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5. Februar 2020 – Lesung im Landtag

„Eine Geschichte von Mut und Zivilcourage“

Ein arabischer Arzt, der im Berlin der 1930er Jahre Juden versteckt – eine außergewöhnliche Geschichte, die der israelische Journalist Igal Avidan aufgedeckt und veröffentlicht hat. Sein Buch präsentierte er am Dienstagabend in der Reihe „Politische Literatur“ im Landeshaus.

Der israelische Journalist und Autor Igal Avidan sitzt bei einer Lesung auf dem Podium.
Igal Avidan liest aus seinem Buch „Mod Helmy. Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete.“ Foto: Landtag, Regina Baltschun

Als ersten Araber überhaupt ehrt die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem den Arzt Mod Helmy 2013 posthum mit der Medaille „Gerechter unter den Völkern“ – eine Auszeichnung für diejenigen, die zu NS-Zeiten Juden das Leben retteten. Der israelische Journalist Igal Avidan wittert eine außergewöhnliche Geschichte, die er über mehr als anderthalb Jahre aufwendig recherchiert und schließlich in seinem Buch „Mod Helmy. Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete“ festhält. Sein Werk und die Entstehungsgeschichte dahinter präsentierte der Nahostexperte Avidan, der seit 1990 in Berlin lebt, am Dienstagabend im Landeshaus.

Mod Helmy, 1901 in Ägypten geboren, kommt zum Medizinstudium nach Berlin. Er wird selbst von den Nationalsozialisten als „Nichtarier“ diskriminiert und inhaftiert. Trotzdem hilft er jahrelang einer jüdischen Familie, sich vor der Gestapo zu verstecken. Mitten in Berlin gelingt es ihm eine junge aus Rumänien stammende Jüdin als Muslima in Sicherheit zu bringen. Autor Igal Avidan traf Helmys ehemalige Patienten, besuchte seine Verstecke und zeichnet seine einzigartige Geschichte nach. Für ihn steht sie beispielhaft für „Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen“. Helmy, der als Moslem Juden vor dem sicheren Tod bewahrte, könne für Israelis und Araber gleichermaßen als Heldenfigur dienen.

Lehrstück für Menschlichkeit

Landtagsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber sprach in ihrem Grußwort von einer „Geschichte von Mut und Zivilcourage“. Sie sei ein Lehrstück dafür, „dass es jede und jeder Einzelne selbst in der Hand hat, vor dem Unrecht zu kapitulieren oder mutig einen Weg zu gehen, der die Menschlichkeit bewahrt“. Für ein Überraschungsmoment sorgte Zuhörer Ulrich Bartens-Lenz, der sich nach der Lesung zu Wort meldete und bekannte: „Ich kannte Mod Helmy.“ Er sei zu Jugendzeiten zeitweise sein Hausarzt gewesen – über seine Geschichte habe er allerdings nichts gewusst.

Die Lesung ist Teil der Reihe „Politische Literatur im Landtag“. Mit dem Gedenkprogramm „75 Jahre nach Auschwitz“ – teilweise durchgeführt in Kooperation mit dem Kieler RBZ Wirtschaft und dem Landesbeauftragten für politische Bildung – setzt sich der Landtag gegen das Vergessen und für Demokratie ein.