Mit insgesamt 60 Veranstaltungen aus den Bereichen Theater, Literatur, Film und Sport wird im kommenden Jahr das „deutsch-dänische Freundschaftsjahr 2020“ in Schleswig-Holstein begangen. Die Leiter des hiesigen Festkomitees, Landtagsdirektor Utz Schliesky und Staatskanzleichef Dirk Schrödter, gaben heute Vormittag im Europaausschuss einen Überblick über das Programm. Welchen Stellenwert das 100. Jubiläum von Volkabstimmung und Grenzziehung im nördlichen Nachbarland hat, unterstrich der dänische Botschafter in Berlin, Friis Arne Petersen.
Im Fokus des Festjahres stehe die Rolle der Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze, betonte Schliesky. Das verdeutliche das Motto „Selbstbestimmung, Identität, europäische Zukunft“. Der Landtag plant und unterstützt eine Reihe von Projekten: etwa eine szenische Lesung frei nach dem Roman „Riß durchs Festland“ von Uwe Pörksen. Das Buch schildert, wie vor 100 Jahren das Denken in nationalen Kategorien den Alltag der Menschen prägte.
Schlie und Günther bereisen das Grenzland
Die Theater-AG des Deutschen Gymnasiums Apenrade und die Europa-Universität Flensburg haben den Roman in ein „deutsch-dänisches Abstimmungsschauspiel“ umgewandelt, das unter dem Namen „Amphibien“ auf die Bühne kommen soll. Amphibien lebten im Wasser und an Land und hätten somit zwei Identitäten, so Miriam Baghai-Thordsen von der Uni Flensburg. Ähnlich gehe es vielen Grenzbewohnern. Das Stück hat am 13. Februar in Kiel Premiere und geht dann auf Tournee nach Eckernförde, Schleswig, Flensburg und Apenrade.
Außerdem unterstützt das Landesparlament die Ausbildung von 50 „Schülerbotschaftern“, die ihren Altersgenossen auch im südlichen Teil des Landes über die Besonderheiten des Grenzraums berichten. Landtagspräsident Klaus Schlie und Ministerpräsident Daniel Günther werden im August 2020 zu einer „Sommerreise“ durchs Grenzland aufbrechen. Im Landeshaus werden das Danewerk-Museum und das Deutsche Museum Sonderburg eine gemeinsame Ausstellung präsentieren. Außerdem sind zwei gemeinsame Veranstaltungen des Landtages, des Bundestages und des dänischen Folketings im November 2020 geplant – eine in Kopenhagen und eine in Kiel.
Botschafter Petersen: Deutschland ist enger Partner und Freund
Höhepunkt des Jahres soll ein Bürgerfest in Flensburg am 23. August sein. Die Innenstadt von der Hafenspitze über den Südermarkt bis zum Deutschen Haus wird dann zur Feier-Meile. „Das Land Schleswig-Holstein hat sich viel vorgenommen“, merkte Staatskanzleichef Schrödter an. „Wir wollen die Menschen mitnehmen und die historischen Bedeutung des friedlichen Miteinanders verdeutlichen.“
Dänemark und Deutschland seien heute „untrennbare Freunde in einer unsicheren Welt“, sagte der dänische Botschafter Petersen. Die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bindungen seien eng. Das Königreich wolle 2020 in ganz Deutschland präsent sein und plane Ausstellungen und Musik-Events beispielsweise in Köln, München und Berlin. Beim Reeperbahn-Festival im September 2020 in Hamburg ist Dänemark Partnerland.
Volksabstimmung legt den Grenzverlauf fest
Die Grenzziehung im Jahr 1920 basierte auf Volksabstimmungen im Grenzland. Ein Ergebnis war, dass kulturelle und sprachliche Minderheiten auf beiden Seiten der neuen Grenze entstanden. Zuvor hatte das gesamte Herzogtum Schleswig ab 1864 zu Preußen und zum Deutschen Kaiserreich gehört, nach Jahrhunderten als Teil des dänischen Gesamtstaates.