Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

11.11.04 , 17:42 Uhr
SSW

Tiermehl in der Landwirtschaft: Erst kommt das Fressen, dann die Moral

Presseinformation
Kiel, den 11.11.2004 Es gilt das gesprochene Wort



TOP 25 Kontrolle bei der Verwendung von Tiermehl in der Landwirtschaft Drs. 15/3716


Im Zuge der BSE-Diskussionen in Schleswig-Holstein - aber auch europaweit - wurde
eines immer wieder deutlich; solange wir nicht genau wissen wie sich BSE ausbreitet,
müssen wir alles dafür tun, das Risiko der Ausbreitung so weit wie möglich zu minimie-
ren. Im Sinne des Verbraucherschutzes und der Ernährungswirtschaft hat dies auch
weiterhin Bestand für den SSW.


Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft, gilt die Verfütterung von Tiermehl als ein
Übertragungsweg des BSE-Erregers. Daher hat der SSW sich deutlich gegen die Verwen-
dung von Tiermehl als Futtermittel ausgesprochen. Aber auch, weil wir der Auffassung
sind, dass die Verwendung von Tiermehl als Futtermittel für Wiederkäuer und andere
Nutztiere ethisch durchaus zweifelhaft ist.


Dass wir uns heute mit diesem Thema befassen, ist zwar auf eine Fehlinformation der
Organisation Foodwatch zurück zu führen - die auch bundesweit durch die Gazetten 2

gegangen ist. Aber letztendlich, hat diese Fehlinformation gezeigt, dass wir mehr Infor-
mationen und Transparenz über die Verwendung von Tiermehl benötigen.


Wir haben uns bereits im Agrarausschuss mit diesem Thema befasst und ich muss sagen,
dass ich die Auffassung der CDU - auf eine öffentliche Debatte zum jetzigen Zeitpunkt zu
verzichten - in dieser Angelegenheit nicht teile. Auch wenn die Anschuldigungen von
Foodwatch nicht Stand halten, sollten wir offensiv mit dem Thema umgehen, um den
Verbraucherinnen und Verbrauchern eine erneute Verunsicherung zu nehmen und um
Schaden von der Ernährungswirtschaft abzuwenden. Ich kann zwar verstehen, dass der
Kollege Hopp die Ernährungswirtschaft schützen will, aber unserer Meinung nach macht
man dies, indem man offen mit dem Thema umgeht.


Im Agrarausschuss wurde deutlich, dass es drei Kategorien von Tiermehl gibt. Erstens so
genanntes Risikomaterial, zweitens Material von erkrankten Tieren und drittens Teile
aus dem Schlacht- und Zerlegeprozess, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet
sind. Mit dem Material aus diesen drei Kategorien wird unterschiedlich umgegangen. So
wird das Risikomaterial und das Material erkrankter Tiere in Schleswig-Holstein auf
jeden Fall verbrannt. Die Restbestände werden dann beispielweise der Zementherstel-
lung zugeführt. Tiermehl der dritten Kategorie wird sowohl in Biogasanlagen und als
Düngemittel eingesetzt. Und hier liegt meines Erachtens das Problem. Im Ausschuss
wurde deutlich, dass abgekipptes Tiermehl automatisch zu Düngemittel transformiert
und der Verbleib dann nicht mehr dokumentiert wird. Somit ist derzeit nicht überprüf-
bar, was an Tiermehlen in Düngemitteln im Verkehr ist. Wir können also feststellen, dass
es hier eine Lücke gibt, die durchaus die Möglichkeit eröffnet, Tiermehl aus dem staatli-
chen Kontrollbereich zu entziehen. 3

Dass es sich hierbei durchaus um ein lohnendes Geschäft handeln kann, verdeutlichen
die Preisunterschiede für Dünge- und Futtermittel. Soll heißen, dass mit einer Tonne
Futtermittel erheblich mehr zu verdienen ist, als mit einer Tonne Düngemittel.
Die Motivation das schnelle Geld zu machen – auch wenn die Vorgehensweise gegen
geltendes Recht verstößt – ist für einige wenige sehr verlockend. Nach dem Motto: Erst
kommt das Fressen, dann die Moral. Daher müssen wir unbedingt Wege finden, um hier
einen Riegel vorzuschieben.


Dies könnte durch restriktivere Maßnahmen geschehen, indem die Kontrollen verschärft
werden, verbunden mit höheren Strafen. Aber ob dies letztendlich das Problem löst,
wage ich zu bezweifeln. Hier sehe ich nicht, wie die Lücke geschlossen wird. Daher sind
wir der Auffassung, dass die einzige Sicherheit darin liegt, Tiermehl gänzlich aus dem
Kreislauf heraus zu bringen. Das heißt, sämtliche Kategorien von Tiermehl sollten der
thermischen Verwertung zugeführt werden. Nur so können wir wirklich sicher sein, dass
Tiermehl weder als Dünger auf den Feldern und Äckern landet, geschweige denn im
Futtertrog.

Download PDF

Pressefilter

Zurücksetzen