Immer weniger Schulabgänger in Schleswig-Holstein streben eine klassische duale Ausbildung an. Darauf hat Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) hingewiesen. Der Rückgang an abgeschlossenen Verträge um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 16.966 sei nur zum Teil mit der Corona-Pandemie zu erklären, betonte der Minister. Dieser Trend sei schon vorher zu erkennen gewesen. Die Hauptgründe: der demografische Wandel und der Wunsch vieler junger Menschen, ein Studium anzufangen. Damit drohe der Fachkräftemangel sich weiter zu verschärfen, mahnte Buchholz.
Es gelte, den Jugendlichen nahezubringen, dass eine Ausbildung gegenüber einem akademischen Titel oftmals eine bessere Chance auf eine berufliche Perspektive und ein regelmäßiges, solides Einkommen biete, sagte Buchholz. Das Land habe gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden im Sommer eine Kampagne in den sozialen Medien gestartet, um für die Berufsausbildung zu werben. Auch jetzt bestehe noch die Gelegenheit, eine Ausbildung anzufangen oder eine Stelle zur Verfügung zu stellen, merkte der Minister an. Redner aller Fraktionen unterstrichen die Dringlichkeit des Problems.
Unbesetzte Stellen und erfolglose Bewerber
Peer Knöfler (CDU) wies darauf hin, dass der Rückgang der Ausbildungsverträge in den Bereichen Tourismus und Freizeit wegen Corona besonders stark sei. Die während der Corona-Krise oft beschworenen systemrelevanten Berufe böten eine „solide duale Ausbildung“, unterstrich Kirsten Eickhoff-Weber (SPD). Um den Pflegeberuf attraktiv zu halten, seien aber „anständige Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen“ nötig. Bis 2035 werden im Lande 180.000 Fachkräfte fehlen, mahnte Ines Strehlau (Grüne). Ihre Forderung: „Wir brauchen ein möglichst enges Netz an Berufsschulen.“
Kay Richert (FDP) wies darauf hin, dass aktuell 2.000 unversorgten Bewerbern ebenso viele unbesetzte Stellen gegenüberstünden. Oft fehle die „Orientierung, welche Stellen es überhaupt gibt“, und manche Berufe hätten ein negatives Image. Weitere Gründe für nicht zustande gekommene Verträge, so Jette Waldinger-Thiering (SSW), seien ausgefallene Praktika und „Berufsberater, die nicht in die Schulen kommen können“. Volker Schnurrbusch (AfD) merkte an, dass häufig schlechte Mathematik- und Deutschkenntnisse der Grund sei, wenn ein Bewerber abgelehnt werde.