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09.11.18
11:41 Uhr
Landtag

100 Jahre nach 1918, 80 Jahre nach 1938 und fast 30 Jahre nach 1989: Gedenken an den 9. November im Landtag

Nr. 174 / 9. November 2018

100 Jahre nach 1918, 80 Jahre nach 1938 und fast 30 Jahre nach 1989: Gedenken an den 9. November im Landtag
Landtag und Landesregierung haben heute (Freitag) bei einer gemeinsamen Veranstaltung im Schleswig-Holsteinischen Landtag der historischen Ereignisse des 9. November in der deutschen Geschichte gedacht und dabei zu Wachsamkeit, gesellschaftlichem Zusammenhalt und demokratischem Gestaltungswillen aufgerufen.
Der 9. November sei einer der bedeutendsten Tage für die deutsche Geschichte, hob Landtagspräsident Klaus Schlie in seiner Ansprache hervor. „Mal Sternstunde der Geschichte, mal Tag des unfassbaren Verbrechens – beides gehört zu unserer Vergangenheit und beides mahnt uns, die Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte nicht als Selbstverständlichkeit zu verstehen.“ Beides müsse immer mit eigener Kraft eingefordert werden, so der Appell des Parlamentspräsidenten. „Es ist fatal zu denken, man könne im Abseits stehen, ohne eigene Haltung und ohne eigenen Einsatz. Das ist mit Blick auf das heutige Datum niemals eine Option für Demokraten.“
„Der 9. November ist ein Schlüsseltag der deutschen Geschichte, auf dem Licht und Schatten liegen. Die unterschiedlichen Ereignisse vom Matrosenaufstand über die Reichspogromnacht bis zum Mauerfall führen uns vor Augen, wie wichtig es ist, sich aktiv für Frieden, Menschenrechte und Demokratie einzusetzen“, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Monika Heinold. „Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist die Grundlage für Demokratie. Deshalb müssen wir uns immer wieder dafür engagieren, diesen Zusammenhalt zu stärken. Der 9. November sollte uns Mahnung sein, im Ringen um Demokratie nicht nachzulassen.“
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler ging in seinem Vortrag insbesondere auf die Komplexität der Ereignisse und Zusammenhänge im November 1918 ein, als in nur wenigen Wochen Kriegsende, Revolution und neue politische Ordnung verhandelt wurden. Er warnte vor einer oberflächlich-idealisierenden Lesart der revolutionären Ereignisse hundert Jahre später: „Die Revolution war eher das Ergebnis eines eklatanten Versagens der alten Eliten beziehungsweise ihrer gravierenden Fehleinschätzung der Lage als das eines gezielten und strategischen Agierens der Revolutionäre. Sie war eher der Zusammenbruch der alten Ordnung, für die niemand mehr zu 2

kämpfen bereit war, als die Umsetzung von Ideen, die von einer revolutionären Gegenelite entwickelt worden waren. Insofern hatte der Verlauf der Revolution etwas ausgesprochen chaotisches.“ Nicht zuletzt die Ziellosigkeit der Revolutionäre habe letztlich dazu geführt, dass Teile der Bevölkerung und des Militärs – die sich trotz der realen Niederlage im Krieg nicht wirklich besiegt fühlten – der sogenannten Dolchstoßlegende folgen konnten und die Revolution für die Niederlage verantwortlich machen konnten. Die Folgen dieser propagandistischen Umdeutung historischer Verläufe hätten durchaus die weitere deutsche Geschichte im gesamten 20. Jahrhundert beeinflusst.