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28.10.20
11:56 Uhr
B 90/Grüne

Bernd Voß zur Wasserstoffstrategie

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 62 – Wasserstoffstrategie des Landes Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Dazu sagt der energiepolitische Sprecher Landeshaus der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Bernd Voß: Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 344.20 / 28.10.2020 Wasserstoffstrategie: Nicht bloß eine Wasserstoffstrategie, sondern die Was- serstoffstrategie der erneuerbaren Energien
Sehr geehrte Damen und Herren,
danke an die Landesregierung und die Mitarbeiter*innen für die Erarbeitung der Strategie und des Maßnahmenkataloges. Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass Grüner Wasser- stoff das Fluidum der Energiewende in allen Sektoren wird. Deswegen begrüßen wir es, dass die Landesstrategie genau darauf abzielt. Wir haben sie auch grade darum bean- tragt, um neben den inzwischen verabschiedeten Strategien des Bundes und der EU, eine Strategie mit konkreten Maßnahmen für das Land zu setzen, die sich an den Poten- tialen des Landes orientieren und auf die vielen bereits getätigten Investitionen – beson- ders auch denen von mittelständischen Unternehmen – aufbaut. erneuerbare Energien sind unsere ökonomische Perspektive. Auch deshalb müssen administrative Hemmnisse aufgegriffen werden. Eine Erdgasbohrung ist privilegiert, der Elektrolyseur, der aus er- neuerbaren Energien Wasserstoff erzeugt, nicht. Förderleitfäden können helfen, die Mög- lichkeiten, die sich aus 30 Millionen Landesmittel zusammen mit den Mitteln der EU und des Bundes ergeben, optimal einzusetzen. Eine Landeskoordinierungsstelle Wasserstoff und ein Landeskompetenzzentrum Wasserstoffforschung, welches das alles in optimierte Bahnen lenkt, wären sinnvoll.
Wir setzen auf deutlich mehr Unabhängigkeit von Importen bei der Energiebereitstellung auch bei erneuerbaren Energien. Besonders auch dann, wenn die erneuerbaren Ener- gien in den Regionen Benötigt werden. Kein anderes Industriegas hat in der Sprache so viele Farben: Schwarz, Grau, Blau, Türkis, Grün. Dabei ist Wasserstoff an sich farblos, wodurch man ihm nicht ansieht, ob er fossil oder aus erneuerbaren Energien stammt. Erst recht sieht man nicht, welcher Strom bei der Elektrolyse genutzt wurde und ob be- ziehungsweise wie der Strom woanders ersetzt wurde. Klartext; Ausschließlich Wasser- stoff aus erneuerbaren Energien, welcher sonst nicht anders hätte verwendet werden
Seite 1 von 2 können, verdient das Zertifikat „grüner Wasserstoff“. Nur dieser hat dauerhaft eine Zu- kunft.
Ob in der Stahlerzeugung, der schweren Mobilität oder der Energiespeicherung. Alles andere ist verkappte fossile oder nukleare Energie und somit ein Auslaufmodell. Klartext: auch aus fossilem Gas erstellter Wasserstoff ist ein Auslaufmodell. Mit dem Atom- und Kohleausstieg müssen wir den Ausstieg aus fossilen Gasen anpacken.
Das uns noch zur Verfügung stehende Budget an Klimagasen wird schon weit vor 2050, evtl. sogar schon 2035 verbraucht sein. Es bleibt nur die direkte Stromnutzung und die Erzeugung von Wasserstoff mittels Elektrolyse mit Strom aus zusätzlichen, neu zu errich- tenden erneuerbaren Energien, meist Wind und Photovoltaik. Wer Wasserstoff sagt, muss auch sagen, wieviel Photovoltaik oder Wind er dafür installieren will. Rund 50-60 kWh Strom wird für ein Kilogramm Wasserstoff gebraucht und dafür knapp einen Quad- ratmeter Photovoltaik gebraucht.
Normal genutzte PKW brauchen 100 kg Wasserstoff im Jahr, also 100 Quadratmeter neue Photovoltaik. Rund eineinhalb Millionen Pkw im Land brauchen demnach 150 km². Also rund ein Prozent der Landesfläche auf dem Dach oder in der Fläche für diesen Teil der Individualmobilität. Bei direkter E-Mobilität wäre der Bedarf ca. 1/3 davon. Doch Was- serstoff ist nicht nur für Autos nutzbar. Dabei gilt die Regel: Je weiter und je größer desto eher Wasserstoff. Fern-LKW, kleine Personenzüge, Schiffe und auch Nutzfahrzeuge mit Wasserstoff. Wasserstoff ist aber nicht auf Fahrzeuge beschränkt. Ein besonders wichti- ger Aspekt des Wasserstoffs ist die Transportierbarkeit und Speicherfähigkeit von erneu- erbaren Energien. Das versetzt uns auch in die Lage saisonale Schwankungen der Stromnetze auszugleichen. Wasserstoff kann direkt stofflich in der Industrie oder für Wärme genutzt werden Bei der Elektrolyse und auch bei der Nutzung in Brennstoffzellen entsteht Wärme bei achtzig Grad Celsius. Bisher wurden diese als Verlust betrachtet. Heute kann diese Wärme als Bestandteil der Wärmewende angesehen werden. Auch darauf setzt diese Strategie.
Die vorgestellte Strategie ist sinnvoll und die Maßnahmen sind ausgesprochen gut. Set- zen Sie die Arbeit mit bewährtem Tempo fort und lassen sie uns im Umweltausschuss und mitberatend im Wirtschaftsausschuss den Bericht und weitere Ergebnisse vertiefen. ***



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