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27.01.22
12:47 Uhr
B 90/Grüne

Marret Bohn zur Geschichte der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 22 – Geschichte der Sinti und Roma in Pressesprecherin Schleswig-Holstein aufarbeiten Claudia Jacob Landeshaus Dazu sagt die Sprecherin für Minderheitenpolitik der Düsternbrooker Weg 70 Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, 24105 Kiel
Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Marret Bohn: Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 020.22 / 27.01.2022


Erlittenes Unrecht muss wahrgenommen und anerkannt werden
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleg*innen,
der SPD und dem SSW danke ich an dieser Stelle für die Initiative. Ich freue mich sehr, dass daraus ein gemeinsamer Antrag entstanden ist. Ich freue mich ausdrücklich dar- über, dass wir in diesem Haus, in der gebotenen Fachlichkeit zwar oft miteinander streiten und uns auch durchaus heftig und kontrovers auseinandersetzen, bei Themen wie die- sem aktuellen aber Seite an Seite stehen und einem gemeinsamen Blick darauf haben.
Die Geschichte der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein geht weit zurück in die Vergan- genheit. Die erste urkundliche Erwähnung in Lübeck stammt aus dem Jahr 1417. Schles- wig-Holstein hat eine besondere Verantwortung seinen Minderheiten gegenüber. Und das sage ich als Angehörige der friesischen Minderheit aus voller Überzeugung.
Von daher war die Aufnahme der Sinti und Roma als Minderheit in die Landesverfassung 2012 konsequent und folgerichtig. Die Fülle an unterschiedlichen Minderheiten macht Schleswig-Holstein bunter und bereichert auch die Kultur der Gesamtgesellschaft.
Die Art und Weise, wie ein Staat mit seinen Minderheiten umgeht, ist Gradmesser für eine gelebte vielfältige Demokratie. Immer wieder war und ist besonders auch die Min- derheit der Sinti und Roma Diskriminierung und Ablehnung ausgesetzt. Während der na- tionalsozialistischen Gewaltherrschaft ist großes Unrecht und unermessliches Leid ge- schehen. Es ist sinnvoll und richtig, eine umfassende Offenlegung und Kenntnis über die Geschehnisse zu erlangen.

Seite 1 von 2 Erlittenes Unrecht, liebe Kolleg*innen - und es ist nicht wichtig, wie lange es her ist - erlittenes Unrecht muss wahrgenommen und anerkannt werden. Wird es das nicht, dann schwelt es wie eine zugedeckte Wunde weiter und Heilung kann und wird nicht stattfin- den.
Der erste Schritt zur Heilung ist das Wahrnehmen und achtsame Umgehen mit einer Ver- letzung. Und genau das wollen wir endlich tun: Wir wollen hingucken, benennen und auf- arbeiten. Bei dieser Art der Betrachtung liegt der Schwerpunkt in der Bestimmung von Verantwortung und das beinhaltet eine Erinnerungskultur.
Sich erinnern ist ein wichtiger Prozess, weil er Erfahrung birgt, die Möglichkeit, sich immer wieder bewusst zu entscheiden und Klarheit und Verständnis über die Gegenwart schafft. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft ge- stalten“ – dieses Zitat stammt vom Begründer der deutschen Sozialdemokratie, August Bebel.
Um die Brücke von diesem Zitat zu uns zu schlagen: Für uns als Parlament ist es wichtig, zu lernen und zu verstehen, damit unsere Demokratie stabil bleibt, ein festes Fundament behält und sich weiter entwickeln kann. Und das bringt mich zum Anfang meiner Rede zurück: Ich freue mich, dass wir demokratischen Parteien hier heute alle zusammenste- hen und gemeinsam beschließen, einen weiteren Schritt zu gehen bei dem Versuch der Aussöhnung.
In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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