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25.09.19
16:59 Uhr
B 90/Grüne

Marlies Fritzen zum Umweltzustand der Schlei

Presseinformation

Landtagsfraktion Rede zu Protokoll gegeben! Schleswig-Holstein TOP 46 – Bericht über den Umweltzustand der Schlei Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt die umweltpolitische Sprecherin der Düsternbrooker Weg 70 Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Marlies Fritzen: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 344.19 / 25.09.2019

Die Schlei muss wieder sauber werden
Die sanft hügelige Landschaft mal rapsgelb, mal saftig grün, der rote Schleswiger Dom und die weißen Schleidörfer, der Wind und die Wolken zwischen Schleswig und Kap- peln, die blaue Schlei – was so idyllisch anmutet hat doch eine sehr dunkle Seite wenn man unter die (Wasser-)Oberfläche schaut.
Umweltgifte aus industrieller Nutzung eines Gaswerkes und einer Dachpappenfabrik, jahrzehntelange bis heute andauernde Überdüngung und aktuell die Plastikverschmut- zung aus der Kläranlage im letzten Jahr. Die Schlei ist ein Brennglas, unter dem wir die historischen wie aktuellen Umweltsünden eigentlich gar nicht übersehen können.
Und doch: unter Wasser sieht man es nicht und über Wasser riecht man es nicht, also alles gut? Schon lange nicht und schon lange wissen wir dies auch.
Der aktuelle Bericht ist ein weiterer Beleg dafür. Und er ist auch ein Beleg dafür, dass es sich bei Umweltfragen um ein besonders dickes Brett handelt, das politisch zu boh- ren ist.
Bei der Plastikverschmutzung dagegen ist es erstaunlich schnell gelungen, deutliche und wirksame Veränderungen zu erreichen. Lebensmittel dürfen nicht mehr inklusive Plastikverpackung in die Bioabfallentsorgung gelangen. Das ist gut so. Der eigentliche Skandal liegt allerdings tiefer: dass überhaupt so viele Lebensmittel überschüssig pro- duziert und dann als Wohlstandsmüll entsorgt werden, ist maßlos und zeigt, dass wir auch heute noch trotz aller Erkenntnis nicht bereit sind verantwortungsvoll mit unseren natürlichen Ressourcen umzugehen.
Die Gefahren aus der Teerresteverarbeitung in der Dachpappenfabrik am Wiking Eck sind darüber hinaus von einem ganz anderen Kaliber. Hier treten bis heute krebserre- gende Stoffe ins Grundwasser aus und werden teilweise auch in die Schlei infiltriert.
Seite 1 von 2 Auch davon wusste man und neuere Untersuchungen zeigen sogar, dass die Kontami- nationen schlimmer sind als bislang angenommen. Dennoch wurde hier gebaut, teilwei- se sogar Wohnhäuser. Jetzt geht es darum, mit zig Millionen Euro das Gebiet zu sanie- ren. Finanzierungswege werden gesucht und es ist gut und richtig, dass das Land hier unterstützt.
Und schließlich die Nährstoffbelastung der Schlei. Die Einträge aus der Kläranlage und der Zuckerfabrik sind Geschichte, die sich als Faulschlamm in der Schlei ablagern. Die Zuckerfabrik ist weg, die Kläranlage saniert.
Bleibt die Landwirtschaft. 75 Prozent der Flächen im Einzugsgebiet der Schlei werden landwirtschaftlich genutzt, vorwiegend mit Ackerbau. Die Einträge durch Stickstoff lie- gen im Bereich der Koseler Au doppelt so hoch wie erlaubt bei 5,4 mg/l, an der Füsin- ger Au immerhin noch bei 4,2 mg/l. Phosphat wird über die Füsinger Au in 14facher Höhe eingeleitet als erlaubt.
Das sind Zustände die nicht hinnehmbar sind und die über die neuen Düngerichtlinie vermutlich auch nicht wesentlich verbessert werden. Die Gewässerschutzberatung des Landes ist richtig und wichtig. Es müssen aber auch messbare Verbesserungen her, die laut Bericht zum Beispiel für die nächste Analyse zur Wasserrahmenrichtlinie 2021 nicht zu erwarten sind.
Es gibt hier eigentlich nur eine Maßgabe: wir müssen von den hohen Einträgen runter und das schnell.
Das vom Kreis erarbeitete „Integrierte Schleiprogramm“ weist genau in diese Richtung. Ob die dort bezeichneten Maßnahmen wie beschrieben funktionieren können bezweife- le ich. Aber wir Grüne nehmen es doch zum Anlass darüber nachzudenken, wie man an der Schlei ein Pilotprojekt etablieren kann, um mit der Landwirtschaft zu Verbesserun- gen zu kommen. Dazu gehört eine scharfe Düngeverordnung, dazu gehören Gewässer- randstreifen ohne Düngung und Pestizide, dazu gehören aber auch Unterstützung und Anreize für mehr Umweltschutz.
Nach der langen Tradition von Umweltsünden, die bis heute reicht, wäre das endlich ein Anfang, der dazu führen sollte, dass man zukünftig den Faulschlamm mit der Lupe su- chen muss.
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