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14.12.18
13:30 Uhr
SSW

Flemming Meyer: GründerInnenprämie wäre zeitgemäß

Presseinformation Kiel, den 14. 12. 2018

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer TOP 56 Meistergründungsprämie Drs. 19/1078

„Der SSW setzt sich für einfache, transparente und nachhaltige Unterstützung
aller Gründungsvorhaben ein; eine Bevorzugung für Meister halten wir für
den verkehrten Weg.“


Vielen Dank für den vorgelegten Bericht. Er gewährt quasi einen Blick in den Maschinenraum der
Wirtschaftsförderung: in dem Bericht kann man Argumente und Ausgestaltungsideen einer
neuen Maßnahme nachlesen, bevor diese tatsächlich an den Start geht. Leider fehlt in dem
Bericht ein Hinweis auf die geplante Evaluation der Maßnahme. Der Wirtschaftsminister will
loslegen, aber ob die Maßnahme wirklich die Ziele erreicht, spielt im Bericht keine Rolle. Dabei
wäre es zielführend, nach vier oder fünf Jahren zu überprüfen, ob dieses zusätzliche Angebot die
Überlebensrate der Betriebe tatsächlich erhöht.
Die Meistergründungsprämie hat gute Gesellschaft: in Schleswig-Holstein gibt es bereits viele
Existenzgründungsprogramme. Allein auf der Homepage des Ministers wird auf fünf 2
verschiedene Unterstützungsinstitutionen verwiesen: die Investitionsbank Schleswig-Holstein,
die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die
Bürgschaftsbank und das Existenzgründungsportal des Bundeswirtschaftsministeriums. Da hat
man es als Gründungswilliger ja mit richtig vielen Helferlein zu tun. Da kann ja gar nichts schief
gehen.
Aber genau das tut es doch. Viele Existenzgründer kennen ihren Markt nicht, haben keine
finanziellen Rücklagen oder sind einfach schlecht in der Akquise. Sie verschwinden vom Markt.
Damit sie mich richtig verstehen: das ist beileibe kein Beinbruch. Man muss den Mut haben,
etwas auszuprobieren. Davon lebt die Wirtschaft. Eine Katastrophe wird es nur, wenn mit dem
Betriebsende der persönliche Ruin verbunden ist. Darum ist es gut, dass die Wirtschaftsförderer
in Krisensituationen solide Beratungen anbieten.
Doch ums Durchhalten geht es bei der Meistergründungsprämie erst einmal nicht. Maximal
10.000 Euro stellt das Land jungen Meistern bei der Betriebsgründung zur Verfügung. Keine
große Summe, aber ein gutes Argument bei Verhandlungen mit den Banken. Bei höheren
Volumen besteht die Gefahr, dass sich Meister zur Gründung verführen lassen. Bei 10.000 Euro
ist klar, dass die Prämie nur einer von mehreren Finanzierungsbausteinen sein kann.
Bei dem geringen Fördervolumen ist auch klar, dass die Ziele der Prämie etwas vollmundig
ausgefallen sind. Eine „Sicherung vorhandener sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze im
Handwerk“ ist mit dieser Prämie allein nicht zu erreichen. Dazu gehört eine gute Gründungsidee,
eine Gründerpersönlichkeit und nicht zuletzt ein gutes Beratungsnetzwerk.
Ich habe bereits im letzten Jahr davor gewarnt, Gründungen quasi staatlicherseits lenken zu
wollen. Der Staat kann das nicht; er hat nicht die Kompetenz dazu. Er kann nur Anreize bieten
und Bürokratie vereinfachen.
Wenn er das tut, sollte er das für alle Gründer tun. Der SSW setzt sich für einfache, transparente
und nachhaltige Unterstützung aller Gründungsvorhaben ein; eine Bevorzugung für Meister
halten wir für den verkehrten Weg. 3
Gerade die Meistergründungsprämie hat nämlich einen gewaltigen Schönheitsfehler: Da der
Anteil von Meisterinnen im Handwerk nur bei ca. 20% liegen dürfte, ist eine
Meistergründungsprämie ein Männerunterstützungsprogramm. Kann man übersehen, sollte
man aber nicht.
Im Handwerk haben es Frauen immer noch schwer; viele weibliche Auszubildende in
traditionellen Handwerksberufen wechseln nach der Gesellenprüfung das Fach. Und das, obwohl
Frauen oftmals zu den Innungsbesten bei den Prüfungen gehören.
Der Wirtschaftsminister sagt, dass Schleswig-Holstein ein Gründerland werden soll. Dafür will er
insbesondere Frauen begeistern und motivieren, eigene Unternehmen zu starten. Mit der
Meistergründungsprämie verfehlt aber dieses Ziel.



Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html