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25.09.20
12:25 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Qualifizierte Betreuungsangebote statt zwischengeparkte Schulkinder

Presseinformation
Kiel, den 25.09.2020



Es gilt das gesprochene Wort



Jette Waldinger-Thiering
TOP 31 Ganztagsangebote weiterentwickeln – Echte Ganztagsschule
Drs. 19/2433


„Unsere Gesellschaft braucht das individuelle Recht für Grundschulkinder auf
Ganztagsbetreuung!“


Martin Habersaat schreibt im Antrag der SPD-Fraktion, wir brauchen eine gesellschaftliche
Diskussion darüber, wie die Schule von morgen aussehen soll. Und ich finde, da hat er recht. Wir
sind ja auch mittendrin, denn Corona hat uns die Mängel der Schulsysteme nochmal mehr als
deutlich vor Augen geführt. Gerade auch was Bildungsgerechtigkeit, Nachmittagsbetreuung und
Freizeitgestaltung angeht. Und vielleicht bietet das auch Chancen, nochmal anders über so etwas
wie das System Ganztagsschule nachzudenken.


Es sind immer direkt viele Wünsche, die wir an die Ganztagsschule richten:
Sie möge Bildungsungerechtigkeiten reduzieren, Familie und Beruf durch ein Betreuungsangebot
unter einen Hut bringen, außerdem Hausaufgabenbetreuung garantieren, gute Mittagsverpflegung 2

auftischen und nicht zuletzt Freizeitgestaltung mit der Bereitstellung von Räumen für die Pflege von
Freundschaften. Ganz schön viel, was wir da erwarten.


Auch der SSW ist der Auffassung, dass Ganztagsschulen eine wichtige Säule für mehr
Bildungsgerechtigkeit sind und Möglichkeiten bieten, Kinder individuell zu fördern. Für uns steht
außerdem die Funktion, Familie und Beruf mit einander in Einklang zu bringen ganz vorne bei den
Argumenten für den Ausbau der Ganztagsschulangebote.
Und natürlich unterstützen wir als SSW es, die Ganztagsschulen kontinuierlich weiter auszubauen
und den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Kinder in der Grundschule umzusetzen.
Dabei muss man natürlich auch auf ein paar Sachen achten. Wenn wir das Ganztagsangebot
erweitern, müssen wir andere Ansprüche an unsere Schulgebäude stellen. Größere Räume,
Rückzugsmöglichkeiten, Mensen für die Mittagsverpflegung und – das ist auch jetzt schon klar –
Barrierefreiheit.
Der Ausbau der Ganztagsangebote sollte dabei bedarfsgerecht erfolgen. Das heißt für uns, dass vor
allem die Grundschulen vom Ausbau des Ganztagsausbaus profitieren müssen. Denn hier ist der
Bedarf nach einem qualifizierten Betreuungsangebot für die Kinder berufstätiger oder
alleinerziehender Eltern am größten.
Für die Grundschulen ist es daher absolut sinnvoll, dass Ganztagsangebot gebunden zu gestalten.
Ab der fünften Klasse hingegen sollte die Entscheidung, ob die Angebote offen oder gebunden sind,
gemeinsam mit den Schulträgern, lokalen Akteure, Eltern und vor allem auch den Kindern getroffen
werden. Ich habe da schon so tolle Ideen von Schülerinnen und Schülern gehört, die sollten nicht
untergehen.


Unsere Gesellschaft braucht das individuelle Recht für Grundschulkinder auf Ganztagsbetreuung.
Ich kenne das ja aus unseren dänischen Einrichtungen. Sowohl aus Sicht der Lehrerin, als auch aus
Sicht einer arbeitenden Mutter mit zwei Kindern. Und ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie
beruhigend es war, zu wissen, dass meine Kinder bis halb sechs abends umsorgt waren. Und zwar 3

nicht irgendwie nur zwischengeparkt, sondern in sehr guter pädagogischer Betreuung mit einem
Angebot an Aktivitäten, auf das die Kinder selbst Einfluss nehmen konnten.
Da möchte ich an dieser Stelle wirklich auch einmal ein Lob an unsere dänischen Einrichtungen,
Skoleforeningen und SdU, aussprechen.
Skoleforeningen kennen Sie, unser dänischer Schulverein. SdU ist der Verein für unsere dänische
Jugendarbeit. Und das ist wichtig für uns, denn auch unsere Kinder- und Jugendeinrichtungen
vermitteln dänische Sprache und Lebensweise.
Zusammen haben diese Einrichtungen es wirklich geschafft, ein System aufzubauen, auf das Eltern
und Kinder vertrauen können. An unsere größeren Schulen sind Freizeitheime oder Jugendhäuser
angeschlossen und da, wo kleinere Schulen sind, wird für alle ein Bustransport organisiert, der die
Kinder im Anschluss an die Schule in eine Nachmittagseinrichtung bringt.
Ich schildere das so ausführlich, weil es abschließend für uns von Bedeutung ist, dass der Ausbau der
Ganztagsschulen nicht bereits gewachsene Strukturen der Jugendarbeit verdrängen darf. Eine
weitere Vernetzung von Schule und gerade auch bildenden Institutionen können wir uns aber sehr
gut vorstellen.


Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/