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21.03.02 , 10:22 Uhr
SSW

Gesundheit: Barrieren für Migrantinnen und Migranten abbauen

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Kiel, d. 21.03.2002 Silke Hinrichsen Es gilt das gesprochene Wort

TOP 9 Gesundheitssituation der Migrantinnen und Migranten (Drs. 15/1694)
Mensche, die ihr bisheriges Leben aufgegeben haben, die auf der Flucht sind oder wo anders ihr Glück
suchen, sind besonders belastet. Und Menschen sind verletzlich, wenn sie in einem Land leben, dessen
Sprache sie nicht sprechen wie die eigene, deren Kultur und kulturelle Grenzen sie nicht ausreichend
kennen und deren Bürger sie wie Fremde behandeln. Es kann also niemanden verwundern, dass
Migrantinnen und Migranten in besonderem Maße gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind.

Andererseits gibt es wohl wenige Bereiche in denen Sprache und kulturelle Verständigung ähnlich
wichtig und sensibel sind wie im Gesundheitsbereich. Es geht um die Intimsphäre des Körpers und der
Seele. Wer von uns hat nicht schon einmal überlegt, wie man dem Arzt oder der Ärztin sein Problem
treffend beschreiben kann? – Und das obwohl wir die deutsche Sprache ungleich besser beherrschen.
Wer schon einmal den Versuch unternehmen musste, seine Gefühle treffend in einer Fremdsprache
auszudrücken weiß, was eine Therapie in deutsch für die Betroffenen bedeuten kann. Es ist deshalb
nachvollziehbar, dass Migrantinnen und Migranten besondere Berührungsängste im Verhältnis zum
Gesundheitswesen haben können.

Was aber wirklich überrascht, ist dass dieses anscheinend erst in jüngster Zeit thematisiert wird. Der
vorliegende Bericht macht deutlich, dass die Politik sehr spät aufgewacht ist. Offensichtlich ist nur auf
das Problem reagiert worden, wo es wirklich anbrennt. Nur dort wo die direkte Kommunikation
erforderlich ist, oder wo bestimmte Infektionsrisiken Handlung notwendig machen, hat man sich auf
die kulturellen Besonderheiten und sprachlichen Probleme der Migrantinnen und Migranten
Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de eingestellt. Die Vermehrte Verordnung von Medikamenten deutet aber auch darauf hin, dass man sich
nicht immer die Mühe machen konnte oder wollte.

In diesem Sinne begrüßen wir natürlich, dass dieses Problemfeld jetzt im Rahmen dieser Debatte und
vor allem in Verbindung mit dem Integrationskonzept der Landesregierung mehr Aufmerksamkeit
erhält. Denn natürlich ist dieses ein wichtiger Bestandteil der Integrationspolitik. Wenn Ungleich-
heiten in Bezug auf die Gesundheit abgebaut werden sollen, dann muss das Gesundheitswesen
kurzfristig darauf achten, dass es allen Migrantinnen und Migranten einen niedrigschwelligen Zugang
bietet, damit sie auch für primäre Präventionsmaßnahmen zugänglich werden und sekundärpräventiv
Hilfen in Anspruch nehmen, bevor es akut wird. Und man muss auch dafür sorgen, dass es keine 2-
Klassen-Medizin innerhalb der Gruppe der Migranten gibt.

Wir geben der Landesregierung Recht darin, dass der Aufbau von Extraangeboten dauerhaft keine
gute Alternative ist. Die allgemeinen Integrationsbemühungen müssen so angestrengt werden, dass die
Schwelle zum bestehenden Gesundheitswesen durch sprachliche, kulturelle und soziale Integration
möglichst niedrig wird. Neben der beiderseitigen Sprachenförderung bei den Einwanderern und im
Gesundheitswesen, und zusätzlich zu dem Einsatz von Dolmetschern und Sprachmittlern wird man
aber trotzdem näher nachsehen müssen, ob nicht auch eine verstärkte gesonderte Ansprache
erforderlich ist, um die Inanspruchnahme von Leistungen und die Erreichbarkeit für Information und
Prävention zu verbessern. Auch angesichts leerer Kassen darf die Einrichtung von Extraangeboten
kein Tabu sein. Das gilt insbesondere für den Pflegebereich, denn besonders demente Menschen mit
einer nicht-deutschen Muttersprache können im Alter nur über die erste Sprache erreichbar sein.

Wir müssen aber erst einmal wissen, welche Barrieren es überhaupt zu überwinden gilt. Gerade weil
die Problemstellung von Migration und Gesundheit noch zu wenig untersucht ist, gibt es noch viel
Unwissenheit auf allen Seiten. Eine Gesundheitspolitik zum Abbau dieser Ungleichheiten muss in
vielerlei Hinsicht auf einer solideren Grundlage beruhen als es der vorliegende Bericht bieten kann.
Deshalb ist es begrüßenswert, dass die Landesregierung eine entsprechende Datenerhebung bereits in
die Wege geleitet hat. Wir warten gespannt darauf, welche Ergebnisse dabei herauskommen und
welche Maßnahmen daraus abgeleitet werden.

Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de

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