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02.05.22
13:03 Uhr
Landtag

Vizepräsidentin Eickhoff-Weber zum Gedenken an die "Cap Arcona-Katastrophe": Erinnerung an die Opfer wachhalten, Mahnung für heute

Nr. 42 / 2. Mai 2022
Sperrfrist: heute, 16 Uhr


Vizepräsidentin Eickhoff-Weber zum Gedenken an die „Cap Arcona- Katastrophe“: Erinnerung an die Opfer wachhalten, Mahnung für heute

In Anwesenheit von Parlamentsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber haben heute (Montag) in Neustadt in Holstein Gedenkfeierlichkeiten zum 77. Jahrestag des Untergangs der Schiffe „Cap Arcona“ und „Thielbek“ am 3. Mai 1945 in der Neustädter Bucht begonnen. Auch der Landtag beteiligt sich an dem umfangreichen, zweitägigen Programm, das von internationalen Gästen, Historikerinnen und Historikern sowie Nachkommen von Opfern und Überlebenden der „Cap Arcona-Katastrophe“ mitgestaltet wird.
In Neustadt, landesweit und auch über Schleswig-Holstein hinaus setzen sich seit vielen Jahren Initiativen für das Erinnern und Gedenken an die „Cap Arcona-Katastrophe“ ein. Unter Federführung der Amicale Internationale KZ Neuengamme, des Kinder- und Jugendnetzwerks der Stadt Neustadt sowie der Stadt Neustadt in Holstein findet nun erstmals ein gemeinsames Gedenken des Partner-Netzwerks statt.
Das nationenübergreifende Erinnern mit den Überlebenden und Angehörigen stehe für Begegnung im Sinne der Freundschaft und Völkerverständigung, sagte Landtagsvizepräsidentin Kirsten Eickhoff-Weber bei der Auftaktveranstaltung am Nachmittag auf dem Marktplatz. „Dass zum ersten Mal ein gemeinsames, zentrales Gedenken in Neustadt stattfindet, ist ein wichtiges Zeichen. Es ermöglicht uns, aus der Konfrontation mit den Verbrechen der Vergangenheit aktiv Konsequenzen für die Gegenwart und die Zukunft zu ziehen.“
Die 7.000 Toten der beiden Schiffs-Untergänge seien nur ein Teil der Menschen, die durch den nationalsozialistischen Terror und seine Helfer ermordet, gefoltert und versklavt wurden, betonte Eickhoff-Weber. „Wie können wir an die Opfer erinnern und diesen Menschen heute, nach mehr als sieben Jahrzehnten, ihr Gesicht und vielleicht sogar ihre Stimme zurückgeben? Und dafür Sorge tragen, dass sie niemals vergessen werden?“ Eine Antwort darauf sei in Neustadt gefunden 2

worden – eine neue, zeitgemäße und vor allem zukunftsweisende Antwort. Daran hätten viele engagierte und gerade auch junge Menschen mitgewirkt, erklärte die Vizepräsidentin. „Viele Hände, viele Köpfe und viele Herzen haben hier etwas Wichtiges angestoßen und aufgebaut. Das verdient größte Anerkennung und Respekt.“
Im Namen der Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages danke sie auch für den – zum Großteil ehrenamtlichen – Einsatz für die Feierlichkeiten mit den vielseitigen Gedenkaktivitäten in diesem Jahr, unterstrich Eickhoff-Weber. „77 Jahre nach den schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus sind nur noch wenige Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unter uns. Umso wichtiger sind Initiativen wie hier in Neustadt – sie halten die Erinnerung wach und binden die nachfolgenden Generationen in die Erinnerungsarbeit ein.“ Um diesen Einsatz zu würdigen, richtet der Landtag am Abend einen Empfang für die Engagierten aus.
Im Anschluss an die Auftaktveranstaltung sprachen im Rahmen einer Podiumsdiskussion Historikerinnen und Historiker gemeinsam mit Nachkommen der Opfer sowie jungen Neustädterinnen und Neustädtern unter anderem darüber, welche Bedeutung die „Cap Arcona- Katastrophe“ heute für die Gesellschaft hat und wie Gedenken und Erinnern künftig gestaltet werden soll. Am Abend wird der Film „Die Deutschstunde“ auf dem Marktplatz gezeigt.
Am morgigen Dienstag nimmt die Parlamentsvizepräsidentin auch an der Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof Cap Arcona sowie anschließend an der Kranzniederlegung auf dem jüdischen Friedhof in Neustadt in Holstein teil. Dem Totengedenken wohne der mahnende Auftrag inne, alles dafür zu tun, dass ein solches Menschheitsverbrechen nie wieder geschehe, äußerte sie im Vorfeld. „Vor dem Erbe der Vergangenheit müssen wir uns als überzeugte Demokratinnen und Demokraten mit klarer Haltung und Entschlossenheit gegen Antisemitismus, Rassismus und jedwede Form von Ausgrenzung und Ablehnung stellen. Wir alle tragen die Verantwortung dafür, jeden Tag, egal, wo wir sind“, so Eickhoff-Weber. Die Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung wird morgen ab 11 Uhr per Livestream auf dem YouTube-Kanal der Stadt Neustadt in Holstein übertragen: youtube.com/watch?v=rpb4ZGjDk1Q
Alle Informationen zum Programm sind auf der Website des Netzwerks Cap-Arcona-Gedenken zu finden: cap-arcona-netzwerk.de/veranstaltungen.html



Hintergrund:
Kurz bevor der Zweite Weltkrieg in Europa endete, wurden etwa 7.000 KZ-Häftlinge am 3. Mai 1945 Opfer eines tragischen und von den Nationalsozialisten bewusst kalkulierten Irrtums: Britische Truppen versenkten das deutsche Passagierschiff „Cap Arcona“ und den Frachter „Thielbek“ in der Ostsee vor Neustadt. Sie gingen davon aus, dass sich deutsche Truppen auf den Schiffen absetzen wollten – stattdessen befanden sich Häftlinge, vor allem aus dem Konzentrationslager Neuengamme, an Bord.