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Flemming Meyer zu TOP 20 - Mobilität und soziale Teilhabe sind Grundrechte - Ein landesweites Sozialticket ist eine Notwendigkeit
Presseinformation Kiel, den 27.01.2012Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 20 Mobilität und soziale Teilhabe sind Grundrechte – Ein landesweites Sozialticket ist eine Notwendigkeit Drs. 17/2070Vorab möchte ich eins klarstellen: Der SSW will Empfängern von Arbeitslosengeld II undMenschen mit ähnlich geringem Einkommen ganz sicher nicht das Recht auf soziale Teilhabeund Mobilität streitig machen. Für uns ist es eine absolute Selbstverständlichkeit, dass jedesMitglied unserer Gemeinschaft einen faktischen Zugang zu Mobilität und gesellschaftlicherTeilhabe haben muss - wie es die Linken fordern. Nur setzt der vorliegende Antrag, der ja inidentischer Form bereits in anderen Bundesländern eingebracht wurde, auf der falschen Ebenean.In der Debatte um die Erhöhung der Regelsätze wurde von verschiedenen Seiten auch der vielzu geringe Regelleistungssatz für den Nahverkehr kritisiert. Jeder hier weiß, dass dieser dieKosten für eine Monatskarte bei weitem nicht deckt. Hieraus muss - wie in anderen Bereichenauch - die Konsequenz folgen, dass diese Leistung erhöht wird. Diese Forderung haben wirnicht nur damals gestellt, sondern wir halten sie natürlich auch nach der Minimalerhöhungzum vergangenen Jahr aufrecht. Der SSW hält es für dringend notwendig, über dieses Thema 2eine intensive politische Diskussion zu führen. Und wir hoffen, dass dabei am Ende einespürbare Verbesserung der Situation von Arbeitslosengeld II-Empfängern herauskommt.Die Vorgaben sind eindeutig: Nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil aus dem Jahr 2010müssen auch Bildungs- und Teilhabebestandteile in die Berechnung der Regelsätze einfließen.Der enttäuschende Kompromiss, mit dem die Hartz IV-Empfänger und ihre Kinder heute lebenmüssen, wird dieser Vorgabe nicht gerecht. So sind zum Beispiel die im Bildungs- undTeilhabepaket für die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben vorgesehenen 10 Euro proMonat und Kind schlicht und einfach viel zu wenig.An diesem Problem muss sich ohne Zweifel etwas grundlegendes Ändern. Doch hier ist nichtdas Land sondern in erster Linie der Bund in der Pflicht. Auch wenn die Linken im vorliegendenAntrag zu Recht darauf hinweisen, dass letztlich das Land eine Verantwortung für dieGleichwertigkeit der Lebensverhältnisse trägt, schlagen sie hier den falschen Weg ein. Dennwir müssen die Grundstruktur ändern und nicht an den Symptomen rumdoktern. Mit demlandesweiten Sozialticket würde aber nur eine Sonderregelung geschaffen, anstatt die Ursachedes Problems zu bekämpfen. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen möchte ich nocheinmal betonen: Auch wir halten die zu geringen Regelsätze für ein massives Problem. Aberdies zu ändern ist eine Aufgabe, die so schnell wie möglich in Berlin gelöst werden muss.Abgesehen davon, dass der Antrag auf der falschen Ebene ansetzt fällt es auch schwer, sich diekonkrete Umsetzung einer solchen Regelung vorzustellen. Da ist zum einen die Frage, wiedieses landesweite Sozialticket genau finanziert werden soll? Weil Vorschläge hierzu fehlen,kommt bei uns der Eindruck auf, dass es sich um einen reinen "Symbolantrag" handelt. Unddamit ist den Menschen die im Leistungsbezug stehen und denen, die ein Einkommenunterhalb der Armutsgrenze haben, nun wirklich nicht geholfen. Darüber hinaus stellt sich dieFrage, wie der kostenfreie Zugang zu kulturellen, sportlichen und sozialen Angeboten in derPraxis geregelt werden soll? Wir befürchten, dass hier ein enormer Verwaltungsaufwand nötig 3wird, der - ähnlich wie im Fall des Bildungs- und Teilhabepakets - viel Geld verschlingt, das beiden Bedürftigen selbst viel besser angelegt ist.Der SSW fordert eine spürbare Verbesserung der Situation von Menschen, dieTransferleistungen beziehen oder ein ähnlich geringes Einkommen haben. Wir wollen eineGesellschaft, die so eingerichtet ist, dass Ausnahmeregelungen und Zusatzlösungen wie daslandesweite Sozialticket überflüssig sind. Selbstverständlich müssen denLeistungsberechtigten in dieser Gesellschaft umfangreiche soziale und kulturelleTeilhabemöglichkeiten eingeräumt werden. Und natürlich haben alle Bürgerinnen und Bürgerein Anrecht auf uneingeschränkte Mobilität und Zugang zu kulturellen, sportlichen undsozialen Angeboten. Doch mit diesem Antrag werden aus unserer Sicht die falschen Prioritätengesetzt. Die drängendsten Probleme um das System Hartz IV werden so nicht gelöst.