Mit breiter Mehrheit hat sich das Plenum gegen den AfD-Vorstoß ausgesprochen, aktuelle Kirchenasyl-Fälle vom Innenministerium prüfen zu lassen. Redner von CDU, SPD, Grüne und SSW brandmarkten das Ansinnen als „schäbig“ und „unsinnig“. Die AfD unterstelle den Kirchen, dass sie das Asylrecht missbrauche – und schüre damit Ängste in der Bevölkerung, hieß es.
In der Debatte begründete die AfD ihren Antrag mit dem Anstieg der Kirchenasyle auf zuletzt mehr als 100 Fälle allein in Schleswig-Holstein. Darunter befänden sich, so Claus Schaffer (AfD), diverse Dublin II-Fälle – also Menschen, die in einem anderen EU-Land einen Asylantrag stellen müssten. Schaffer warf der Kirche vor, beim Kirchenasyl die Autorität des Staates in Frage zu stellen.
Touré: Asylverfahren fehleranfällig
Die anderen Fraktionen plädierten angesichts der steigenden Zahl von Kirchenasylfällen unisono für Gespräche zwischen den Kirchen und den staatlichen Stellen. Statt der Spaltung brauche es gesellschaftlichen Konsens. Animata Touré (Grüne) verteidigte das Kirchenasyl auch mit der Fehleranfälligkeit der Asylverfahren.
In dieselbe Richtung argumentierte die FDP. Statt in einem ersten Schritt die Kirche zu überprüfen, solle man sich die Frage stellen, warum 54 Prozent der Abschiebeurteile wieder aufgehoben werden, meinte Jan Marcus Rossa (FDP). Mit Blick auf das Kirchenasyl machte der Liberale aber auch deutlich, dass „die Kirche nicht über den Gewalten des Staates“ stehe.
Minister: Kirchenasyl gehört zu unserem Weltbild
Ein klares Bekenntnis zum Kirchenasyl legte Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) ab. „Diese Tradition gehört zu unserem Weltbild und zu unserer Kultur und sei ein wichtiger Baustein unsere Demokratie“, so der Minister. Gleichwohl gebe es angesichts der vielen Kirchenasyl-Fälle „engen Kontakt“ zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und den Kirchen. Er selbst sei „mit den Vertretern der Nordkirche in einen tieferen Austausch gegangen“. Es gehe darum, „eine einvernehmliche und praxistaugliche Lösung“ für das Kirchenasyl zu finden, so Grote.
Weitere Hauptredner:
Barbara Ostmeier (CDU), Tobias von Pein (SPD), Lars Harms (SSW)