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24.01.20
10:18 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 14: "Entrepreneurship Education" geht an den Kernproblemen der Schulen meilenweit vorbei

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 24. Januar 2020
Martin Habersaat: "Entrepreneurship Education" geht an den Kernproblemen der Schulen meilenweit vorbei TOP 14: Mehr Unternehmergeist in Schleswig-Holsteins Schulen – Landeskonzept Entrepreneurship Education (Drs. 19/1872)
„Drei bildungspolitische Vorhaben der CDU aus jüngster Zeit waren: 1. Die Forderung, Schulen in Deutschland zu beflaggen. 2. Die Forderung, jungen Mädchen an deutschen Schulen Kopftücher zu verbieten. 3. Die Forderung, neben den Flaggenmasten oder an anderer geeigneter Stelle Kondomautomaten aufzustellen. Alle drei Vorhaben trafen und treffen, vorsichtig formuliert, nicht ganz den Kern dessen, was ich für die wichtigsten Aufgaben unserer Schulen halte. Die Entrepreneurship Education kommt diesem Kern ein bisschen näher - das mag daran liegen, dass nicht die CDU allein Antragssteller ist - aber so richtig viel besser ist auch dieser Antrag nicht. „Der Auftrag der Schule wird bestimmt … durch die staatliche Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler auf ihre Stellung als Bürgerinnen und Bürger mit den entsprechenden Rechten und Pflichten vorzubereiten.“ So haben wir es in § 1 unseres Schulgesetzes definiert. Im Schulgesetz werden noch weitere Ziele genannt, und in den einzelnen Fachanforderungen wird das noch weiter ausgeführt. Die Jamaika-Koalition hat sich nun dazu entschieden, einzelne Aspekte des schulischen Auftrags in den Mittelpunkt verschiedener Mottojahre zu stellen. Dabei sollte man die alte Weisheit nicht vergessen: Wenn alles besonders wichtig ist, ist nichts besonders wichtig. Lohnender schiene mir, den schulischen Auftrag gelegentlich mit dem schulischen Alltag abzugleichen und zu sehen, wie wir beides besser übereinbringen. • Da müssten wir über Zeiten für Kooperation und Entwicklung sprechen. • Da müssten wir darüber sprechen, Fächergrenzen öfter zu überwinden und kooperatives Lernen zu fördern. • Und da müssten wir über Ganztagsschulmodelle und eine Rhytmisierung von Lernen sprechen, die zum Jahr 2020 passt.
Am 2. November 2018 teilte das Bildungsministerium mit, dass es eine Zukunftswerkstatt zu diesem Thema durchführe. Besonders viel scheint dabei aber nicht herausgekommen zu sein, weil es außer der Pressemitteilung kein weiteres Material auf der Website des Ministeriums gibt. Kommt heute dieser Antrag, weil Sie ein ähnliches Vorgehen der Ministerin wie bei der großen G8/G9-Raumabfrage fürchten? Bei allen Gymnasien wurde die Raumsituation abgefragt und dann in der Antwort auf meine Kleine Anfrage eingeräumt, dass eine systematische Auswertung dieser Rückmeldungen überhaupt nie beabsichtigt war und auch nicht erfolgt ist. Oder warum sonst kommt dieser Antrag heute? Weil sie einen Teil der Bildung sowieso ins Wirtschaftsministerium schieben? Weil die Zahl der Unternehmensgründungen zurückgeht? Das tut sie nicht. Wollte man sie weiter steigern, bräuchte man vielleicht eher einen Wagniskapitalfonds für Arbeiterkinder als mehr Entrepreneurship Education. Weil es mit der Unternehmensnachfolge oft hakt? Über 98 Prozent der Unternehmen im Land sind kleine und mittlere


1 Unternehmen. Die brauchen wir und wir wünschen uns, dass sie in schleswig-holsteinischer Hand bleiben. Aber sind die Menschen an den Spitzen dieser Unternehmen dort gelandet oder haben sie gegründet, weil die Entrepreneurship Education ihrer Schulzeit so vorbildlich war? Und scheitern Betriebsübergaben daran, dass sie es heute nicht mehr ist? In meinen Gesprächen mit vielen Beteiligten höre ich eher was von aufgeschobenen Investitionen, unterschiedlichen Preisvorstellungen und oftmals auch vom Wunsch junger Unternehmerinnen und Unternehmer, mit etwas eigenem zu beginnen. Manchmal geht es auch um die Schwierigkeit, Einfluss abzugeben. Das ist für mich allerdings kein Grund, „Loslass-Education“ zu fordern. Weil das Klima von Social Entrepreneurs gerettet werden muss? Bräuchten die nicht erstmal fachliches Rüstzeug, Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge und soziale Verantwortung? Warum werden dazu keine Werkstätten abgehalten und Konzepte entwickelt? Natürlich ist wichtig, dass junge Menschen lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Damit haben unsere Schulen eine ganze Menge zu tun, auch ohne dass jeden Monat eine neue bildungspolitische Sau einer coolen Überschrift wegen durchs Dorf getrieben wird, die an den Kernthemen vorbei geht. Wir lehnen den Antrag ab.“



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