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22.09.21
16:54 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Wir müssen allen jungen Menschen eine berufliche Perspektive geben

Presseinformation
Kiel, den 22.09.2021



Es gilt das gesprochene Wort



Jette Waldinger-Thiering
TOP 45 Jugendberufsagenturen
Drs. 19/2623 (neu) und 19/2811


„Aus meiner Sicht gibt es kaum eine wichtigere Aufgabe, als Jugendlichen und
jungen Erwachsenen eine Perspektive für die Aufnahme einer Ausbildung zu
geben. Für den SSW steht fest, dass gerade junge Leute eine echte Chance auf
ein selbstbestimmtes Leben, auf gute Bildung und ein selbsterzieltes
Einkommen brauchen.“

Auch wenn der vorliegende Bericht nicht mehr ganz druckfrisch ist, bleibt die zentrale Botschaft
natürlich bestehen: In den 5 Jahren seit ihrer Einführung bei uns im Land haben die
Jugendberufsagenturen längst ihren Wert unter Beweis gestellt. Die organisatorische
Zusammenführung der Agenturen für Arbeit, der Jobcenter, der Jugendämter und der Schulen ist
zielführend. Diese enge Vernetzung und Zusammenarbeit der relevanten Akteure hilft dabei, mehr
junge Menschen zu erreichen und sie vor Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu bewahren. Das zeigt
nicht nur der Blick in Stadtstaaten wie Hamburg, die hier eine längere Tradition haben, sondern
wird auch bei uns zunehmend deutlich.


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Aus meiner Sicht gibt es kaum eine wichtigere Aufgabe, als Jugendlichen und jungen Erwachsenen
eine Perspektive für die Aufnahme einer Ausbildung zu geben. Für den SSW steht fest, dass gerade
junge Leute eine echte Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, auf gute Bildung und ein
selbsterzieltes Einkommen brauchen. Und der vorliegende Bericht zeigt: Dabei macht die
vertrauensvolle, fallbezogene Zusammenarbeit im Rahmen einer Jugendberufsagentur oftmals
den entscheidenden Unterschied. Denn hier übernehmen die verschiedenen Akteure gemeinsam
Verantwortung, statt sie sich im Zweifel gegenseitig zuzuschieben. Diese Kultur wollen wir vom
SSW unbedingt weiter voranbringen.


Wie wir wissen, hat sich die Zahl der Jugendberufsagenturen seit der letzten Debatte zum Thema
im Jahr 2017 nahezu verdoppelt. Mittlerweile gibt es sie in 10 Kreisen und kreisfreien Städten mit
insgesamt 20 Standorten. Diese Entwicklung sehen wir als großen Erfolg, und wir werden auch
den weiteren Ausbau dieser Angebote unterstützen. Für uns ist klar, dass wir vielfältige
Möglichkeiten brauchen, um möglichst alle jungen Menschen in ihrer Lebenswelt abzuholen und
optimal zu fördern. Neben den Jugendberufsagenturen beziehungsweise neben
Arbeitsverwaltung, Jugendhilfe und Schulen müssen hier auch Wirtschaft und Kommunen so eng
wie möglich zusammenarbeiten. Und zwar bestenfalls flächendeckend.


Wie wichtig dieser gemeinsame Einsatz ist, zeigt nicht zuletzt die mit über 8 Prozent noch immer
viel zu hohe Quote der Schulabbrecher. In meinen Augen ist es ein Riesenproblem, dass jedes Jahr
über 1000 junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen. Noch dazu stecken viel zu viele
junge Leute in der Warteschleife von berufsvorbereitenden Maßnahmen fest. Und wir können
davon ausgehen, dass Corona diese Situation nicht gerade entschärft. Natürlich gibt es die
unterschiedlichsten Gründe für diese Biografien. Aber die Zahlen zeigen, dass es noch längst nicht
gelingt, allen jungen Menschen eine echte Perspektive zu geben. Für den SSW folgt daraus vor
allem eins: Wir müssen alle miteinander noch eine Schippe drauflegen, damit noch mehr junge 3

Menschen passgenau beraten und Abbrüche von Schul- oder Ausbildungsgängen verhindert
werden.


Auch vor dem Hintergrund der im Bericht erwähnten Evaluation der Jugendberufsagenturen muss
ich auf einen Punkt hinweisen: Die Effekte dieser Arbeit mögen schwer messbar sein. Aber unsere
Zwischenbilanz fällt überwiegend positiv aus. Doch selbst wenn die Einrichtung von
Jugendberufsagenturen in allen Kreisen und kreisfreien Städten gelingt, sind damit längst nicht
alle Probleme gelöst. Soll heißen, dass unsere Erwartungen zwar hoch - aber nicht himmelhoch
sein dürfen. Allein schon, weil die Ressourcen nun mal stark begrenzt sind.


Es liegt auf der Hand, dass eine dauerhafte finanzielle Unterstützung entscheidend für den Erfolg
und die Etablierung dieser Einrichtungen ist. Deshalb sollten wir gemeinsam überlegen, wie wir
die wertvolle Arbeit der Jugendberufsagenturen langfristig absichern können. Auch deshalb
werden wir ihre weitere Entwicklung als Teil des Schleswig-Holsteinischen Instituts für Berufliche
Bildung kritisch begleiten. Klar ist, dass uns die knapp 8 Prozent Steigerung bei den neu
geschlossenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr nicht reichen können. Dies zeigt,
dass es noch viel zu viele junge Menschen ohne Chance auf einen Ausbildungsplatz und eine
eigenständige Zukunft gibt. Und das müssen wir dringend ändern.


Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek/