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21. Oktober 2020 – Umwelt- und Agrarausschuss

Atommüll-Endlager: Auch der Norden geeignet

Für mehr als 1000 Castor-Behälter wird derzeit bundesweit ein Endlager gesucht. Ob auch Schleswig-Holstein als Standort in Frage käme, hat heute der Umwelt- und Agrarausschuss diskutiert.

Stefan Studt, Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung, spricht im Umweltausschuss zum Thema Atommüll-Endlager im Plenarsaal des Landtages.
Stefan Studt, Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung, spricht im Ausschuss über die Suche nach einem Atommüll-Endlager. Foto: Landtag, Regina Baltschun

Deutschland sucht ein Atommüll-Endlager – und große Teile Schleswig-Holsteins gelten als mögliche Standorte. Das wurde heute im Umwelt- und Agrarausschuss deutlich, als sich die Abgeordneten mit dem Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), Stefan Studt, austauschten. „Schleswig-Holstein hat eine viel bessere Geologie als der Bundesdurchschnitt“, betonte der SPD-Politiker und ehemalige Landesinnenminister. Zugleich unterstrich er aber: „Wir stehen ganz am Anfang.“ Die BGE hat Ende September eine Liste potenzieller Endlager-Regionen für hochradioaktive Abfälle vorgelegt. Dies sei lediglich „der erste Schritt in der ersten Phase“, so Studt.

Laut BGE sind 90 Gebiete mit ihren tiefen Gesteinsschichten theoretisch geeignet. Diese Gebiete umfassen rund 54 Prozent der deutschen Landesfläche. Vor allem Norddeutschland mit seinen Salzstöcken und Tonvorkommen gilt als möglicher Standort. Fast ganz Schleswig-Holstein gehört dazu, ebenso wie der Boden unter der Nord- und der Ostsee. Nur Teile der Kreise Dithmarschen und Rendsburg-Eckernförde sind demnach außen vor. Demgegenüber seien Vulkan-Regionen, Erdbebengebiete oder ehemalige Bergwerke, „wo der Boden durchlöchert ist wie eine Schweizer Käse“, nicht geeignet, merkte Studt an. Grundlage der ersten Einschätzung waren Daten der geologischen Ämter und Bergbehörden. „Wir haben aus allen 16 Ländern entsprechende Daten erhalten“, so Studt, „auch von denen, die meinen, ihr Land sei zu schön, um Standort zu werden“.

Voß: Suchverfahren „ziemlich überzeugend“

Das Suchverfahren der BGE sei „ziemlich überzeugend“, urteilte der Grünen-Abgeordnete Bernd Voß. Allerdings, so die Befürchtung im Ausschuss, könne die Debatte emotionaler werden, je konkreter einzelne Regionen als Endlager in Frage kämen. „Kein Bundesland wird Hurra schreien“, sagte die SPD-Abgeordnete Sandra Redmann: „Es wird schwieriger werden, je mehr Gebiete man ausgrenzt.“ Sie mahnte eine sachliche Diskussion an: „Wenn die Angst erstmal da ist, dann hat man sowieso verloren.“

Hauke Göttsch (CDU) verwies auf das „Problem Hochwasser“ in Schleswig-Holstein. Er warf die Frage auf, ob das Land zwischen den Meeren wirklich in Frage komme, „wenn der Klimawandel so weiter geht“. BGE-Geschäftsführer Studt ließ diesen Einwand nicht gelten. Das Endlager solle für mindestens eine Million Jahre in Betrieb bleiben, bis die radioaktive Strahlung abgeklungen ist. „Da werden ohnehin diverse Eiszeiten reinfallen“, so Studt. 

Atommüll soll ab 2050 in Endlager gebracht werden

Die BGE will in einem „transparenten, lernenden Verfahren“ bis 2031 einen konkreten Vorschlag unterbreiten. Dies sei ein „äußerst ehrgeiziger Zeitplan“, so Studt. Der Bundestag muss schließlich entscheiden. Ab 2050 soll der Atommüll dann in das neue Endlager gebracht werden. Es geht um 1.046 Castor-Behälter, die derzeit an 16 Zwischenlagern aufbewahrt werden, unter anderem in den AKW Brunsbüttel, Brokdorf und Krümmel an der Elbe.

Auf dem Weg zum Endlager will die BGE die möglichen Standortregionen auf einer Reihe von Fachkonferenzen informieren. Die erste fand Anfang Oktober in Kassel statt und wurde im Internet übertragen. Weitere Termine sind für Februar, April und Juni 2021 geplant. Studt rief alle Bürger und die kommunal- und landespolitisch Verantwortlichen dazu auf, sich einzubringen: „Ich hoffe, dass die Bereitschaft, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, größer wird.“

Studt bei Standort-Suche zuversichtlich

Der nächste Schritt sei eine „Einengung der Teilgebiete“. Bislang gehe „Geologie vor Geographie“, und auch Großstädte, Gewässer oder Tourismusregionen seien noch im Rennen. Diese könnten aber rausfallen, wenn es in abgelegenen Regionen gleichermaßen geeignete Bodenverhältnisse gebe. Er sei zuversichtlich, so Studt, „einen Standort mit der bestmöglichen Sicherheit zu finden“.