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24.03.21
11:58 Uhr
FDP

Dennys Bornhöft zu TOP 31 „Psychische Gesundheit in der Pflege stärken“

Presseinformation Sperrfrist Redebeginn! Es gilt das gesprochene Wort Christopher Vogt, MdL Vorsitzender Anita Klahn, MdL Stellvertretende Vorsitzende Oliver Kumbartzky, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer
Nr. 100/2021 Kiel, Mittwoch, 24. März 2021
Soziales/ Psychische Gesundheit in der Pflege



www.fdp-fraktion-sh.de Dennys Bornhöft zu TOP 31 „Psychische Gesundheit in der Pflege stärken“ In seiner Rede zu TOP 31 (Psychische Gesundheit in der Pflege stärken) er- klärt der sozialpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dennys Born- höft:
„Jede sechste Pflegekraft überlegt, aus dem Beruf auszusteigen, das berich- tete vor einigen Wochen die überregionale Presse. Zeitgleich forderte ein bayerischer Ministerpräsident, dass Pflegekräfte zwangsgeimpft werden müssten, weil dort nicht die erhofften 80 Prozent ihre Impfbereitschaft ge- zeigt hatten. Wenn Begriffe wie #PFLEXIT, also der Aufruf zum Berufsaus- stieg, oder wie diese Woche #pflegteuchdochselbst in den sozialen Netz- werken durch Pflegende trenden, ist das ein sehr großes Alarmsignal. Da die Pflegekräfte coronabedingt nicht mehr vor dem Landeshaus demonstrie- ren können, verlagert sich auch dieser Protest ins Digitale. Der Unmut vieler Pflegekräfte über mittlerweile viele Dinge, die ihren Berufsstand betreffen, hat sich nicht gemindert, er äußert sich momentan nur anders.
Aber auch ganz individuelle widrige Umstände sind natürlich ein Grund, nicht nur etwa den Arbeitgeber zu wechseln, sondern einer Branche gänz- lich den Rücken zu kehren. Solch ein widriger individueller Umstand ist die eigene Gesundheit, die mit das Wertvollste ist, das man haben kann. Er- schöpfung, Burn-out, Stress – nicht erst seit Corona leiden Pflegekräfte un- ter psychischer Belastung und Ausfallerscheinungen. Eine Studie, die an der Universität Augsburg im vergangenen Jahr durchgeführt wurde, bestätigt genau diesen Zustand: Die sowieso schon hohe psychische Belastung der Pflegekräfte ist durch die Sorge um sich selbst, die Familie und sonstige Angehörige, aber auch durch ein erhöhtes Infektionsrisiko und Arbeitsauf- wand gestiegen. Pflegekräfte leisten Außerordentliches und sind entspre- chend selbst außerordentlich hohen Belastungen ausgesetzt. Nahezu alle wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit diesem Thema verdeutlichen

Eva Grimminger, Pressesprecherin, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de jedoch gleichermaßen, dass diese Krankheiten und Überarbeitungssympto- me behandelbar – oder noch besser – vermeidbar sind.
Am besten wäre natürlich, Arbeitsbedingungen und eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die zu weniger Stress im Job führen. Das wäre Prophylaxe. Aber auch, wenn die Belastungsgrenze bereits überschritten ist, gibt es noch Möglichkeiten zur Linderung der Probleme. Das gilt beispielsweise für psy- chotherapeutische Behandlungen, um der Gefahr einer psychischen Erkran- kung besser vorbeugen zu können oder eine bereits eingetretene Erkran- kung rechtzeitig zu behandeln. Natürlich ist das aber nur Schadensbegren- zung und nicht die beste Lösung. Schließlich lässt sich eine hohe Arbeitsbe- lastung nicht durch Therapiegespräche verhindern. Betriebliches Gesund- heitsmanagement ist daher nicht nur ein Buzzword, sondern muss insbe- sondere in personalintensiven Bereichen gelebt werden. Dies sollte umso mehr in Bereichen gelten, die selbst für die Gesunderhaltung anderer Men- schen verantwortlich sind. Dies hat auch der Bundesgesetzgeber so gese- hen und beim Pflegepersonal-Stärkungsgesetz Vorgaben für das Gesund- heitsmanagement im Pflegebereich gemacht. Das Bundesgesundheitsminis- terium selbst schreibt, dass dafür 70 Millionen Euro jährlich von den Kran- kenversicherungen zusätzlich aufzuwenden sind. Zitat: ‚Der heute für diese Leistungen gesetzlich vorgesehene Mindestausgabewert in Höhe von 2,15 Euro jährlich je Versicherten wird auf 3,15 Euro erhöht. Damit erhält die be- triebliche Gesundheitsförderung einen Schub, der mit gesunden, motivier- ten und zufriedenen Beschäftigten letztlich den Patientinnen und Patienten und den pflegebedürftigen Menschen zu Gute kommt.‘ Der Wortlaut für ei- nen Euro mehr pro Jahr und Mensch erinnert mich irgendwie an die Bazoo- ka-Rhetorik der Bundesregierung. Die Erhöhung um fast 50 Prozent klingt viel, es bleibt aber abzuwarten, wie sich dies in entsprechenden statisti- schen Erhebungen auswirkt. Da das Gesetz erst vor einem Jahr erlassen wurde, ist es noch zu früh, darüber abschließend zu urteilen – ich bleibe da eher skeptisch.
Ein funktionierendes betriebliches Gesundheitsmanagement ist auch ein Wettbewerbsvorteil um das knappe Fachpersonal. Des Weiteren sorgt es für weniger Krankentage, was wiederum die Dienstpläne verlässlicher macht, ein weiterer Vorteil für Belegschaft und Arbeitgeber. Auch wenn wir heute primär über die psychische Gesundheit in der Pflege sprechen, ist die physi- sche Gesundheit bei dieser schweren körperlichen Arbeit nicht zu unter- schätzen; in Teilen kann sich beides auch gegenseitig bedingen oder gar verstärken. Der Einsatz von technischen Hilfsmitteln, die z.B. beim Heben der Patienten unterstützen, kann Rückenschmerzen vermeiden und Nerven sparen. Dass auch Robotik hier einen Beitrag leisten kann, haben wir zu Be- ginn dieser Legislaturperiode bereits im Landtag besprochen. Ganz wichtig natürlich: nicht um Personal zu ersetzen oder zu reduzieren, sondern um das Bestandspersonal zu schützen. Lassen Sie uns daran arbeiten, die rechtlichen und finanziellen Bedingungen im Sinne der Gesundheit und der Berufszufriedenheit in der Pflege zu stärken.“



Eva Grimminger, Pressesprecherin, v.i.S.d.P., FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431 / 988 1488, Telefax: 0431 / 988 1497, E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: http://www.fdp-fraktion-sh.de