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07.11.18
11:30 Uhr
B 90/Grüne

Eka von Kalben zu 100 Jahre Matrosenaufstand

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 26 – 100 Jahre Matrosenaufstand – Pressesprecherin für eine starke Demokratie! Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt die Vorsitzende der Landtagsfraktion Düsternbrooker Weg 70 von Bündnis 90/Die Grünen, Eka von Kalben: 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 391.18 / 07.11.2018

1918 wurden Rechte erstritten, von welchen wir noch heute profitieren
Der 9. November – welch ein geschichtsträchtiger Tag. Ich habe früher meine Kinder damit genervt, sie jedes Jahr abzufragen, welche drei Ereignisse an diesem sogenann- ten ‚Schicksalstag der Deutschen‘ alle passiert sind. Nun habe ich gelernt, dass es ein weiteres Ereignis gibt. Den Geburtstag unseres Ministerpräsidenten a.D. Herr Engholm.
Der Matrosenaufstand 1918 ist meistens nicht gerade das Ereignis, was als erstes ge- nannt wird. Wir demokratischen Fraktionen hier im Hause sind uns jedoch sehr einig darüber, wie wichtig der Kieler Matrosenaufstand nicht nur für die Gesellschaft vor 100 Jahren war. 1918 wurden Rechte erstritten, von welchen wir noch heute profitieren. Deshalb bin ich auch sehr froh darüber, dass es uns noch gelungen ist, einen interfrak- tionellen Antrag zu einen. Das ist ein tolles Zeichen nach draußen.
Für mich gibt es drei gute Gründe, weshalb der Matrosenaufstand positiv zu bewerten ist:
Erstens, weil es das erste Mal war, dass sich deutsche Soldaten gegen sinnloses Blut- vergießen zur Wehr gesetzt haben. Der Friedenswunsch der Matrosen war größer als ihr Gehorsam.
Zweitens, wurden in der Novemberrevolution viele extrem wichtige Rechte erkämpft. Rechte, von denen wir noch heute profitieren. Mir ist es an dieser Stelle besonders wichtig, dass Frauenwahlrecht zu nennen. Denn eigentlich hätten wir auch eine Resolu- tion zu 100 Jahren Frauenwahlrecht machen müssen. Es ist schade, dass wir das alle versäumt haben. Die Kollegin Beate Raudis hat mich darauf hingewiesen und sie hat vollkommen Recht.
Und drittens hat der Matrosenaufstand zur ersten parlamentarischen Demokratie der Seite 1 von 2 deutschen Geschichte geführt. Wenn auch bedauerlicherweise mit schlimmem Aus- gang. Trotzdem bin ich nach wie vor ein Fan von großen Teilen der Weimarer Verfas- sung.
Sie, Herr Nobis, sehen das anders. Sie sprechen davon, Politik und Medien würden den Matrosenaufstand zur Geburtsstunde der Demokratie verklären. Deshalb nochmal ganz kurz für Sie zusammengefasst, was jedes Kind in Deutschland seit Jahrzehnten im Ge- schichtsunterricht lernt: Der Kieler Matrosenaufstand löste 1918 die Novemberrevoluti- on aus. Und diese unterstützte nach nur wenigen Tagen das Ende der Monarchie und die Ausrufung der Demokratie am 9. November.
Natürlich gab es auch andere Einflüsse, wie den Druck der Amerikaner. Aber Auslöser und Beschleunigung für die Beendigung dieses Krieges war die Angst vor der Revoluti- on und einer bevorstehenden Räterepublik.
Und, das muss auch gesagt werden: zu den Schattenseiten dieser Tage gehört auch die Tatsache, dass hier die Geburtsstunde der sogenannten Dolchstoßlegende liegt. Dass die AfD und andere so ein großes Problem mit der Würdigung dieses für die De- mokratie so wichtigen Ereignisses haben, lässt tief blicken. Damit wird historische For- schung und der Unterricht zumindest meiner Geschichtslehrer*innen in Frage gestellt und eine neue Verschwörungstheorie geschaffen. Und der Experte, den Sie, Herr No- bis, dazu heranziehen, macht deutlich, mit welchem Geschichtsverständnis Sie sich gemein machen.
Wen wundert’s. Spätestens nachdem hier in diesem hohen Hause Begriffe wie ‚Lügen- presse‘ in ihrer Rede gefallen sind, ist ja auch allen klar, wessen Geistes Kind Sie sind. Da passt es Ihnen natürlich nicht, dass Menschen gewürdigt werden, welche sich vor 100 Jahren unter anderem für die Pressefreiheit stark gemacht haben.
Ich bleibe dabei: Der Matrosenaufstand muss weiter gewürdigt werden und in Erinne- rung bleiben. Deutsches Heldentum war den Matrosen weniger wichtig als der Wunsch nach Frieden und das Zusammenstehen für Gerechtigkeit. Für eine kurze Zeit hatten viele Menschen Hoffnung auf eine bessere Welt. Das macht den Matrosenaufstand auch in der heutigen Zeit zu einem leuchtenden Vorbild.
Vielen Dank.
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