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14.02.19
15:37 Uhr
SPD

Kai Vogel zu TOP 13: Schwimmunterricht ist nicht nur wichtig, sondern vielfach lebenswichtig

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

Kiel, 14. Februar 2019



TOP 13: Schwimmausbildung in Schleswig-Holstein fördern (Drs. 19/1168, 19/1067)



Kai Vogel
Schwimmunterricht ist nicht nur wichtig, sondern vielfach lebenswichtig

Auch wenn Schwimmunterricht in der Schule nur eine notwendige Grundlage schaffen kann, ist jede Schwimmstunde sinnvoll investiert, weil sie Leben retten kann. Die Lektüre des Berichts der Landesregierung vermittelt uns interessante Fakten. So erfahren wir, dass Schleswig-Holstein nicht nur über 1.100 Kilometer Küstenlänge, sondern auch über 32.000 Kilometer Flusslandschaft verfügt. Auch wissen wir nun endlich, dass die durchschnittliche Entfernung zwischen Schule und nächstgelegener Schwimmstätte bei 5.890 Metern liegt. Und wer von uns hätte gedacht, dass die Fähigkeit zu schwimmen das Risiko verringert zu ertrinken? Ich habe mittlerweile jede Hoffnung aufgegeben, dass unsere Verwaltung es lernt, dass hübsche bunte Torten- und Säulengrafiken ihre Wirkung verfehlen, wenn die Drucksachenfassung in schwarz- weiß ist.
Die Umfrage bei den Schulen hat ergeben, dass 13 % der Schulen keinen Schwimmunterricht erteilen. Darunter sind 15 % der Grundschulen und 9 % der Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Der Grund dafür liegt durchweg darin, dass für den Schwimmunterricht keine Schwimmbäder zur Verfügung stehen. In wenigen Fällen schlägt auch hier der Fachkräftemangel zu, weil keine Lehrkräfte mit spezieller Befähigung für den Schwimmunterricht zur Verfügung stehen bzw. weil sie zu alt sind, um gegebenenfalls rettend eingreifen zu können. 2



Dann ist es natürlich das kleinere Übel, auf den Schwimmunterricht zu verzichten, bis geeignete Lehrkräfte zur Verfügung stehen, ergänzt durch zusätzliche Personen, die rettend eingreifen können. Denn jeder weiß: wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es gerade im Schulunterricht mit Sicherheit schief.
Das Kernproblem liegt aber in der Erreichbarkeit von Schwimmbändern für den Unterricht. Im Landesdurchschnitt ist dabei die Versorgung mit Schwimmbädern mit einem auf knapp 10.000 Einwohner nicht einmal schlecht; wenn aber der Anfahrt- bzw. der Fußweg so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass die Sportstunde überwiegend auf dem Weg verbracht wird, macht es wenig Sinn, wenn der eigentliche Schwimmunterricht nur 15-20 Minuten dauert. Mindestens Doppelstunden müssen dann die Regel sein, was viele Schulen vor Probleme stellen dürfte. Der Bericht nennt eine Reihe von Maßnahmen, die als Anregung zu verstehen sind. Doch bei einigen Vorschlägen habe ich doch erhebliche Zweifel, ob diese von Personen erarbeitet wurden, die die Realität in der Schule kennen.
Die Zeiten für den Schwimmunterricht werden von der Schwimmhalle bzw. der Kommunalverwaltung vorgegeben, und meist genau dann, wenn es vom Stundenplan eigentlich überhaupt nicht passt. Wenn sich dann schon kaum Zeitfenster für den Schwimmunterricht für die eigene Schule finden, kommt es einem größeren Lottogewinn gleich, wenn dann eine Schule, mit der man nach Vorstellung des Ministeriums kooperieren soll, zeitgleich altersähnlichen Schülerinnen und Schülern in der Schwimmhalle das Schwimmen beibringt.
Der Verweis auf Zusammenarbeit mit außerschulischen Trägern ist nett gemeint, doch bis auf die Universitätsstandorte finden Sie kaum woanders genügend Personen (z.B. von der DLRG), die an Vormittagen Zeit für ein solches Vorhaben haben, denn sie müssen ja auch immer für einen Krankheitsfall gewappnet sein. Und der Vorschlag, einfach mal die Zeit in einer Projekt- oder Vorhabenwoche dafür zu nutzen, hilft keiner Schule, da die Schwimmhalle in dieser Zeit ja mit den anderen Schulen besetzt ist, die dort außerhalb derer Projekttage regulären Schwimmunterricht haben. Und ich kann mich an keine Klassenfahrt erinnern, bei der die Lehrkräfte noch Zeit gefunden hätten, nebenbei Schwimmunterricht zu erteilen.
Den Antrag der Koalitionsfraktionen finde ich nicht ganz geglückt. Wir haben es in der Vergangenheit immer abgelehnt, den Unterricht durch ausgebildete Lehrer durch externe Kräfte zu ersetzen. Schwimmmeister oder sonstige Personen, die in einem Notfall schnell und wirksam eingreifen können, sollten in jedem Fall den Sportlehrer unterstützen, sie sollten ihn aber nicht ersetzen. 3



Wozu insgesamt 150.000 Euro bereitgestellt werden sollen, wenn die Koalitionsfraktionen selbst keine Ahnung haben, was die Regierung mit diesem Geld machen soll, erschließt sich nicht. Wir sollten den Bericht der Landesregierung in den Bildungsausschuss überweisen. Beim Antrag der Koalitionsfraktionen werden wir uns enthalten.