Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
07.03.19
10:26 Uhr
B 90/Grüne

Rasmus Andresen zur Netzneutralität

Presseinformation

Landtagsfraktion Rede zu Protokoll gegeben! Schleswig-Holstein TOP 11 – Netzneutralität bewahren Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt der netzpolitische Sprecher der 24105 Kiel Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Rasmus Andresen: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 097.19 / 07.03.2019
Netzneutralität: Unser freies Internet ist unter Beschuss
Bei der Netzneutralität geht es um unsere gemeinsamen Spielregeln fürs Internet. Sie ist nicht nice-to-have, sondern die Grundlage für ein freies Internet. Frei von staatlicher Lenkung oder ökonomischen Interessen. Wir haben auf Grüne Initiative hin im Koaliti- onsvertrag vereinbart, dass wir die Netzneutralität im Internet gesetzgeberisch wirksam schützen wollen. Wir Grüne streiten schon lange in Land und Bund deren gesetzliche Verankerung, auch wenn sich die wechselnden Bundesregierungen dem bisher verwei- gert haben.
Die Grüne Bundestagsfraktion hat zuletzt im Februar im Bundestag gefordert, dass dis- kriminierende Überholspuren oder Zero-Rating- Modelle, also die Bevorteilung von be- stimmten Datenpaketen bei Mobilfunkanbietern, endlich wirksam verboten werden. Eine erneute Möglichkeit dafür bietet die geplante Überarbeitung der sogenannten BEREC- Leitlinien. In diesen wird festgelegt, zu welchen Kriterien das offene und freie Internet gewährleistet werden soll.
Wir Grüne wollen, dass dort eindeutig diskriminierende Überholspuren und Zero-Rating ausgeschlossen bleiben. Wir wollen, dass die EU-Kommission und die Bundesnetza- gentur diese Regeln auch wirksam gegen Telekom, Vodafone und co. durchsetzen.
Dafür muss sich die Große Koalition in Berlin aber weiter bewegen. Während wir im Landtag auch in der letzten Wahlperiode Mehrheiten für die Netzneutralität hatten, pas- siert in Berlin wenig. Der Koalitionsvertrag der GroKo tut so, als würde sich die Bundes- regierung überzeugt für die Netzneutralität einsetzen, aber davon merkt man am Han- deln der Bundesregierung nichts. Das Prinzip Netzneutralität wird dort bekräftigt, aber von Taten ist nichts zu Sehen. Deshalb wollen wir aus dem Land heraus tätig werden.
Deswegen fordern wir, dass die Landesregierung im Bund und auf europäischer Ebene sich dafür einsetzt, dass die Netzneutralität endlich wirksam geschützt wird. Denn dass Seite 1 von 2 das dringend nötig ist, zeigt uns eine Studie von „Epicenter.works“, die im Februar ver- öffentlicht wurde.
Die Autor*innen der Studie wollten wissen, ob sich die mobilen Anbieter an die EU- Vereinbarung halten, keine Daten in ihren Angeboten zu privilegieren, beziehungsweise zu diskriminieren. Die Antwort ist: Der Regelvorstoß bei den Mobilfunkanbietern ist der Regelfall.
Und auch wenn Gratis-Musik im Datenpaket kurzfristig erst einmal verlockend für alle Verbraucher*innen ist, zeigt die Studie auch für uns Verbraucher*innen viele Nachteile auf. Durch fehlende Netzneutralität werden einige wenige große Anbieter bevorteilt. Sie können ihre Marktmacht ausnutzen. Ein großer Mobilfunkanbieter kann mit einem gro- ßen Streaminganbieter leichter den Markt dominieren. Kleine Anbieter haben dadurch schlechte Chancen, auf den Markt zu kommen. Monopole können sich bilden und Prei- se dadurch mittelfristig deutlich ansteigen.
Immer mehr Anbieter im Telekommunikations- und Netzbereich kommen nicht mehr aus Europa. Die Huawei-Debatte bei 5G ist dafür ein gutes Beispiel. Je mehr Anbieter aus Diktaturen oder aus Staaten mit ganz anderen Datenschutzbestimmungen bei uns marktrelevant werden, desto abhängiger wird unsere IT-Sicherheit von anderen. Ganz egal ob de facto asiatische Staatsunternehmen oder US-Digitalkonzerne aus dem Si- licon Valley: Wir müssen dafür sorgen, dass sie zu unseren Regeln bei uns auf dem Markt spielen. Dafür brauchen wir starke Datenschutz- und IT Sicherheitskriterien, wie aber auch eine glasklar gesetzlich verankerte Netzneutralität.
Unser freies Internet ist unter Beschuss. Schleswig-Holstein verlässt die Zuschauerrolle und mischt sich im Bund aktiv ein. 2019 soll die Überarbeitung der Netzneutralitätsre- geln starten, die beste Gelegenheit also, endlich etwas für die Verbraucher*innen und die Wirtschaft nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa zu tun.
Die Mobilfunkanbieter haben sich in Stellung gebracht, die Netzneutralitätsregeln im Zusammenhang mit der Einführung von 5G sogar noch aufzuweichen. Nachdem Trump bereits die Netzneutralitätsregeln der Obama-Administration gekippt hat, müssen wir verhindern, dass Europa nachzieht. Es geht darum, dass das Internet unabhängig von Konzernmacht und staatlicher Lenkung allen zur Verfügung steht.
Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag.
***



2