Der Streit um den von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vorgelegten Vorschlag für eine Grundrente hat jetzt auch den Landtag erreicht. Auf Antrag der Sozialdemokraten diskutierte das Plenum den Plan, Menschen mit mindestens 35 Beitragsjahren in der Rentenversicherung steuerfinanzierte Monatszuschläge in Höhe von 447 Euro zu zahlen. Doch die von der SPD geforderte Unterstützung für diese Pläne lehnten die Koalitionsfraktionen und AfD ab. Stattdessen setzten CDU, Grüne und FDP einen eigenen Antrag durch, der sich unter anderem für eine höhere Wahlfreiheit beim Renteneinstiegsalter ausspricht.
Hubertus Heil habe mit der Grundrente ein Konzept vorgelegt, das den Namen auch verdiene, eröffnete Oppositionsführer Ralf Stegner (SPD) die Debatte. Eine Friseurin, die heute nach 35 Beitragsjahren 514 Euro erhält, würde nach dem Modell 961 Euro bekommen, rechnete er vor. Insgesamt, so Stegner, könnten in Schleswig-Holstein –dem Lohnkeller der westdeutschen Länder – rund 150.000 Menschen von der Grundrente profitieren. Dies sei „eine beeindruckende Zahl“ und bedeute eine Anerkennung von deren Lebensleistung. Im Gegensatz dazu würden die Menschen aktuell erleben, dass das Geld nicht reiche. „Die Altersvorsorge“, konstatierte Stegner, „entwickelt sich allmählich zur Sorge vorm Alter“.
CDU: „Aushebelung der Rentensystematik“
Die Rente dürfe kein politischer Spielball sein, warnte Werner Kalinka (CDU) und forderte, die Vorschläge der 2018 eingesetzten Rentenkommission abzuwarten, die bis 2020 vorliegen sollen. Der von Heil geplante Einsatz von Steuergeldern bedeute eine „Aushebelung der bisherigen Rentensystematik“. Schleswig-Holsteins Arbeitsminister Heiner Garg (FDP) regte an, ein System zu entwickeln, mit dem Menschen, die „hart gearbeitet“ haben, ein „vernünftiger Lebensabend“ ermöglicht werde. Was das Heil-Modell anbelange, lägen seinem Ministerium bislang keine genauen Zahlen vor. Zu dem konkreten aus Berlin lägen ihm keine genauen Zahlen vor, sagte Garg.
Während Grüne und SSW grundsätzliche Sympathie gegenüber dem Heil-Modell äußerten und die Grünen lediglich aus Rücksicht auf die Koalitionspartner gegen den SPD-Antrag votierten, stießen sich die Liberalen an vor allem an der Absicht des Bundesarbeitsministers, auf eine Bedürftigkeitsprüfung verzichten zu wollen. Die AfD legte vergeblich einen Antrag gegen die Einführung von digitalen individuellen Vorsorgekonten vor.
Weitere Hauptredner:
Marret Bohn (Grüne), Christopher Vogt (FDP), Jörg Nobis (AfD), Flemming Meyer (SSW)