Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
23.03.23
12:55 Uhr
B 90/Grüne

Anna Langsch zu Kinderarmut

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 20 + 45 – Kinderarmut beenden – gesellschaftliche und soziale Teilhabe von Kindern und jungen Menschen Pressesprecherin gewährleisten; Kontinuerliche Weiterentwicklung der Sozial- Claudia Jacob und Armutsberichterstattung Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt die sozialpolitische Sprecherin 24105 Kiel der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Anna Langsch: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de
Nr. 102.23 / 23.03.2023


Wir haben in Deutschland ein Armutsproblem
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben in Deutschland ein wachsendes Armutsproblem. Das DIW stellte im Jahr 2022 beispielsweise fest, dass 20 Prozent der Menschen ein Vermögen von null Euro oder weniger besaßen – die folgenden 10 Prozent haben durchschnittlich 1.800 Euro, die nächsten 10 Prozent durchschnittlich 7.400 Euro. Das heißt, dass 40 Prozent der Men- schen ein Vermögen von 7.400 Euro oder weniger haben. Dass damit jede unvorherge- sehene Ausgabe zu einer echten Herausforderung wird, dürfte allen einleuchten.
Auch auf der Einkommensseite sieht es ähnlich aus: Die Reallöhne sind seit dem Früh- jahr 2020 rückläufig. Bereits 2021 lebten 8,6 Prozent der Erwerbstätigen unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze. Diese Entwicklung wurde durch die Auswirkungen des Ukra- inekrieges noch verstärkt.
Blicken wir mit diesen Einsichten auf die Kinder in unserem Land, dann wird schnell klar: Armut und im Speziellen Kinderarmut ist längst kein Randphänomen mehr. Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut oder ist armutsgefährdet – mit all seinen Folgen für die soziale Teilhabe, die Bildungschancen, die Gesundheit.
Ich möchte deshalb dem SSW für seinen Antrag danken, dem sich mittlerweile auch die SPD angeschlossen hat. Wir haben dies zum Anlass genommen, mit unserem Alterna- tivantrag deutlich zu machen, was wir im Land bereits tun und noch tun werden, um die Folgen von Armut abzumildern. Bevor ich darauf eingehe, möchte ich aber die Gelegen- heit nutzen, herauszustellen, was meiner Fraktion und mir hier ein besonderes Anliegen ist.
Die größte Chance im Kampf gegen Kinderarmut im aktuellen politischen Diskurs ist die
Seite 1 von 2 Idee der Kindergrundsicherung. Das aktuelle System der Hilfeleistungen ist zu kompli- ziert, der Kinderzuschlag wird zum Beispiel nur von 30 Prozent der Berechtigten über- haupt in Anspruch genommen, und er ist ungerecht, weil er über den Kinderfreibetrag und weitere steuerliche Absetzbarkeiten Kinder besserverdienender Eltern besserstellt als die Kinder von Eltern mit geringem.
Mit den vorliegenden Anträgen zeigen sich alle hier im Haus vertretenen Fraktionen grundsätzlich offen für die Kindergrundsicherung – sicherlich mit unterschiedlichem En- thusiasmus, das will ich gerne anerkennen. Eine fehlt meines Wissens noch, und deshalb möchte ich gerne die Kolleg*innen der FDP einladen, sich einen der vorliegenden Anträge auszusuchen: Lassen sie uns in dieser Sache ein starkes Signal aus Schleswig-Holstein an den Bund senden und Einigungswillen von allen Seiten demonstrieren.
Was also tun wir, um die Folgen von Armut im Land zu mildern: Das Perspektivschulpro- gramm werden wir fortschreiben. Mit dem gestern beschlossenen Haushalt ist auch der Weg frei, den Aufbau Kommunaler Präventionsketten, wie sie auch im SSW-Antrag ge- fordert werden, auf den Weg zu bringen – zunächst modellhaft an zwei Standorten. Auch wenn sie uns das immer wieder vorwerfen: Wir haben im Rahmen des 8-Punkte-Pro- gramms die Soziale Ermäßigung beim Kita-Besuch ausgeweitet. Mit der Studienstarthilfe haben wir in Schleswig-Holstein ein einmaliges Instrument zur Unterstützung Studienin- teressierter aus Elternhäusern mit geringem Einkommen. Hier bitten wir die Landesregie- rung, die Anhebung der Altersgrenze für Berechtigte zu prüfen
Um an genau diese landesseitigen Stellschrauben in Zukunft noch zielgenauer drehen zu können, brauchen wir die systematische Weiterentwicklung der Sozialberichterstat- tung.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! ***



2