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08.03.19
14:21 Uhr
SPD

Stefan Weber zu TOP 23: Die Verwendung von Mikroplastik muss deutlich eingeschränkt und speziell in Kosmetika verboten werden

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

Kiel, 8. März 2019



TOP 23: Mikroplastikeinträge einschränken (Drs. 19/1308)



Stefan Weber:
Die Verwendung von Mikroplastik muss deutlich eingeschränkt und speziell in Kosmetika verboten werden

Einmal Duschen mit etwas Duschgel, dann noch eine Haarwäsche mit Shampoo, schon strömen 100 000 kleinste Plastikpartikel in den Abfluss. Viele Produkte zur Körperpflege enthalten synthetisch hergestellte und mikroskopisch kleine Polymere: Körperlotionen, Deos, Aftershaves, Lippenbalsam, Puder und viele mehr. Mikroplastik sind Plastik-Partikel, die fünf Millimeter und kleiner sind. Oftmals haben sie durchaus eine Funktion. Duschgele und Crèmes zur Körperpflege bilden einen sehr dünnen Film und legen sich so angenehm auf die Haut, weil sie Acrylat-Copolymere oder Acrylat-Crosspolymere enthalten. Im Shampoo umhüllen die Kunststoffe als Film das einzelne Haar und erleichtern so das Kämmen, im Haarschaum schützt der Plastikfilm vor der Hitze des Föhns. Andere Kunststoffe wie Polyethylen oder Nylon- Polymere erhöhen in Lippenstiften die Viskosität.
Wenn wir uns also die Haare waschen oder duschen, dann spülen wir die Inhaltsstoffe und damit auch die kleinen Plastikteilchen ab. So gelangen sie in den Abfluss und eben auch in den Wasserkreislauf. Die meisten Kläranlagen haben keine Filter, die diese kleinen Partikel zurückhalten könnten. Das heißt, dass die Teilchen, in die Flüsse und am Ende in die Meere gelangen. Das bedeutet, wie für so viel anderen Plastikmüll, Endstation Meer. Wie sich 2



Mikroplastik auf die Ökosysteme im Meer auswirkt, ist bisher nicht genau geklärt. Aber gut ist es bestimmt nicht. Muscheln und Fische nehmen es auf, in Seehunden ist es nachgewiesen. Mikroplastik ist aber auch im Honig und im Trinkwasser gefunden worden. Somit gelangen die Teilchen in die Nahrungskette. Menschen nehmen sie u.a. beim Verzehr von Fischen auf. Bisher ist ungeklärt, wie sich das auf die menschliche Gesundheit auswirken könnte. Man braucht aber nicht viel Phantasie zu haben, Mikroplastik über die Nahrungsaufnahmen direkt in den Verdauungstrackt des Menschen. Das hat langfristig bestimmt keine guten Folgen.
Nach einer Untersuchung vom Fraunhofer-Institut für Umwelt vom Juni 2018 zu Mikro- und Makroplastik ist eine Wirkung auf den Menschen nicht auszuschließen. Es gibt aber auch das sekundäre Mikroplastik, das nämlich durch Abrieb von Makroplastik entsteht. Spätestens bei dem baldigen Wechsel von Winter- auf Sommerreifen wird vielen Autofahrern in diesem Frühjahr wieder auffallen, dass ihre Reifen weniger Profil haben. Über 100.000 Tonnen Reifenabrieb landen pro Jahr auf deutschen Straßen und gelangen von dort über die Kanalisation in Flüsse oder ins Erdreich. Sichtbar ist dies auch oft an den schwarzen Streifen auf der Straße, die beim Bremsen oder zu rasantem Anfahren entstehen. Der weitaus größte Teil des Abriebs liegt jedoch kaum sichtbar als Feinstaub auf Straßen und Pflanzen. Welche Folgen hat das für die Umwelt? Wenn wir Niederschläge haben, dann wird dieser Reifenabrieb abgespült. Innerhalb von Ortschaften geht das dann meist über die Gullys in die Kanalisation. Außerhalb von Ortschaften, auf der Autobahn zum Beispiel, da läuft der Reifenabrieb ab und versickert im Erdreich. Hier muss in der Zukunft weiter geforscht werden, um ein klares Bild zu bekommen, welche Bedeutung Reifenabrieb und die Elemente aus dem Reifenabrieb für Organsimen haben. Hier muss geprüft werden, wie wir den Eintrag daraus in die Umwelt verringern können. All das legt nahe: die Verwendung von Mikroplastik muss deutlich eingeschränkt und speziell in Kosmetika verboten werden! Zu letzterem gibt es bereits einen Landtagsbeschluss von 2017. Passiert ist bis jetzt nichts. Daher freue ich mich, dass die demokratischen Kräfte dieses Landtages heute noch einmal einen gemeinsamen und weitergehenden Antrag zu diesem wichtigen Thema auf den Weg bringen.