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14.12.18
14:24 Uhr
SPD

Stefan Weber zu TOP 33: Missbrauch und Quälerei stoppen: Der Online-Handel mit Tieren braucht strenge und klare Regeln

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

Kiel, 14. Dezember 2018



TOP 33: Tiere vor Missbrauch schützen: Online-Handel mit Tieren rechtlich regeln (Drs. 19/1116)



Stefan Weber:


Missbrauch und Quälerei stoppen: Der Online-Handel mit Tieren braucht strenge und klare Regeln

Der weltweite Online-Handel mit Waren und Dienstleistungen wächst ständig und macht auch nicht vor lebenden Tieren halt. Im World Wide Web werden nicht nur massenhaft Hundewelpen, Katzen und Kaninchen, sondern auch fast jedes exotische Wildtier zum Kauf angeboten. Besonders problematisch ist der Inseratenhandel, bei dem Privatpersonen, Züchter und Tierhändler auf diversen Plattformen Verkaufsanzeigen einstellen. Oft verbergen sich hinter den Inseraten kommerzielle Anbieter aus dem In- und Ausland, die beispielsweise Zuchthündinnen unterschiedlicher Rassen wie Gebärmaschinen halten und unglaubliche Mengen an Welpen anbieten. Händler werben damit, eine große Auswahl verschiedener Moderassen anbieten zu können. Oft werden die jungen Hunde sehr günstig angeboten. Ein Rassewelpe wird schon mal für ein Drittel des Marktpreises verkauft. In Osteuropa, wo die Hunde in regelrechten Tierfabriken gezüchtet werden, wird weder geimpft noch auf die Gesundheit oder gutes Futter geachtet. Illegale Hundehändler geben sich aber auch als seriöse Züchter aus, um höhere Preise verlangen zu können. Das Leid der Hundewelpen ist immens. Sie werden meist viel zu früh von der Mutter getrennt, so dass die für Hunde sehr wichtige Sozialisierung nicht stattfinden kann. 2



Hinzu kommt, dass sich illegale oder betrügerische Angebote im Inseratedickicht kaum von seriösen Anzeigen unterscheiden lassen. Am Ende sind die Leidtragenden nicht nur die betroffenen Tiere, sondern oft auch die arglosen Käufer. Die Gefahr, ein krankes Tier im Internet zu kaufen, ist sehr groß. Skrupellosen und profitorientierten Tierhändlern ist die Gesundheit ihrer „Ware“ egal. Die niedlichen Anzeigenfotos von munteren Hunde- und Katzenbabys haben nichts mit der Realität zu tun, denn dahinter verbergen sich oft Tiere mit chronischen oder sogar tödlichen Infektionskrankheiten. Auch der Handel mit exotischen Wildtieren ist äußerst lohnend, zumal die Nachfrage nach immer ungewöhnlicheren Haustieren wächst und Sammler zum Beispiel für einen seltenen Papagei über 10.000 Euro bezahlen. Entsprechend umfangreich ist die Angebotspalette im Internet. Der Großteil dieser exotischen Tiere wird aus dem Herkunftsland, meist aus dem ostasiatischen und afrikanischen Raum, aber auch aus Südamerika nach Deutschland importiert. Die Haltung der Tiere vor Ort ist häufig katastrophal und den Transport überleben oft nur wenige der Tiere.
Experten gehen davon aus, dass selbst geschützte Arten verbotenerweise in freier Wildbahn gefangen und, als „Nachzucht“ deklariert, nach Europa gelangen. Am Tier selbst lässt sich meist zunächst kaum erkennen, ob es in der Wildnis oder im Terrarium geboren ist. Sind die Tiere endlich bei ihrem neuen Besitzer, geht das Leiden weiter, denn diese halten ihr „wildes Haustier“ oft nicht artgerecht und oft nicht unter Berücksichtigung der rechtlichen Vorschriften. Nach § 11 Tierschutzgesetz braucht in der Bundesrepublik Deutschland derjenige, der gewerblich mit Tieren handeln will, eine Erlaubnis der zuständigen Behörde. Im Internet klappt dies aber nicht, hier gibt es keine Regeln, hier kann ganz einfach das Tier anonym angeboten und verkauft werden. Lassen Sie mich bitte auch noch meine ganz persönliche Meinung zum Online-Handel mit Lebewesen anmerken. Wir Abgeordnete hier im Parlament sind unserem Gewissen gegenüber verantwortlich. Und wenn ich hier weiter darüber nachdenke, dann frage ich mich, Lebewesen, für die wir Menschen eigentlich eine Schutzpflicht, eine Sorgepflicht haben, die wir nicht fragen können, werden wie Gegenstände, wie Möbelstücke über einen anonymen, digitalen Markt angeboten. Ethisch gesehen, müsste man doch eigentlich sagen, was machen wir Menschen hier mit unseren Mitgeschöpfen. Aber das ist eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss.
Der anonyme Online-Handel mit Tieren muss verboten werden, um die Tiere vor Missbrauch und Quälerei zu schützen. Und für den legalen Online-Handel braucht es verbindliche Regelungen zum Schutz der Tiere. Hier sind die Händler stärker in die Verantwortung zu nehmen. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit stehen auch wieder niedliche Hundewelpen und Katzenbabys auf einigen Wunschzetteln. Die Anschaffung eines Haustieres sollte gut überlegt sein, ich bin der 3



Meinung: Lebende Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum. Ich beantrage Überweisung in den Ausschuss, um das Thema dort noch einmal zu vertiefen.