Die Landesregierung will sich mit der neuen Wasserstoffstrategie Schleswig-Holstein an die „Pole Position der Energiewende“ in Deutschland setzen. Grüner Wasserstoff werde eine Schlüsselrolle einnehmen und „ein elementarer Baustein in der Energiewelt von morgen“ sein, sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) bei der Vorstellung eines Strategiepapiers. Die SPD vermisste das klare Bekenntnis zum Aufbau eines Wasserstoffkompetenzzentrums.
Der SSW fehlte bei der Plenartagung komplett. Die drei Abgeordneten Lars Harms, Christian Dirschauer und Jette Waldinger-Thiering haben sich in Quarantäne begeben. Hintergrund: Die SSW-Politiker hatten sich in der vergangenen Woche mit einer Person getroffen, die positiv auf Corona getestet wurde. Derzeit machen die Abgeordneten eine Schnelltest und hoffen, am Nachmittag wieder an der Tagung teilnehmen zu können.
Schleswig-Holstein habe „wieder einmal“ die Chance, Vorreiter in der Energiewende zu sein, sagte Albrecht und nannte acht Punkte der Strategie. So fördert das Land Wasserstoffprojekte mit 30 Millionen Euro, entwickelt eine Marketingstrategie und will die Kompetenzen in Forschung und Wissenschaft bündeln. Genehmigungsverfahren sollen optimiert und die Marktansiedlung von Unternehmen forciert werden. Außerdem soll noch in diesem Jahr eine Landeskoordinierungsstelle eingerichtet werden. Albrecht kritisierte erneut „massive Fehlanreize im derzeitigen Wettbewerb“. Niemand verstehe, dass ein Kilojoule Erneuerbare Energien um ein mehrfaches teurer sei als aus fossilen Brennstoffen. Die Landesregierung werde bei diesem Punkt nicht nachlassen, „bis faire Marktbedingungen geschaffen wurden“, so Albrecht.
Kritik an Steuern und Abgaben
Unterstützung bekam der Minister bei diesem Punkt von Oliver Kumbartzky (FDP). Das gesamte System der Steuern und Abgaben müsse „vom Kopf auf die Füße gestellt“ werden, forderte er. Dazu gehörten ein CO2-Deckel und „ein echter Zertifikathandel“. Andreas Hein (CDU) zitierte den Forscher Jule Vernes aus dem Jahr 1874: „Wasserstoff ist die Kohle von morgen.“ Bereits heute gebe es im Land „absolute Leuchtturmprojekte“. Hein nannte hier das Reallabor Westküste 100, das Norddeutsche Reallabor, das Projekt e-farm oder das Lkw-Mobilitätsprojekt im Güterverkehr um Neumünster.
SPD fordert Kompetenzzentrum
Der SPD-Abgeordnete Thomas Hölck nannte die Strategie von Jamaika dagegen „kein Jahrhundertwerk“. Er machte „deutliche Defiziten“ aus. So fehle zum einen das Bekenntnis für ein Wasserstoff-Kompetenzzentrum, um Unternehmen langfristig an SH zu binden. Zum anderen setze die Landesregierung darauf, Wasserstoff in großem Stil zu importieren, statt erst das Potential im eigenen Land zu nutzen. Und: Am Ende könne noch alles in Frage gestellt werden, wenn zwei laut Bericht noch ausstehende Gutachten zum Einsatz von Wasserstoff vorliegen, so Hölck.
Auch Bernd Voß (Grüne) warnte davor, andere Regionen der Erde für Wasserstoff auszubeuten. Es sei wichtig, dass die Energie für die Technologie aus dem eigenen Land komme. Mais, Photovoltaik und Wind böten sich an. Voß betonte aber zugleich, Wasserstoff sei unter guten Rahmenbedingungen die richtige Zunkunftsstrategie. „Wir brauchen die richtigen Regeln, um den Marktkräften zum Durchbruch zu verhelfen“, sagte er. Für den fraktionslosen Jörg Nobis (AfD), der zu einem Kurzbeitrag ans Redepult trat, ist Wasserstoff hingegen „der ganz teure Champagner“. Die Technologie sei zu kostenintensiv und nicht ausgereift.