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16.12.21
16:17 Uhr
B 90/Grüne

Eka von Kalben zur Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche

Presseinformation

Landtagsfraktion Rede zu Protokoll gegeben! Schleswig-Holstein TOP 14 – Institutionalisierte Interessenvertretung für Kinder Pressesprecherin und Jugendliche in den stationären Hilfen zur Erziehung Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt die Vorsitzende der Düsternbrooker Weg 70 Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Eka von Kalben: Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 381.21 / 16.12.2021

Teilhabe und Mitbestimmung sind die Kerne unserer Demokratie
Sehr geehrte Damen und Herren,
Teilhabe und Mitbestimmung sind die Kerne unserer Demokratie. Das gilt für jeden Men- schen und alle Bevölkerungsgruppen.
Heute ist unser Thema die Jugendhilfe. Kinder und Jugendliche, die in stationären Ein- richtungen leben, befinden sich in einer besonderen Situation. Sie brauchen Unterstüt- zung. Sie brauchen Schutz oder Hilfe, weil ihre Familien allein die Herausforderungen nicht bewältigen können. Sie sind verunsichert und verletzlich und müssen sich an die neue Lebenssituation gewöhnen. Das ist nicht leicht. Das alles gilt auch für Kinder und Jugendliche, die in eine Pflegefamilie kommen.
Das in der stationären Jugendhilfe nicht immer alles rund läuft, haben Skandale wie der „Friesenhof“ in Schleswig-Holstein oder die „Haasenburg“ in Brandenburg gezeigt. Umso wichtiger ist es, dass die jungen Menschen beteiligt werden, sich aktiv einbringen, mitge- stalten und mitbestimmen können.
Schon in der Küstenkoalition haben wir dafür gesorgt, dass es eine Ombudsstelle für die Kinder und Jugendhilfe gibt. Zusätzliche hat der Kinderschutzbund regionale Vertrauens- stellen aufgebaut. Beides ist gut und richtig. Allerdings ist sich beschweren können und Hilfe erhalten reaktiv. Da ist das Kind sprichwörtlich schon in den Brunnen gefallen. Da- gegen ist sich einzubringen und die Lebensumstände aktiv mitzugestalten aktiv und prä- ventiv. Das ist natürlich viel besser. Das eine ermöglichen und das andere beibehalten, das wollen wir in Schleswig-Holstein tun.
Die lange überfällige Reform des Kinder- und Jugendhilferechtes hat das Recht auf
Seite 1 von 2 Beteiligung, Teilhabe und Mitbestimmung in den Blick genommen – endlich und zum Glück. Im neuen §4a wurde die Rechtsgrundlage für selbstorganisierte Zusammen- schlüsse der Selbstvertretung von Kindern und Jugendlichen in stationären Jugendhil- feeinrichtungen geschaffen.
Der Landesjugendkongress der Stationären Einrichtungen der Jugendhilfe Schleswig- Holstein hat sich intensiv mit dem Grundrecht der Beteiligung befasst und eine Empfeh- lung zur Gründung einer landesweiten Interessenvertretung abgegeben. Das unterstüt- zen wir voll und ganz. Und wir sind der Auffassung, dass nicht nur junge Menschen aus „Heimen“, sondern auch diejenigen, die in Pflegefamilien leben, einbezogen werden soll- ten.
Ziel unserer Bemühungen ist es, Beteiligungsrechte nicht nur gesetzlich zu verankern, sondern sie kontinuierlich im Hilfeprozess, im alltäglichen Leben von Kindern und Ju- gendlichen in der stationären Jugendhilfe zu verwirklichen. Kinder und Jugendliche be- nennen Lücken und Probleme, sie machen Vorschläge, was wie besser ginge. Kinder und Jugendliche machen aufmerksam, mischen sich ein, reden mit und stimmen ab in direkten Entscheidungsprozessen, die ihren Lebensort betreffen. Das ist super.
Für den Aufbau und die kontinuierliche Umsetzung einer landesweiten Interessenvertre- tung braucht es „Womanpower“ und Geld. Es sind personelle, finanzielle und materielle Ressourcen erforderlich. Es braucht eine hauptamtliche, fachlich kompetente und unab- hängige Begleitung, um die Arbeit und die Entscheidungsprozesse der jungen Menschen zu begleiten. Dafür stehen Haushaltsmittel bereit und das ist gut.
Wir wissen alle, dass die Kinder und Jugendlichen –mit ihren zum Teil sehr belastenden Lebenserfahrungen – sich nicht von selbst zu Jugendräten zusammenschließen werden. Zu oft haben sie vermutlich schon erlebt, dass nicht auf sie gehört wurde, dass sie nichts zu sagen hatten, obwohl sie vermutlich vieles zu berichten hatten. Das zu ändern braucht Fingerspitzengefühl und ein kluges Erwartungsmanagement. Denn formelle Interessen- vertretung darf nicht eine weitere Frusterfahrung sein, sondern soll jungen Menschen beim Weg in ihre Erwachsenenwelt helfen.
Vielen Dank.
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