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Gesundheit: Barrieren für Migrantinnen und Migranten abbauen
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82PRESSEINFORMATION SSW-Landtagsvertretung Norderstr. 74 D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, d. 21.03.2002 Silke Hinrichsen Es gilt das gesprochene WortTOP 9 Gesundheitssituation der Migrantinnen und Migranten (Drs. 15/1694)Mensche, die ihr bisheriges Leben aufgegeben haben, die auf der Flucht sind oder wo anders ihr Glücksuchen, sind besonders belastet. Und Menschen sind verletzlich, wenn sie in einem Land leben, dessenSprache sie nicht sprechen wie die eigene, deren Kultur und kulturelle Grenzen sie nicht ausreichendkennen und deren Bürger sie wie Fremde behandeln. Es kann also niemanden verwundern, dassMigrantinnen und Migranten in besonderem Maße gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind.Andererseits gibt es wohl wenige Bereiche in denen Sprache und kulturelle Verständigung ähnlichwichtig und sensibel sind wie im Gesundheitsbereich. Es geht um die Intimsphäre des Körpers und derSeele. Wer von uns hat nicht schon einmal überlegt, wie man dem Arzt oder der Ärztin sein Problemtreffend beschreiben kann? – Und das obwohl wir die deutsche Sprache ungleich besser beherrschen.Wer schon einmal den Versuch unternehmen musste, seine Gefühle treffend in einer Fremdspracheauszudrücken weiß, was eine Therapie in deutsch für die Betroffenen bedeuten kann. Es ist deshalbnachvollziehbar, dass Migrantinnen und Migranten besondere Berührungsängste im Verhältnis zumGesundheitswesen haben können.Was aber wirklich überrascht, ist dass dieses anscheinend erst in jüngster Zeit thematisiert wird. Dervorliegende Bericht macht deutlich, dass die Politik sehr spät aufgewacht ist. Offensichtlich ist nur aufdas Problem reagiert worden, wo es wirklich anbrennt. Nur dort wo die direkte Kommunikationerforderlich ist, oder wo bestimmte Infektionsrisiken Handlung notwendig machen, hat man sich aufdie kulturellen Besonderheiten und sprachlichen Probleme der Migrantinnen und Migranten Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de eingestellt. Die Vermehrte Verordnung von Medikamenten deutet aber auch darauf hin, dass man sichnicht immer die Mühe machen konnte oder wollte.In diesem Sinne begrüßen wir natürlich, dass dieses Problemfeld jetzt im Rahmen dieser Debatte undvor allem in Verbindung mit dem Integrationskonzept der Landesregierung mehr Aufmerksamkeiterhält. Denn natürlich ist dieses ein wichtiger Bestandteil der Integrationspolitik. Wenn Ungleich-heiten in Bezug auf die Gesundheit abgebaut werden sollen, dann muss das Gesundheitswesenkurzfristig darauf achten, dass es allen Migrantinnen und Migranten einen niedrigschwelligen Zugangbietet, damit sie auch für primäre Präventionsmaßnahmen zugänglich werden und sekundärpräventivHilfen in Anspruch nehmen, bevor es akut wird. Und man muss auch dafür sorgen, dass es keine 2-Klassen-Medizin innerhalb der Gruppe der Migranten gibt.Wir geben der Landesregierung Recht darin, dass der Aufbau von Extraangeboten dauerhaft keinegute Alternative ist. Die allgemeinen Integrationsbemühungen müssen so angestrengt werden, dass dieSchwelle zum bestehenden Gesundheitswesen durch sprachliche, kulturelle und soziale Integrationmöglichst niedrig wird. Neben der beiderseitigen Sprachenförderung bei den Einwanderern und imGesundheitswesen, und zusätzlich zu dem Einsatz von Dolmetschern und Sprachmittlern wird manaber trotzdem näher nachsehen müssen, ob nicht auch eine verstärkte gesonderte Anspracheerforderlich ist, um die Inanspruchnahme von Leistungen und die Erreichbarkeit für Information undPrävention zu verbessern. Auch angesichts leerer Kassen darf die Einrichtung von Extraangebotenkein Tabu sein. Das gilt insbesondere für den Pflegebereich, denn besonders demente Menschen miteiner nicht-deutschen Muttersprache können im Alter nur über die erste Sprache erreichbar sein.Wir müssen aber erst einmal wissen, welche Barrieren es überhaupt zu überwinden gilt. Gerade weildie Problemstellung von Migration und Gesundheit noch zu wenig untersucht ist, gibt es noch vielUnwissenheit auf allen Seiten. Eine Gesundheitspolitik zum Abbau dieser Ungleichheiten muss invielerlei Hinsicht auf einer solideren Grundlage beruhen als es der vorliegende Bericht bieten kann.Deshalb ist es begrüßenswert, dass die Landesregierung eine entsprechende Datenerhebung bereits indie Wege geleitet hat. Wir warten gespannt darauf, welche Ergebnisse dabei herauskommen undwelche Maßnahmen daraus abgeleitet werden. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de