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26.01.22
15:44 Uhr
B 90/Grüne

Bernd Voß zur Zukunft der Niederungen

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 17 – Bericht zur Strategie für die Zukunft der Pressesprecherin Niederungen bis 2100 Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt der klimapolitische Sprecher der Düsternbrooker Weg 70 Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Bernd Voß: Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 015.22 / 26.01.2022

Management des Wassers: Im Meggerkoog wird nicht gemeckert Sehr geehrter Präsident,
in meiner Heimat, der Wilstermarsch, liegt der niedrigste Punkt Deutschlands mit 3,54 Meter unter Normalnull. Daher bin ich mir über Niederungen schon lange im Klaren.
350000 ha der 1,5 Millionen ha sind durch Deiche geschützt; 20 Prozent des Landes sind unter 2,5 m über Normalnull - in Höhe und Struktur nicht einheitlich und auch nicht beim Boden. Dabei sind mineralische Marschenböden, unterschiedliche Typen Moorböden und weitere vielfältigen Flächen zu finden.
Ein umfangreiches Netz aus Gräben und eine große Anzahl technischer Bauwerke wie Siele und Schöpfwerke sorgen dafür, dass man in den Niederungsgebieten im Land keine nassen Füße bekommt. Oder jedenfalls nur manchmal.
Die Anlage dieses Systems zur großflächigen Entwässerung ist eine enorme technische und kulturelle Leistung, die in der Vergangenheit erbracht und stets weiterentwickelt wurde. Es ist immer noch eine erhebliche Leistung, dieses Netz intakt und die Anlagen betriebsbereit zu halten. Für die Entwässerung von Siedlungs- und Verkehrsflächen, Inf- rastruktur und landwirtschaftliche Flächen sind die Wasser- und Bodenverbände im Land zuständig. Für die Organisation möchte ich Ihnen an dieser Stelle meinen Dank ausspre- chen.
Sie, beziehungsweise der Marschenverband, waren es auch, die mit ihren Arbeiten unter dem Arbeitstitel „Niederungen 2050“ bereits vor einigen Jahren sehr gut aufgearbeitet haben, was aufgrund von Niederschlägen, Meeresspiegelanstieg, Klimawandel und ho- hem Sanierungsbedarf der Technik und Bauwerke auf uns zukommt. Welche erheblichen Kosten zu erwarten sind.
Seite 1 von 2 Wir schauen heute etwas anders auf die Thematik als noch vor Jahrzehnten. Wir haben inzwischen schmerzlich erfahren müssen, dass mit der tiefen Entwässerung auch eine Sackung der Böden einhergeht, dass wir, wenn wir weiter so tief pumpen, sich der tech- nische und finanzielle Aufwand immer mehr erhöht und wir an einigen Stellen an die Grenze dessen geraten, was noch sinnvoll machbar ist.
Wir brauchen Speicher oder Puffer, um Wasser in der Region zu halten. Wir müssen uns immer mehr auf Extremwetterereignisse einstellen. Also einerseits vermehrt Starkregen- ereignisse. Darum ist es auch weiterhin wichtig, das Wasser aus manchen Gebieten schnell abführen zu können und besiedelte Bereiche vor Überflutungen zu schützen. Sie kennen unsere Anpassungen im Landeswassergesetz in der Küstenkoalition.
Aber auch die Hitze- und Trockenperioden nehmen zu, in denen wir das schöne viele Wasser gut gebrauchen könnten, das wir vorher weggepumpt haben. Wir können Ent- wässerung, auch die Tiefe der Entwässerung in einigen Bereichen zurücknehmen, wie- der höhere Wasserstände fahren und leisten damit einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel.
Aber wir schützen auch gleichzeitig das Klima, denn bei höheren Wasserständen wird weniger organische Substanz abgebaut und weniger CO 2 freigesetzt. 20 Prozent der Treibhausgasemissionen des Landes kommen von organischen Böden. Moore und ihre Gewässer, die wir so in unterschiedlichem Umfang renaturieren, sind Hot Spots der Ar- tenvielfalt. Wir gewinnen also dreifach.
Was sich so einfach anhört und manchmal auch so erzählt wird, ist natürlich in Wirklich- keit etwas komplizierter. Einfach die Gräben, Drainagen und Grüppeln dicht und die Pum- pen aus - so kann es nicht gehen. Wir brauchen lokal ausgefeilte Konzepte und ein ab- gestuftes Vorgehen für unsere Niederungsbereiche. Dies kann nur unter Beteiligung aller relevanten Akteure in enger Zusammenarbeit insbesondere mit den Wasser- und Boden- verbänden erarbeitet werden. Mit räumlich differenzierten Betroffenheitsanalysen können vielfältige Optionen entwickelt werden. Darum müssen, wenn es ein großes Engagement und eine hohe Bereitschaft der Betroffenen gibt, durch ein ausgefeiltes Wasserstandma- nagement neue Wege für Klima, Artenvielfalt und in der Nutzung möglich sein und diese auch ermöglicht werden.
Der Meggerkoog ist ein Beispiel, dass draußen nicht gemeckert, sondern schon an kon- struktiven Lösungen gearbeitet wird. Wir brauchen eine schnelle und sichtbare Umset- zung zum Anschauen, lernen und weiterentwickeln.
Die Eckpunkte, wie der Minister sie vorgestellt hat, sind ein erster Schritt. Von hier aus können wir weitergehen. Ich bin mir sicher, auch in Zukunft sind unsere Niederungsbe- reiche attraktive Räume. Regionen, in denen wir zeigen können, wie angepasste Nut- zungsformen mit Klima- und Naturschutz Hand in Hand gehen.
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