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12. Dezember 2019 – Dezember-Plenum

Ruf nach Reform der Erzieherausbildung

Die SPD stößt mit einem Antrag für eine Reform der Erzieherausbildung auf ein geteiltes Echo. Einigkeit besteht darin: Eine Absenkung der Standards darf es nicht geben.

Midyatli Serpil SPD Plenartagung
Die SPD-Abgeordnete Serpil Midyatli beklagt: „Im ganzen Land fehlt gut ausgebildetes Personal“ Foto: Thomas Eisenkrätzer

Erzieher und sozialpädagogische Assistenten (SPA) sollen besser unterstützt und mehr junge Menschen für die Berufe geworben werden. Darin ist sich der Landtag einig. Während die SPD eine Bezahlung für die Ausbildung fordert, sieht die Jamaika-Koalition bereits viele Punkte als abgearbeitet an. Im Bildungsausschuss soll weiter diskutiert werden.

„Uns fehlt im ganzen Land gut ausgebildetes Personal“, begründete Serpil Midyatli (SPD) den Vorstoß ihrer Fraktion. Es sei zwar Geld für Infrastruktur vorhanden, aber die Leute fehlten. Die Situation verschärfe sich noch dadurch, dass in den kommenden Jahren viele Erzieher und SPAs in den Ruhestand gingen. Midyatli warnte zugleich vor einer „Deprofessionalisierung“. Eine Absenkung der Standards werde es mit der SPD nicht geben. „Unsere Ausbildung ist europaweit anerkannt“, machte sie deutlich.

Keine Herabsetzung des Ausbildungsniveaus

Dem schloss sich Bildungsministerin Karin Prien (CDU) an. „Auch mit mir wird es eine solche Herabsetzung des Niveaus nicht geben. Das wäre genau der falsche Weg“, machte sie deutlich. Zudem erklärte die Ministerin, die berufsbegleitende Ausbildung werde bereits vergütet. Auch Programme für einen Seiteneinstieg in den Beruf seien bereits auf den Weg gebracht. Von „einem Herumschrauben“ an Zugangsvoraussetzungen für Abiturienten in den Beruf riet sie allerdings ab. „Das hat wenig Sinn.“ Hier sollte es keine Alleingänge geben, so Prien.

Peer Knöfler (CDU) wies den sieben Punkte umfassenden SPD-Antrag als „gut gedacht aber schlecht gemacht“, zurück. Der Zeitpunkt sei falsch. Die praxisintegrierte Ausbildung (PIA) zur SPA gebe es schon seit 1. August an fünf Standorten, weitere sieben seien in Planung. Auch die verkürzte Weiterqualifizierung sei umgesetzt. Auf den „entscheidenden Punkt“ gehe der Antrag gar nicht ein, so Knöfler: „Es gibt eine hohe Wechselquote in andere Bereiche. Hier müssen wir ran.“

Kein Privileg für Bessersituierte

Der Fachkräftemangel ist groß, das Thema ist wichtig, gestand Ines Strehlau (Grüne) ein. „Es ist schon viel auf einem guten Weg, aber es bleiben auch Fragen, die geklärt werden müssen“, sagte sie. Es gibt kein Thema, das uns mehr bewegt, schloss Anita Klahn (FDP) an. Vieles sei die Jamaika-Koalition bereits aktiv angegangen. „Seit 2017 haben wir 50 weitere Planstellen geschaffen und die Ausbildungszahlen um 7 Prozent erhöht“, rechnete Klahn vor. Auch Frank Brodehl (AfD) verlangte „neue Wege“, machte aber ebenfalls deutlich, dass Vieles bereits angestoßen sei.

Jette Waldinger-Thiering erklärte für den SSW, die Frage der Ausbildungsfinanzierung bleibe die drängendste. Dass eine Erzieherausbildung „ein Privileg für Bessersituierte ist“, könne sich die Gesellschaft nicht leisten.

Bericht folgt rund eine Stunde nach der Debatte

Um den Mangel an Betreuern in den Kitas zu beheben, fordert die SPD in einem Antrag eine Ausbildungsvergütung für angehende Erzieher und Sozialpädagogische Assistenten (SPA). Bislang gibt es finanzielle keine Unterstützung. SPA mit mehreren Jahren Berufserfahrung sollten sich zudem mit einer verkürzten Weiterbildung zum Erzieher qualifizieren können. Bisher sind drei Jahre nötig. Die Fachschulen wiederum bräuchten mehr Lehrer, und in den Studiengängen zur Sozialen Arbeit und Kindheitspädagogik soll die Anzahl der Studienplätze in Schleswig-Holstein erhöht werden.

Zudem verlangt die SPD in ihrem Reform-Papier mit sieben konkreten Forderungen, dass die Erzieherausbildung weiterhin schulisch und im Rahmen der Weiterbildung bleibt, „um das Qualifizierungsniveau und die europaweite Vergleichbarkeit zu erhalten und den hohen fachlichen Anforderungen zu entsprechen“. Ein stärkerer Praxisanteil sei nötig. Um Hürden bei Interessenten für diesen Beruf abzubauen, sollte das Praxisjahr als Voraussetzung für Abiturienten von einem Jahr auf drei Monate reduziert werden. In der Begründung des Antrages verweist die SPD auf den vielerorts beklagten Fachkräftemangel bei den Kitas, im Bereich der Jugendhilfeeinrichtungen und bei der Schulkinderbetreuung.

Bundesweit fehlen 106.500 Facherzieher

Eine jüngst veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung hat ergeben, dass bundesweit 106.500 Facherzieherstellen benötigt würden, um eine kindgerechte Betreuung zu gewährleisten. Die Kinder kommen immer jünger in die Kitas, die Gruppen werden heterogener, Betreuungszeiten länger – und zugleich wachsen die Aufgaben der Erzieher, heißt es in dem Ende September veröffentlichten „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“.

(Stand: 9. Dezember 2019)

Vorherige Meldung zum Thema:
März 2018 (Anerkennung Mangelberuf / ohne Aussprache)

Antrag

Erzieherische und sozialpädagogische Ausbildungen attraktiver gestalten und Ausbildungsvergütung einführen
Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 19/1856