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20.06.19
15:22 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP29: Resten er tavshed!

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

Kiel, 20. Juni 2019



TOP 29: Konzept Nachbarsprache Dänisch in öffentlichen Schulen (Drs. 19/1518)



Martin Habersaat:


Resten er tavshed! „Eine der schönsten Schriften von Mark Twain ist sein Essay: „The Awful German Language“. in dem er empfiehlt, das Deutsche wegen seiner schrecklichen Kompliziertheit zu den toten Sprachen zu legen, da nur die Toten Zeit genug hätten, es zu lernen. Was ich nicht weiß, ist, ob Mark Twain je nach Dänemark gekommen ist. Ich glaube nicht, sonst hätte er gewiss noch einen Essay über die Hürden der dänischen Aussprache nachgeliefert. Eigentlich sollte es etwas völlig Normales sein, dass man in der Schule die Sprache des unmittelbaren Nachbarlandes lernt. Ist es aber nicht.
In Nordrhein-Westfalen liegt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die Niederländisch lernen, bei ungefähr 20.000. NRW hat insgesamt über 2,5 Millionen Schüler. Niedersachsen hat ungefähr 1,1 Millionen Schüler, aber Niederländisch lernen nur rund 5.000 davon. Es ist umgekehrt übrigens genauso. Die Zahl der niederländischen Schüler, die Deutsch wählen, ist rückläufig. Etwas besser sieht es im Osten aus. In Brandenburg lernen rund 2.700 Schülerinnen und Schüler Polnisch, das ist immerhin ein Prozent aller Schüler, und die Tendenz ist steigend. Die Polen sind hier viel eifriger, natürlich in erster Linie wegen des Arbeitsmarktes Deutschland. Allein in Westpommern lernen 80.000 Schüler Deutsch. Daran gemessen sind wir in Schleswig- Holstein gar nicht so schlecht davor. Über 10.000 Schülerinnen und Schüler von insgesamt knapp 400.000 lernen Dänisch. Die ganz genauen Daten erhalten wir Jahr für Jahr durch die Anfragen der Kollegin Waldinger-Thiering; das erleichtert eine aktuelle Zahlenrecherche, was in 2



den anderen Bundesländern nicht ganz so einfach war. Dänisch ist aber nicht nur in der Grenzregion Schleswig von Interesse, in der die wechselseitigen Minderheiten leben. Die Entscheidung, die Verkehrsanbindung zwischen beiden Ländern über Fehmarn neu und schneller zu gestalten, soll einen wirtschaftlichen Impuls geben. Es muss ja nicht zwingend so sein, dass man sich nur auf Englisch miteinander unterhält, sondern gegenseitige Sprachkenntnisse sollen ja angeblich viele Dinge erleichtern. Man braucht sich dazu nur die Erfahrungen aus Nord- und Südschleswig anzusehen; die IHK Flensburg hat dazu kürzlich einen Bericht über junge Verkäuferinnen und Verkäufer vorgelegt, die zweisprachig auftreten konnten.
Der Antrag des SSW geht deshalb in die richtige Richtung, weil er hervorhebt, dass das Dänische – anders als das Polnische und das Niederländische – für uns zweierlei Bedeutung hat: als Sprache der größten Minderheit in unserem Lande und als Sprache unseres Nachbarlandes. Ich meine allerdings, dass er an einer Stelle zu kurz greift, wenn er nur auf die Weiterbildung der Dänisch-Lehrkräfte durch das IQSH abstellt. Das Problem liegt nicht in der Weiterbildung, sondern in der Ausbildung. Wenn wir kurzfristig einen flächendeckenden Dänisch- Unterricht an unseren Schulen anbieten wollten, würden wir daran scheitern, dass uns viel zu wenige Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Die würden wir auch nicht alle aus Dänemark importieren können. Das wird die Landesregierung bei der Erarbeitung ihres Konzepts natürlich berücksichtigen müssen. Dadurch wird jedoch der Antrag des SSW nicht falsch, den wir gern unterstützen.
Mit der Bitte um Zustimmung zum Antrag schließe ich meine Rede mit den Worten eines berühmten Dänen: „The Rest is Silence!“.“