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28.08.19
15:21 Uhr
B 90/Grüne

Ines Strehlau zum Herkunftssprachlichen Unterricht

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 19 – Herkunftssprachlichen Unterricht neu aufstellen Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt die bildungspolitische Sprecherin der Düsternbrooker Weg 70 Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Ines Strehlau: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 309.19 / 28.08.2019

Sprache ist ein wichtiger Baustein von Integration
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen und Kollegen, liebe Gäste auf der Tribüne,

der Europarat und das europäische Parlament sagen, dass jeder Mensch, der in Euro- pa lebt, drei Sprachen sprechen sollte: die jeweilige Landesprache, Englisch als soge- nannte Verkehrssprache sowie eine weitere Fremdsprache.
Menschen mit Migrationshintergrund bringen bereits eine weitere Sprache mit. Es wäre also geradezu eine Verschwendung, diese Sprachenvielfalt in einer pluralistischen Ge- sellschaft wie Deutschland nicht zu nutzen. Eine Integration der Herkunftssprache in unser Bildungssystem ist also sinnvoll, schon aus Gründen der europäischen Integrati- on und der Völkerverständigung im Allgemeinen.
Im Kontext von Schule ist meinem Erachten nach die damit einhergehende Wertschät- zung des Individuums zentral. Nach der Heidelberger Pädagogik- Professorin Havva Engin bestätigen Forschungsergebnisse die sehr positiven Effekte von Kenntnissen in den Herkunftssprachen auf die Deutschkompetenz. Dieser Unterricht nützt der Persön- lichkeitsentwicklung. Er steigert die Lernmotivation. Wenn die Herkunftssprache zum Unterrichtsfach wird, dann wird sie von den Schülerinnen und Schülern und deren El- tern – wie eine Fremdsprache – als Bildungsressource erkannt. Das hat auch etwas mit Anerkennungskultur zu tun. Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund wer- den nicht mehr aus der Defizitperspektive betrachtet, sie erfahren mit ihrer Zweispra- chigkeit eine positive schulische Aufwertung. Die Anerkennung der eigenen Herkunftssprache bedeutet außerdem Bewahrung von Identität. Gegenseitiger Respekt für die jeweils andere Kultur und Sprache ist ein wich-
Seite 1 von 2 tiger Baustein von Integration und schlägt sich so letztendlich auch im gesellschaftli- chen Zusammenhalt nieder. Bei uns in Schleswig-Holstein wird herkunftssprachlicher Unterricht vorwiegend als Konsulatsunterricht durchgeführt. Er ist ein außerschulisches Angebot, er steht nicht un- ter der Aufsicht des Bildungsministeriums. Deshalb kommt immer mal wieder die Frage auf, wie der Unterricht abläuft und welche Inhalte dort vermittelt werden.
Um für Transparenz zu sorgen, hat das Bildungsministerium die Möglichkeit vereinbart, im Konsulatsunterricht verstärkt zu hospitieren. Wir finden das ist ein guter Ansatz.
Es gibt aber auch an einigen, wenn auch wenigen, Schulen im Land bereits herkunfts- sprachlichen Schulunterricht in Türkisch. Am Hans-Geiger-Gymnasium und der Theo- dor-Storm-Schule in Kiel und auch an der Gotthard-Kühl Schule in Lübeck ist ein sol- ches Angebot eingerichtet worden. Das ist ein Anfang.
Der Bedarf bei den Schulen an herkunftssprachlichen Unterricht ist durchaus gegeben. Unser Ziel ist es deshalb, mehr Lehrkräfte für herkunftssprachlichen Unterricht auszu- bilden. Dafür ist zuerst einmal wichtig herauszufinden, welche Sprachen in welchem Umfang genau nachgefragt sind. Dann müssen Lehrkräfte entsprechend geschult wer- den. Hier könnte durch Fortbildungen, zum Beispiel für Lehrkräfte mit Türkisch als Mut- tersprache, vergleichsweise schnell eine Qualifizierung stattfinden. Am leichtesten ist es bei den Lehrkräften, die eine weitere Fremdsprache studiert haben, weil sie das Feld der Fremdsprachendidaktik schon kennen.
Außerdem muss es möglich werden, Herkunftssprachen bei uns in Schleswig-Holstein auch zu studieren. Hier ist es uns wichtig, verstärkt Menschen mit Migrationshintergrund für den Lehrerberuf zu begeistern, damit die Vielfalt der Gesellschaft sich auch im Kol- legium widerspiegelt. Dazu gibt es vielversprechende Gespräche mit der CAU in Kiel. Die Sprachenvielfalt in Deutschland ist eine Bereicherung und Studien belegen, dass die Pflege der Herkunftssprache nicht nur die Sprachkompetenz festigt, sondern auch den Erwerb der deutschen Sprache positiv beeinflusst.
Vieles spricht also für die Förderung der Muttersprache in einer globalisierten Welt, denn herkunftssprachlicher Unterricht leistet einen wichtigen Beitrag für eine weltoffene Erziehung und interkulturell kompetente Bürgerinnen und Bürger.
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