Kaum jemand im Lande befürwortet die Fracking-Technik – aber verbieten kann das Land die umstrittene Bohrmethode aus eigener Kraft nicht. Darum soll nun Berlin aktiv werden. Das sieht ein gemeinsamer Antrag von Koalitionsfraktionen, SPD und SSW vor, der mit großer Mehrheit beschlossen wurde. „Wir sind es unserer Heimat und den nachfolgenden Generationen schuldig, dass wir uns dagegen wehren, auf einer tickenden Zeitbombe leben zu müssen“, mahnte Lars Harms vom SSW, der den Antrag initiiert hatte. Die AfD enthielt sich bei der Abstimmung.
Hintergrund: Das Landesverfassungsgericht in Schleswig hat Anfang Dezember entschieden, dass das Land keine Zuständigkeit hat, um die umstrittene Öl- und Gasförderung wasserrechtlich zu verbieten. Dies sei Aufgabe des Bundes. Dieses Urteil im Blick fordert der Landtag nun ein deutschlandweites Fracking-Verbot per Bundesgesetz. Die Landesregierung soll dies mit einer Bundesratsinitiative anstoßen. Die Erfolgsaussichten seien allerdings „nicht besonders hoch“, meinte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne), denn CDU und SPD im Bund hätten bereits zwei vorherige Initiativen blockiert.
AfD: „Noch kein Unfall“ mit Fracking
Die „Volksinitiative zum Schutz des Wassers“ hatte das Verfassungsgericht angerufen, nachdem der Landtag im vergangenen Jahr einen Teil von deren Forderungskatalog zurückgewiesen hatte – eben weil das Land keine Zuständigkeit habe. Derzeit wird im Lande zwar nicht gefrackt, aber die Sorgen der Volksinitiative seien begründet, betonte Thomas Hölck (SPD). Das Bohren sei in Schleswig-Holstein wegen der geologischen Besonderheiten durchaus attraktiv.
Fracking ist eine Technik zur Förderung von Öl und Gas. Oftmals wird dabei ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst, um die Gas- und Flüssigkeitsdurchlässigkeit der Gesteinsschicht zu verbessern. Erdgas und Erdöl können so leichter gewonnen werden. Kritiker fürchten wegen der Chemikalien eine Verunreinigung des Trinkwassers. „Wir sehen in Fracking nicht die Gefahr, die andere sehen“, merkte Volker Schnurrbusch (AfD) an. Die Technik sei in den vergangenen 60 Jahren in Deutschland 330 Mal angewendet worden – ohne einen einzigen nachgewiesenen Unfall, so Schnurrbusch.
Weitere Redner:
Heiner Rickers (CDU), Marlies Fritzen (Grüne), Oliver Kumbartzky (FDP)