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20.02.20
17:40 Uhr
SPD

Kirsten Eickhoff-Weber zu TOP 31: Erhalt gelingt nicht allein auf Naturschutzflächen oder gar im Museum

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 20. Februar 2020

Kirsten Eickhoff-Weber: Erhalt gelingt nicht allein auf Naturschutzflächen oder gar im Museum TOP 31: Förderung zum Erhalt seltener Nutztierrassen und Kulturpflanzen (Drs. 19/832, 19/1852)
„Dem Minister und den zuständigen Mitarbeiter*innen danke ich für den Bericht. Aber so wie manche alte Rasse im Nebel der Vergangenheit versunken ist, so ist auch die vorgelegte Strategie an manchen Stellen noch im Nebel der Zukunft. Das Thema ist von besonderer Bedeutung, gerade mit Blick auf die dringend notwendige Neuausrichtung der Agrarpolitik hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft: ökologisch verträglich, sozial gerecht, ökonomisch rentabel und am Tierwohl orientiert. Die vergangenen Jahrzehnte haben zu einer immer intensiveren, spezialisierteren Landwirtschaft geführt. Einer Landwirtschaft, die sich auf die vermeintlichen Hochleistungsarten reduziert hat. So kann es nicht weiter gehen. Wir müssen neue Wege beschreiten. Dazu braucht es eben auch andere Nutztier- und Kulturpflanzen und -Arten, und anders heißt eben oft, der Rückgriff auf alte bewährte Rassen und Sorten. Das ist aber nur möglich, wenn es diese auch noch gibt. Das Thema wurde viele Jahre vernachlässigt, oft belächelt. 2007 hat die Bundesregierung eine nationale Strategie zur Agrarbiodiversität auf den Weg gebracht - Hand aufs Herz, in S-H ist die nationale Strategie bisher nur sehr bedingt umgesetzt worden. Der Bericht lobt zu Recht die Aktivitäten der Stiftung Naturschutz S-H und die sehr gelungenen Maßnahmen für das artenreiche Grünland. Da wird wirklich überzeugende Arbeit geleistet. Aber wenn ich an das 2019 beschlossene GrünlandG erinnern darf: da wurde ein möglicher Beitrag für die Agrarbiodiversität nicht genutzt! Das muss uns bewusst sein: Erhalt gelingt nicht allein auf Naturschutzflächen oder gar im Museum, oder Botanischen Garten. Erhalt gelingt nur, wenn wir eine reich strukturierte nachhaltige Landwirtschaft fördern, die Biodiversität ermöglicht. Die neue EU Förderperiode muss endlich Leistungen für das Gemeinwohl, für Artenvielfalt honorieren und nicht nur den Besitz von ha. Die Landesregierung muss dies verstärkt auf EU-Ebene einfordern. Für die seltenen Haustierrassen soll laut Bericht die Arche Warder Fördermittel erhalten. Allerdings hätte der Leiter der Arche Warder noch ganz andere Einflussmöglichkeiten. Er ist Mitglied im Kuratorium der Tönnies-Forschung. Und gerade die Schlachtindustrie, wie die von Tönnies, treibt die Reduzierung auf das eine Normschwein an. Wenn es gelänge, alte Rassen mit ihren besonderen Qualitäten wieder vermehrt zu vermarkten, wären manche Probleme deutlich kleiner. Wir dürfen nicht warten, bis es kaum noch Tiere einer Rasse gibt! Wir müssen bereits vor dem Notstand aktiv werden! Im Rinderbereich müssen Erhaltungs-Programme gestartet werden, wenn die Population noch nicht unter 5.000 – 6.000 Kühe gefallen ist. Die RSH eG, entwickelt und führt im Rinderbereich für Angler und Rotbunt DN nachhaltige Zuchtprogramme durch, mit dem Ziel der genetischen Erhaltung und der ökonomischen Wettbewerbs-fähigkeit der Rassen. Das wurde durch EIP- Fördermittel und europäische Projekte wie ReDiverse gefördert. So konnte erreicht werden, dass die Angler Rinderrasse und die Rotbunt DN Rasse stabil in unserer Rinderlandschaft verankert sind und prozentual ihre Anteile an den SH Rinderrassen halten konnten. Zu den bedrohten Rinderrassen zählen bei uns in SH: Angler alter Zuchtrichtung und Deutsches Shorthorn. Bis 2016 gab es für die Herdbuchführung Fördermittel des Landes. Diese wurden eingestellt. Hier muss jetzt was getan werden!


1 Und noch ein Blick auf die kleinen Tiere. Sowohl die Schaft- und Ziegenhalter als auch die Landesverbände der Rasse-Geflügel- und Rasse-Kaninchen-Züchterhaben im Ausschuss ihr Leid geklagt. Auch sie zählen zur Landwirtschaft. Sie sind mit viel Engagement, Herzblut und Erfolg an dem Erhalt der Agrobiodiversität beteiligt. Sie brauchen mehr Unterstützung, da hilft ein Blick in andere Bundesländer. Sie brauchen weniger Bürokratie, da hilft ein Blick zu unseren europäischen Nachbarn und sie brauchen ein Veterinärsystem, das in Schleswig- Holstein einheitlich ist. Hier braucht es eindeutige Verordnungen, die für Gleichbehandlung im ganzen Land sorgen! Wir sollten im Ausschuss vertiefen, welche Maßnahmen der Landesregierung auf den Weg gebracht werden müssen.“



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