Die Kontrollen in den großen fleischverarbeiteten Betrieben in Schleswig-Holstein werden Anfang kommenden Jahres wieder ausgeweitet. Das kündigte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) in einem von der SPD geforderten mündlichen Bericht an. Es werde „ein zeitlich befristeter und gebündelter Einsatz“ sein, der auch die Gemeinschaftsunterkünfte umfasse, die die Arbeitgeber stellen. Der Landtag zeigte sich einig: Der jahrzehntelange Missstand müsse endlich beendet und den „schwarzen Schafen“ der Fleischindustrie das Handwerk gelegt werden.
Hintergrund der Debatte sind die besonders im Zuge der Corona-Pandemie aufgedeckten Mängel bei den Wohn-, Hygiene-, und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Bereits seit dem Sommer habe es verstärkte Kontrollen gegeben, erklärte der Minister. So seien bis August große Betriebe zweimal pro Woche kontrolliert worden. Seit Juli seien bei 175 Kontrollen in Betrieben und Unterkünften 278 Mängel festgestellt worden. Die Kontrolldichte habe dann im Oktober angepasst werden können, „nachdem deutlich weniger Mängel“ festgestellt wurden. Ziel der neuen Kontrollen sei es nun „den Arbeits- und Gesundheitsschutz strukturell und nachhaltig zu verbessern“, erklärte der Minister.
Mehr Personal für die StAUK
Begrüßt wurde vom Landtag, dass die zuständige staatliche Arbeitsschutzbehörde bei der Unfallkasse Nord (StAUK) in den kommenden Jahren deutlich personell verstärkt werden soll. Joschka Knuth (Grüne) sprach von „einem echten Meilenstein“. Es gebe eine Verdoppelung der Kapazitäten bis 2026.
Heiner Dunckel (SPD) warf der Fleischindustrie „systematisches Versagen und Verantwortungslosigkeit“ vor. Das mache ihn sprachlos. Hier agierten „Menschen denen Kritik, Gesetze und Menschen egal sind“. Selbstverpflichtung und Ehrenkodex seien bei den „Fleischbaronen“ nicht viel wert. Auch Christian Dirschauer (SSW) meinte, es habe in der Branche noch keinen „echten Sinneswandel“ gegeben. Das zeigten neue Gründungen von Unterfirmen.
CDU und FDP sehen kaum noch Probleme
Es sei etwas auf den Weg gebracht worden in Schleswig-Holstein, konstatierte hingegen Werner Kalinka (CDU). Wichtig sei eine Vernetzung der Behörden. „Ein Nebeneinander von Zuständigkeiten bringt nichts“, unterstrich er. Die Kontrollmechanismen seien transparent dargestellt. Wo etwas festgestellt werde, werde auch mehr kontrolliert. „Einen guten Ruf kann man sich also erarbeiten.“ Und Kay Richert (FDP) verwahrte sich dagegen, die handwerklichen Betriebe mit in die Kritik einzubeziehen. „Inzwischen ziehen alle Betriebe in Schleswig-Holstein mit. Dafür sind die Kontrollen ja auch da“, sagte er.