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25.11.21
16:00 Uhr
B 90/Grüne

Marret Bohn zur Situation pflegender Angehöriger

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 47 – Bericht zur Situation pflegender Angehöriger in SH Pressesprecherin Claudia Jacob Dazu sagt die sozialpolitische Sprecherin der Landeshaus Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Marret Bohn: Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 363.21 / 25.11.2021


Pflegende Angehörige brauchen unsere Unterstützung
Sehr geehrte Damen und Herren,
pflegende Angehörige stehen im Schatten. Sie leisten 24 Stunden am Tag Herausragen- des, aber es wird viel zu wenig wahrgenommen. Deswegen ist es gut, dass wir heute über pflegende Angehörige und ihre enorme Leistung sprechen.
Es ist gut, dass wir die Probleme beleuchten und Lösungen finden, um pflegende Ange- hörige besser zu unterstützen. Ich bedanke mich sehr herzlich beim Sozialministerium und den Mitarbeiter*innen der Fachabteilung für diesen Bericht. Umso mehr, da wir alle wissen, wie stark dort alle durch die nicht enden wollende Pandemie belastet sind. Pfle- gende Angehörige stellen sich selber „hinten an“. Sie widmen ihre Zeit und ihre Kraft ihren Pflegebedürftigen, und das nicht nur für ein paar Wochen, sondern oftmals über Monate und Jahre. Sehr oft sind es Frauen, die pflegen. Das ist in der beruflichen Pflege so und in der Laienpflege nicht anders.
Care-Arbeit ist auch im 21. Jahrhundert nicht gleichberechtigt, weder im Berufsleben noch in der Familie. Pflegende Angehörige haben keine Lobby, keinen Berufsverband und keine Kammer. Und sie haben keine Zeit, sich für sich selbst zu engagieren.
Es gibt sehr viele Menschen in unserem Land, die einen Angehörigen oder eine Angehö- rige pflegen. 2019 erhielten in Schleswig-Holstein rund 130.000 Personen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Das sind 19 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Menschen in der Laienpflege reiben sich für andere auf. Sie leisten Enormes und sind selbst stark belastet – körperlich, emotional und psychisch.
Ihre Situation ist durch Corona noch angespannter geworden. Möglichkeiten der Entlas- tung wie zum Beispiel Tagespflege oder Verhinderungspflege waren vorübergehend ge- schlossen. Ihre Inanspruchnahme wurde und wird durch die erforderlichen zusätzlichen Seite 1 von 2 Hygieneanforderungen erschwert.
Viele Pflegende fühlen sich in der Corona-Situation einsam, hilflos und wütend. Sie sind emotional deutlich stärker belastet und besorgt um ihre Anvertrauten. Viele berichten, dass die wichtigen und ausgleichenden schönen Momente abgenommen haben. 52 Pro- zent der pflegenden Angehörigen geben an, dass sich ihr eigener Gesundheitszustand in der Corona-Pandemie verschlechtert hat.
Umso wichtiger ist es, Maßnahmen umzusetzen, die die Situation für pflegende und pfle- gebedürftige Angehörige erleichtern. Der Bericht zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Endlich gibt es in jedem Kreis und in jeder kreisfreien Stadt einen Pflegestützpunkt. Gemeinsam mit dem UV-Nord wurde unter anderem ein Fortbildungskonzept für betrieb- liche Pflegelotsen entwickelt. Es gibt Anlaufstellen für pflegende Angehörige bei den Wohlfahrtsverbänden und der Alzheimergesellschaft. Es gibt das Kompetenzzentrum De- menz, aufsuchende mobile Beratung und den Demenzwegweiser im Internet. Es gibt das PflegeNotTelefon als Kriseninterventionsangebot und die Koordinierungsstelle für inno- vative Wohn- und Pflegeformen „KIWA“. Es gibt darüber hinaus auch private Anbieter und Angebote im Rahmen der Selbsthilfe. Die Selbsthilfeförderung ist durch die Kranken- kassen, Land und Kommunen in den letzten Jahren gestärkt worden.
Alle Anbieter bemühen sich, über zusätzliche telefonische und digitale Beratung den enormen Beratungsbedarf auch in der Corona-Pandemie aufzufangen. Pflegende Ange- hörige können kostenlos an Schulungen und Pflegekursen unterschiedlichster Träger teil- nehmen. Zusätzlich sind Erholungs- und Rehabilitationsaufenthalte für pflegende Ange- hörige ein sehr wichtiges Angebot. Dort können sie sich mit Menschen in vergleichbaren Situationen austauschen – niemand ist allein. Sie können und sollten sich ohne schlech- tes Gewissen um sich selber kümmern und so neue Kraft schöpfen. Kraft, um weiter machen zu können. Pflegende Angehörige brauchen nicht nur unseren Respekt und un- sere Wertschätzung. Sie brauchen auch mehr Unterstützung.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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