Die aktuelle Geflügelpest hält Schleswig-Holstein seit fünf Monaten in Atem – „und ein Ende ist nicht in Sicht“. Diese ernüchternde Bilanz hat Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) gezogen. Der Norden sei das am stärksten betroffenen Bundeland, so Albrecht. Die Landesregierung habe die erforderlichen Maßnahmen getroffen, betonte der Minister und verwies auf das Aufstallungsgebot und die Arbeit der Labore, wo verendete Tiere untersucht werden. Im Landtag gab es breiten Zuspruch für das Krisenmanagement der Landesregierung und der Kreisbehörden.
Zuletzt mussten Anfang März rund 140.000 Legehennen in zwei Betrieben im Kreis Plön getötet werden. Zuvor war die Vogelgrippe in zehn Geflügelbetrieben mit insgesamt rund 134.000 Tieren nachgewiesen worden. Der Schwerpunkt lag anfangs an der Nordseeküste. Inzwischen gibt es Geflügelpestfälle im ganzen Land. Die derzeitige Epidemie sei deutlich gravierender als der letzte Ausbruch in den Jahren 2016/2017, so Minister Albrecht.
„Wir müssen über die Haltungsbedingungen reden“
Die Regierung habe „schnell und umsichtig“ gehandelt, lobte Heiner Rickers (CDU). Er wies darauf hin, dass die Eier von aufgestallten Hühnern nun nicht mehr als Freilandeier verkauft werden könnten. Das bedeute Einnahmeverluste im wichtigen Ostergeschäft. Das Virus sei zwar über die Routen der Zugvögel ins Land gekommen, merkte Kirsten Eickhoff-Weber (SPD) an. Aber die Geflügelpest sei dann auch von Hof zu Hof übergesprungen. „Wir müssen über die Haltungsbedingungen in der Tierhaltung reden“, mahnte sie.
Joschka Knuth (Grüne) forderte, von landeweiten Maßnahmen zu regionalen Aufstallungsgeboten überzugehen. Dies sei auch aus Tierschutzgründen wichtig. Oliver Kumbartzky (FDP) rief die Menschen auf, tot aufgefundene Wildvögel den Ordnungsbehörden zu melden. Die Kadaver dürften nicht berührt werden, und Haustiere müssten von ihnen ferngehalten werden. Es gebe leider keinen anderen Ausweg als die befallenen Tiere zu töten, bedauerte Christian Dirschauer (SSW). Der finanzielle Schaden werde zwar durch den Tierseuchenfonds abgefedert, aber die emotionalen Auswirkungen für die Tierhalter seien groß.