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16.12.21
17:15 Uhr
SPD

Stefan Weber zu TOP 20: Ein guter Wildwegeplan ist für Mensch und Tier gleichermaßen wichtig

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 16. Dezember 2021
Stefan Weber Ein guter Wildwegeplan ist für Mensch und Tier gleichermaßen wichtig TOP 20: Wildwegeplan für Schleswig-Holstein (Drs. 19/3468, AltA 19/3518) „Jetzt in der dunklen und kälteren Jahreszeit ist der Wildwechsel eine große Gefahr. Kommen noch schlechte Sichtverhältnisse durch Nebel oder Regen und hohe Geschwindigkeit hinzu, ist ein Zusammenprall von kreuzendem Wildtier und dem Kraftfahrzeug, oft kaum noch zu vermeiden. Laut Statistik sind Rehe an jedem zweiten Wildunfall, Kleintiere wie Feldhase und Marder bei jedem fünften beteiligt. Hier mein Apell: Passen Sie auf, wenn Sie mit ihrem Fahrzeug unterwegs sind, denn besonders in der Morgen- und Abenddämmerung sind Wildtiere unterwegs. Warum überqueren Wildtiere eigentlich die Fahrbahn, bleiben nicht im Wald und gibt es gewisse Hauptzeiten in denen vermehrt Wildtiere Straßen überqueren wollen? Grundsätzlich sind Wildtiere in den dunklen Jahreszeiten, wie Herbst und Winter, morgens später und abends früher aktiv. Daher sollten Sie in der Morgen- und Abenddämmerung besonders achtsam sein. Reh, Wildschwein oder Hirsch sind dann vermehrt unterwegs. Warum erwähne ich dies? Nicht nur weil ich tierpolitischer Sprecher meiner Fraktion bin oder weil es laut Bundesjagdverband täglich etwa 700 Wildunfälle bundesweit gibt, die ja eine reelle Gefahr auch für Autofahrerinnen und Autofahrer ist. Wir wollen heute deutlich machen, wie wichtig ein Landeswildwegeplan ist – für Mensch und Tier gleichermaßen. Unsere Wildtiere und auch alle weiteren in freier Wildbahn lebenden Tiere müssen in einer von Acker-, Siedlungs- und Verkehrsflächen zerschnittene Landschaft leben. Straßen, Schienen, Kanäle, flächenversiegelte Gewerbegebiete in naturnahen Außengebieten der Städte und viele andere Barrieren bedeuten für die Tiere oft unüberwindbare Hindernisse. Die Folgen sind aber nicht nur Unfälle bei Straßenquerungen von Wildtieren. Die Zerschneidung der Landschaft führt dazu, dass die Wanderbewegungen von Landsäugern verhindert und so Teilpopulationen dauerhaft voneinander getrennt werden. Dies gilt nicht nur für die Fauna, auch unsere heimische Flora leidet unter der Zerschneidung. Da endet die Suche nach geeigneten Lebensräumen nicht selten an der nächsten großen Straße.
Ein Blick auf die Landkarte von Schleswig-Holstein zeigt, dass es bereits heute zwischen Lübeck und Hamburg zu einer gravierenden Zerschneidung der Landschaft gekommen ist, die

1 nur noch wenige Querungsmöglichkeiten für größere Wildtiere bietet. Die Zerschneidung großer, zusammenhängender Gebiete, wie sie Wildtiere mit großem Raumbedarf benötigen, ist ein gravierendes Problem. Tatsache ist, dass die Mobilitätsbedürfnisse von Tieren in der Vergangenheit bei der Planung von Verkehrswegen zu wenig berücksichtigt wurden. Das gilt für die Haselmaus in urbanen Gebieten ebenso wie für den Rothirsch in unseren Wäldern. Wie ich in unserem Antrag ausgeführt habe, führt die Zerschneidung unserer Tier- und Pflanzenwelt zur Verinselung und verhindert in der Folge, dass sich die Populationen genügend austauschen können. Dies hat gravierende Folgen für das Weiterbestehen der Artenvielfalt. Teilpopulationen von einzelnen Wildtieren könnten unter eine kritische Größe fallen, die für das langfristige Überleben der Art notwendig ist. Ebenso kann es durch Inzucht zu genetischer Verarmung führen, wie es auch in Schleswig-Holstein schon zu beobachten ist. Wir brauchen für Schleswig-Holstein einen Wildwegeplan. Wir müssen verhindern, die natürlichen Gebiete von Wildtieren und Pflanzen immer weiter einzuschränken. Und wir müssen handeln, jetzt. Dass Ihnen in Ihrem Alternativantrag nichts Besseres einfällt, als ihre Biodiversitätsstrategie zu begrüßen – wohlgemerkt ist das auch nur eine Strategie – ist ein Armutszeugnis. Jamaika bedeutet eben keinen Fortschritt. Das zeigen Sie auch hier wieder ganz deutlich. Der Landeswildwegeplan soll in Zusammenarbeit mit Fachverbänden erstellt werden und aufzeigen, wo es große Konfliktpunkte für Wildtiere gibt und wie künstliche Hindernisse auf den Wanderungswegen der Wildtiere entschärft werden können. Ziel des Landeswildplans muss es sein, die Lebenschancen der Wildtiere in ihrer Ausbreitung zu verbessern und ihnen die Wiederbesiedlung von neuen Lebensräumen zu ermöglichen. Um dieses schnell umzusetzen bedarf es „man and woman power“. Mit unserem Haushaltsantrag zu diesem Thema wollten wir die Voraussetzung für schnelles Handeln schaffen. Jamaika hat dies leider abgelehnt. Anpacken sieht anders aus! Ein guter Wildwegeplan trägt zum Artenschutz bei und wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt in Schleswig-Holstein aus. Stimmen Sie unserem Antrag zu. Vielen Dank!“



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