Die neue Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) hat im Landtag um Unterstützung für die geplante Reform des Kommunalen Finanzausgleichs (FAG) geworben. „Die Finanzierung der Bedarfe der Kommunen wird langfristig gesichert“, betonte Sütterlin-Waack in ihrer ersten Rede im Parlament im neuen Amt. Und: „Die Mittel werden bedarfsgerecht verteilt.“ Das Land muss die Kommunen laut einem Urteil des Landesverfassungsgerichts finanziell besser ausstatten. Der FAG mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro muss bis Jahresende neu geregelt werden. Die heutige Debatte macht auch deutlich: Die Corona-Krise stellt die Kommunen vor großen Herausforderungen.
Redner aller Fraktionen nannten den Entwurf eine gute Grundlage für die anstehenden Beratungen in den Ausschüssen Innen und Rechts, Bildung und Finanzen, wohin er überwiesen wurde. Es wurden aber auch Änderungswünsche angemeldet, und die Befürchtung steht im Raum, dass sich die finanzielle Lage der Kommunen wegen der Corona-Krise dramatisch verschlechtern könnte.
Bis 2024 gibt es 69 Millionen Euro mehr pro Jahr
Die Verfassungsrichter hatten der Politik aufgetragen, die Finanzströme an den tatsächlichen Bedarfen der Kommunen auszurichten. „Wir setzen die Vorgaben fristgerecht um“, sagte die ehemalige Justizministerin Sütterlin-Waack. Demnach soll die Ausgleichsmasse ab 2021 um 54 Millionen Euro steigen. In den Jahren 2022, 2023 und 2024 sollen jeweils weitere fünf Millionen Euro dazukommen. Neu ist ein „Kinderbonus“ für jeden Unter-18-Jährigen, der in einer kreisfreien Stadt, einem Landkreis oder einer Gemeinde lebt. Dazu gibt es mehr Geld für Straßenbau, Infrastruktur, Schwimmbäder, Theater, Orchester, Büchereien, Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen.
Auch die Verteilung zwischen Städten, Landkreisen und Gemeinden muss überarbeitet werden. Laut dem Entwurf soll die „Teilschlüsselmasse“ für die Gemeinden künftig 30,55 Prozent (bislang 30,79 Prozent) betragen, bei den Kreisen und kreisfreien Städten sollen es 53,75 Prozent (bislang 53,66 Prozent) sein, und die Zentralen Orte sollen 15,70 Prozent bekommen (bislang 15,55 Prozent). Trotz „konstruktiver und intensiver“ Gespräche habe es bei diesen „Teilschlüsselmassen“ bislang aber keine Einigung mit den Kommunalverbänden gegeben, merkte Sütterlin-Waack an.
Kritik an „intransparenter Bürokratie“
„Das Land stellt sogar mehr Mittel zur Verfügung, als es müsste“, unterstrich Ole Plambeck (CDU). Der Entwurf sei „sehr gelungen“ und eine „gute Beratungsgrundlage“. Lasse Petersdotter (Grüne) reagierte auf die Kritik der Kommunalverbände und wies darauf hin, dass die FAG-Masse sich seit 2011 verdoppelt habe. Dies sei „ein Erfolg aller Landesregierungen“. „Änderungsbedarf bei der Verteilung der Infrastrukturmittel“ meldete Annabell Krämer (FDP) an. Die Städte und Gemeinden müssten besser ausgestattet werden, damit sie auf Straßenausbaubeiträge verzichten können.
Die Bedarfe der Kommunen seien aufgrund eines intransparenten Gutachtens ermittelt worden, kritisierte Kai Dolgner (SPD). Gegenüber der aktuellen Situation habe das Ministerium lediglich „Promille-Änderungen mit riesigem Aufwand“ erarbeitet. Jörg Nobis (AfD) monierte ebenfalls „Verwaltungsaufwand und deutsche Bürokratie“. Und Lars Harms (SSW) forderte mehr Geld für Zentrale Orte und kreisfreie Städte, damit diese ihren „übergemeindlichen Aufgaben“ nachkommen können, etwa Schwimmbäder und Theater.
Corona bereitet auch beim FAG Sorgen
Alle Redner zeigten sich besorgt über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kommunen. „Während die Einnahmen einbrechen, schießen die Ausgaben in die Höhe“, befürchtet der Grüne Petersdotter. Der Sozialdemokrat Dolgner rief das Land auf, „eine Schippe draufzulegen“. Ministerin Sütterlin-Waack versprach, das Land werde auch in der Krise an den zusätzlichen FAG-Mitteln festhalten.