Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
18.06.20
12:11 Uhr
SPD

Beate Raudies zu TOP 11: Sprachliche Gleichbehandlung ist unerlässlich für erfolgreiche Gleichstellung

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 18. Juni 2020
Beate Raudies: Sprachliche Gleichbehandlung ist unerlässlich für erfolgreiche Gleichstellung TOP 11: Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Gleichstellung der Frauen im öffentlichen Dienst

„Eine grundsätzliche Anmerkung zu Beginn: In der folgenden Rede verzichte ich wegen der besseren Verständlichkeit auf die Verwendung der männlichen Formen, die jeweils unter der weiblichen Form subsumiert wurden. Ja, Sie haben richtig gehört – subsumiert. Subsumieren bedeutet laut Duden, einen Begriff unter einen Oberbegriff unterzuordnen. Wollen wir das wirklich – Unterordnung? In Artikel 3 Abs. 2 des GG heißt es: „Frauen und Männer sind gleichberechtigt.“ Da ist nicht die Rede von Über- und Unterordnung! Und trotzdem finden sich Formulierungen wie diese in der Einleitung vieler Texte. Andere Beispiele: „Aus Gründen der Verständlichkeit wurde für diesen Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.“ Oder: „Im gesamten Text steht die männliche Form stellvertretend für Personen beiderlei Geschlechts.“ Mein persönlicher Favorit ist nach wie vor die Formulierung, die weiblichen Mitglieder dieser Gruppe seien dann „mitgemeint“. Menschen haben aber bei der männlichen Form auch tatsächlich Männer vor Augen. Umgekehrt fühlen sich sehr viele Frauen und Menschen verschiedenster Geschlechter auch nicht „mitgemeint“ und angesprochen. Bemühungen, diese Art der sprachlichen Unsichtbarmachung von Frauen zu vermeiden, stoßen bei vielen Menschen auf Ablehnung - es sei albern / überflüssig / Teil eines Plans zur feministischen Weltherrschaft, auf sprachlichen Alternativen zu bestehen. Wenn überhaupt einmal sachliche Argumente für diese Ablehnung genannt werden, dann sind das normalerweise die folgenden: Geschlechtsneutrale und geschlechtergerechte Formulierungen seien umständlich und behinderten das Leseverständnis. Hier kann ich nur entgegnen: Sprache prägt unsere Realität, unsere Gesellschaft. Und wir wollen eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter sichtbar sind. Gendergerechte Sprache zeigt Wertschätzung gegenüber allen Menschen, unabhängig ihres Geschlechts. Sprachliche Gleichbehandlung aller Geschlechter ist unerlässlich für eine erfolgreiche Gleichstellung. Und es geht nicht nur um die gleichberechtigte Nennung von Männern und Frauen, sondern muss inzwischen auch auf Inter- oder Transsexualität erweitert werden. Deswegen ist es keine Kleinigkeit, was die AfD hier fordert, sondern ein Schritt zurück… Und nicht nur, weil das Gleichstellungsgesetz eine sozialdemokratische Handschrift trägt, sondern aus tiefster Überzeugung lehnen wir diesen Gesetzentwurf ab. Ich möchte schließen mit einem Zitat von Anatol Stefanowitsch, der sich in seinem Blog „Sprachlog - Frauen natürlich ausgenommen“ mit dem Thema beschäftigt hat: „Geschlechtergerechte Sprache hat keinen negativen Einfluss auf die Verständlichkeit und Lesbarkeit von Texten. Wohl aber hat sie einen Einfluss auf die Einbildung männlicher Leser.““



1