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17. März 2021 – Wirtschaftsausschuss

Große Pläne für das Bahnnetz im Lande

Mehr Strecken, mehr Züge, mehr Oberleitungen, mehr Fahrgäste. Im Wirtschaftsausschuss beraten die Verkehrsexperten ein Konzept zur „Optimierung des Schienenverkehrs“ im Land.

Ein Bahngleis auf einer Waldstrecke
Der Plan: Im Jahr 2035 sollen täglich 336.000 Fahrgäste auf der Schiene im Land unterwegs sein. Foto: dpa, Stefan Sauer

Der schleswig-holsteinische Bahnverkehr könnte bis 2035 massiv ausgebaut werden. Die Vorlage liefert das Gutachten „Optimierung des Schienenverkehrs“, das heute Thema im Wirtschaftsausschuss war. Das Verkehrsministerium hatte das Papier bei mehreren Instituten in Auftrag gegeben, Grundlage war ein Landtagsbeschluss aus dem Jahr 2019. Vertreter der Koalition sprachen in der per Videokonferenz abgehaltenen Sitzung von einem großen Wurf, während die SPD argwöhnte, Jamaika habe politischen Einfluss auf die Gutachter genommen.

Einige Kernpunkte: Stillgelegte Strecken sollen wieder in Betrieb gehen. In Frage kommen Uetersen-Tornesch-Barmbek, Niebüll-Flensburg, Geesthacht-Bergedorf und Neumünster-Ascheberg. Weitere Strecken sollen zweigleisig werden. Die Elektrifizierung des Bahnverkehrs soll von derzeit 30 auf 90 Prozent steigen. So sollen die Marschbahn nach Sylt und die Strecke Lübeck-Puttgarden Oberleitungen bekommen oder mit Batterie-Triebwagen befahren werden. Die Züge sollen schneller werden, auf einigen Strecken sind 160 km/h möglich. Derzeit erreicht der Regionalverkehr im Lande an einem durchschnittlichen Schulwerktag 73.000 Fahrplankilometer. Dieser Wert soll auf 116.000 Fahrplankilometer steigen. Statt derzeit 229.000 Fahrgästen sollen im Idealfall täglich 336.000 Fahrgäste per Bahn unterwegs sein.

Neuer Nahverkehrsplan im Herbst

Gutachter Andreas Gille von der Ingenieurgesellschaft für Verkehrs-und Eisenbahnwesen in Hannover hob den zweigleisigen Ausbau der Strecke Neumünster-Bad Oldesloe hervor, denn dort könne auch eine Umleitung eingerichtet werden, wenn die Linie Kiel-Hamburg mal wieder am Nadelöhr Elmshorn-Pinneberg stocken sollte. Grundsätzlich müssten die Ost-West-Achsen im Lande gestärkt werden, so Gille. Bei der Elektrifizierung solle „erneuerbare Energie aus regionaler Produktion“ fließen: „Es geht darum, Verkehrsziele und Klimaziele zu verbinden.“

Wirtschaftsstaatssekretär Thilo Rohlfs kündigte an, die Ergebnisse des Gutachtens in den neuen Landesnahverkehrsplan aufzunehmen, der im Herbst vorliegen soll. Es gebe jetzt eine „fachlich fundierte Grundlage“, nun müsse eine politische Priorisierung folgen, und die Vorschläge der Fachleute müssten „mit einem Preisschild versehen“ werden.

Vogel: Koalition bringt „Lieblingsprojekte“ ein

Luks Kilian (CDU) lobte die „Elektrifizierungsoffensive“ mit heimischem Windstrom: „Wir haben Überschussstrom, und trotzdem fahren immer noch Dieselloks durchs Land.“ Andreas Tietze (Grüne) regte an, auch die Strecke Kiel-Preetz zweigleisig auszubauen. Der mögliche Ausbau der Strecke Niebüll-Flensburg „mit Anbindung der Innenstadt“ sei besonders erfreulich, so Kay Richert (FDP). Auf die täglich 12.000 Grenzpendler nach Dänemark wies Christian Dirschauer (SSW) hin. Diese seien „meist mit dem Pkw unterwegs“. Er forderte die Landesregierung auf, beim Ausbau des Bahnverkehrs „auch diese Gruppe mitzubedenken“.

Während der SPD-Abgeordnete Thomas Hölck einen dichteren Takt der Hamburger S-Bahnlinie 1 nach Wedel forderte, monierte sein Fraktionskollege Kai Vogel, dass das Gutachten zum Zeitpunkt der Ausschusssitzung noch nicht vorgelegen habe. Vogel äußerte den Verdacht, dass Koalitionsabgeordnete einen „Wissensvorsprung“ gegenüber der Opposition hätten und eigene „Lieblingsprojekte“ in das Papier hineinverhandelt hätten. Jamaika-Vertreter wiesen den Vorwurf zurück.

Weitere Infos:
Der Wirtschaftsausschuss des Landtages