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Flemming Meyer zu TOP 61 - Pflegepolitische Perspektiven des Landes Schleswig-Holstein
Presseinformation Kiel, den 22.03.2012Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 61 Pflegepolitische Perspektiven des Landes Schleswig- Holstein Drs. 17/1975 und 17/2223Ich habe für den SSW mehrmals deutlich gesagt: Wenn es uns nicht bald gelingt, wesentlichmehr Ausbildungsplätze und spürbar attraktivere Arbeitsbedingungen in der Pflege zuschaffen, steuern wir auf eine Katastrophe zu. Selbst im vorliegenden Bericht derLandesregierung wird Eingangs festgestellt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Schleswig-Holstein bis 2025 um circa 43 Prozent steigen wird. Und dadurch, dass sich gleichzeitig auchnoch ein Rückgang des privaten Pflegepotentials abzeichnet, wird dieses Problem nochzusätzlich verschärft. Allen ist mittlerweile bewusst, wie groß die Herausforderungen sind. Fürden SSW ist klar: Vor dem grundlegenden Problem, dass immer weniger Menschen imarbeitsfähigen Alter immer mehr Bedürftige versorgen müssen, dürfen wir nicht einfach dieAugen verschließen. Wir müssen endlich entschlossen handeln und die Weichen dafür stellen,dass auch in Zukunft eine menschenwürdige Pflege möglich bleibt.Wir haben hier im Landtag nicht nur wieder und wieder über die vorhandenen Probleme imgesamten Pflegebereich diskutiert. Wir haben auch wiederholt über die notwendigen 2Lösungsansätze für diese Probleme gesprochen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat der SSWvon dem vorliegenden Bericht weit mehr erwartet. Schließlich soll er ausdrücklich diePerspektiven der Pflege in Schleswig-Holstein zum Inhalt haben. Statt aber konkrete Problemeund entsprechende Lösungswege aufzuzeigen, lobt sich die Landesregierung in erster Linieselbst. Ja, es kann sogar der Eindruck entstehen, dass Schleswig-Holstein hier bestens für dieZukunft gerüstet ist. Aber ich muss deutlich sagen: Das sind wir ganz sicher nicht!Dem Bericht nach sieht die Landesregierung ihre „Verantwortung für die Vorhaltung einerleistungsfähigen, zahlenmäßig ausreichenden und pflegerischen Versorgungsstruktur“. Eswird auf das Internetportal „Wege zur Pflege“ oder auf die Förderung von Beratungsstellenverwiesen. Daneben will sich die Landesregierung um mehr Verbindlichkeit bei derAbschätzung des Bedarfs und die Unterstützung des Kompetenzzentrums Demenz bemühen.Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Wir halten all diese Einzelmaßnahmen fürsinnvoll und richtig. Dies gilt ausdrücklich auch für die gerade vorgestellte Landesverordnungüber die Ausbildung und Prüfung in der Altenpflegehilfe. Aber all das wird nicht reichen, wenndie Landesregierung ihrer Verantwortung gerecht werden will und das Ziel einer„leistungsfähigen, zahlenmäßig ausreichenden und pflegerischen Versorgungsstruktur“wirklich erfüllt werden soll.Experten aus dem Pflegebereich weisen regelmäßig darauf hin, dass die Bekämpfung desFachkräftemangels in der Altenpflege größte Anstrengungen aller Beteiligten erfordert. Auchwenn es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, das Berufsfeld der Pflege aufzuwerten unddie Ausbildungssituation zu verbessern, ist hier nicht zuletzt die Landesregierung in einerbesonderen Pflicht. Doch bei zentralen Themen wie der Weiterentwicklung undzukunftsfähigen Gestaltung der Pflegeausbildung oder der Finanzierung derAusbildungskosten treten wir schlicht und einfach auf der Stelle. Auch wir sind der Auffassung,dass die Zusammenführung der Ausbildungsberufe sinnvoll ist und zum verbesserten Ansehen 3führen kann. Aber man darf es nicht bei der bloßen Ankündigung belassen. Wir meinen, dassdie Landesregierung entschlossener handeln und auch entsprechend in Berlin auftreten muss.Für eine deutliche Attraktivitätssteigerung sind natürlich nicht nur dieAusbildungsfinanzierung und eine bundeseinheitliche Pflegeausbildung wichtig. Auch dieEinrichtung einer Kammer für Pflegeberufe wäre hier sinnvoll. Um mehr Menschen für diesesBerufsfeld zu begeistern und die Pflegefachkräfte länger in ihrem Job zu halten, braucht esaber noch mehr: Ein veränderter Personalschlüssel, ein ausgewogeneres Verhältnis zwischenPflege und Dokumentation und nicht zuletzt auch eine bessere Bezahlung sind wichtigeAspekte, wenn es tatsächlich gelingen soll, in der Zukunft eine Pflege auf hohem Niveausicherzustellen. Und hierzu gibt es keine Alternative. Denn am Grundsatz, dass derPflegebedürftige im Mittelpunkt steht und die Versorgung menschenwürdig sein muss, willhoffentlich keiner ernsthaft rütteln.