie eingesetzt, Wasser und Rohstoffe verbraucht und landwirtschaftliche Flächen genutzt. Die Arbeitsbedingungen sind zum Teil katastrophal.
Wir als SPD fordern eine Neuausrichtung hin zu einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft: ökologisch verträglich, sozial gerecht, ökonomisch rentabel. In der Welt werden heute Lebensmittel für rd. 12 Milliarden Menschen produziert. Ein erheblicher Teil davon geht entlang der globalen Wertschöpfungskette bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern verloren. Die Ursachen sind in den verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich, traurige Gemeinsamkeit ist aber, dass die Verluste an Lebensmitteln weltweit zwischen 30 – 40% liegen. Hier müssen wir ansetzen. Nur wenn wir der Lebensmittelverschwendung endlich mit Kraft entgegentreten, machen wir einen entscheidenden Schritt zur Sicherung der Welternährung und zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Wir brauchen endlich eine nachhaltige Strategie gegen Lebensmittelverschwendung! Daher bitte ich um Zustimmung zu unserem Antrag.