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15.02.19
14:25 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 36: Auch Kohl kann Weltkulturerbe sein - Rede zu Protokoll!

REDE ZU PROTOKOLL !
TOP 36: Entwicklung einer Netzwerkstrategie Weltkultur- und Weltnaturerbe (Drs. 19/1103, 19/1187)



Kiel, 15. Februar 2019



Martin Habersaat:
Auch Kohl kann Weltkulturerbe sein

„Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit“, hat der Schriftsteller und Nobelpreisträger Thomas Mann einst gesagt – die UNESCO-Route „Naturwunder und stolze Städte“ bestätigt ihn. Naturdenkmäler wie das Wattenmeer und die urwüchsigen Buchenwälder wechseln sich hier ab mit historischen Hansestädten wie Bremen, Lübeck, Wismar und Stralsund.“
Das ist nicht von mir. Das steht auf der Webseite der Deutschen Zentrale für Tourismus und beschreibt eine von acht UNESCO-Routen, die es dort zu finden gibt. Die von der Koalition im Antrag niedergeschriebene Idee zur Einrichtung von Welterbe-Routen war offenbar so gut, dass andere sie schon vor Jahren hatten. Teil der DZT ist übrigens die TASH, so dass wir zu diesen Routen sicher auch Kompetenz im eigenen Lande hätten. Bleibt die Strategie zur Vernetzung und weiteren Förderung des kulturellen Erbes. Und wer sollte etwas gegen eine Strategie zur Förderung oder Netzwerke haben? Zumal, wenn sie vorsichtshalber zunächst nur geprüft wird? Die UNESCO hat den Begriff des Kulturerbes in den letzten Jahren sehr ausgeweitet. Viel spannender als die Frage, ob dieses oder jenes Gebäude den Status des Kulturerbes erhält, ist die Liste des immateriellen Kulturerbes.
Und wenn ich mir diese Liste, nach Bundesländern gegliedert, ansehe, mache ich die deprimierende Entdeckung, dass unser Bundesland hier fast nur bei länderübergreifenden kulturellen Phänomenen vertreten ist, z. B. beim Singen der Deutschen Arbeiterbewegung und natürlich dem Niederdeutschen Theater. Landesspezifisch sind bisher nur das Biikebrennen und 2



die Helgoländer Dampferbörte. Und wir alle fragen uns doch zu Recht, wie wir diese Liste verlängern können. Dazu kann vernetztes Denken wichtige Hinweise liefern. 2013 wurde Kimjang in diese Liste aufgenommen. Darunter versteht man die gemeinschaftliche Herstellung von Kimchi, also die Zubereitung von Chinakohl und Rettich durch Milchsäuregärung, was das wichtigste und bekannteste Gericht in Korea ist. Das Schöne daran ist, dass die staatliche Teilung Koreas dieses gemeinsame kulturelle Erbe nicht beeinträchtigt hat. Bis heute hat praktisch jede koreanische Familie ihr traditionelles Rezept, und Kohl gehört zu den wenigen Grundnahrungsmitteln, die im wahrlich nicht von Überfluss gesegneten Nordkorea noch einigermaßen erhältlich sind. Nun ist der Kohl nicht allein auf die koreanische Halbinsel beschränkt. Die zahlreichen Nutzpflanzen aus der Gattung Brassica sind quasi weltweit verbreitet, und so liegt es doch nahe, dass das Grünkohlessen, dem wir uns alle in dieser Jahreszeit mit größter Regelmäßigkeit zu unterziehen haben, ebenfalls in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird und damit das kulturelle Netzwerk von Nordkorea bis Nordfriesland gespannt wird.
Aber Achtung jetzt! Wer diese Idee bei der Regierung einspeisen möchte und im Internet nach der Adresse sucht, stößt auf folgenden Hinweis: „In Schleswig-Holstein reichen Sie Ihre elektronische Bewerbung im Kulturministerium unter der folgenden E-Mail-Adresse ein: kulturerbe@jumi.landsh.de „ Da wurde in die Pflege der Webseiten ungefähr so viel Mühe gesteckt wie in diesen Antrag. Der Antrag der Koalitionsfraktionen enthält viel Soße, wenig Fleisch und - sicher zum Leidwesen der GRÜNEN - nicht einmal Gemüse. Er knüpft nicht an bestehende Initiativen im Land, vor allem aber auch nicht an Initiativen an, die durch die dänische Regierung bereits auf den Weg gebracht wurden.
Beim jetzigen Stand der Dinge werden wir uns wie schon im Ausschuss nur enthalten können. Wenn die Landesregierung ein entsprechendes Strategiekonzept vorgelegt hat, wird es hoffentlich substantieller sein als dieses dünne Papier, mit dem sich die Landesregierung wie so häufig durch die Jamaika-Koalition zu etwas auffordern lässt, was sie mutmaßlich schon längst tut. Auf die Debatte um diese künftige Strategie freue ich mich jetzt schon und hoffe, dass dabei etwas Konkretes herauskommt.