Schleswig-Holsteins Kinder und Jugendliche sollen im gerade begonnenen Schuljahr „so viel Normalität wie irgend möglich zurückerhalten“. Das hat Bildungsministerin Karin Prien (CDU) im Landtag angekündigt. Nachdem die Jugendlichen im ersten Corona-Jahr auf vieles verzichten mussten, „um Ältere zu schützen“, fange jetzt „eine neue Phase“ an. Jetzt gehe es darum, allen Schulkindern „wieder Teilhabe an Bildung in Präsenz zu bieten“ und „Schulen als Orte der Bildung und als sozialen Ort offenzuhalten“. Dies sei für die Entwicklung der Kinder „unverzichtbar“. Es sei „weder rechtlich noch ethisch vertretbar, Schulen zu schließen oder die Öffnung zu beschränken“, betonte Prien.
Dennoch werde es weiterhin Vorsichtsmaßnahmen geben, merkte die Ministerin an. So sei die Maskenpflicht in Innenräumen „nach wie vor richtig“. Die Anschaffung von Luftfiltern wolle das Land in Kürze auf den Weg bringen, aber diese Geräte „ersetzen nicht das Lüften“, so Prien. Auch das zweimal wöchentliche Testen solle fortgesetzt werden, und Eltern sollten genau schauen, ob ihre Kinder Erkältungssymptome zeigten. Die Kinder sollten zu Hause bleiben, wenn es sich um „mehr als den einfachen Schnupfen“ handle. Und: „Wir ermuntern weiter die Schüler, gemeinsam mit ihren Eltern zu erörtern, ob eine Impfung angebracht ist.“ 94 Prozent der Lehrer und des Personals seien bereits doppelt geimpft, ebenso wie 39,8 Prozent der 12- bis 17-Jährigen.
Eindringliche Appelle an Impfbereitschaft
Die Impfkampagne der Landesregierung, die Hygienemaßnahmen und die möglichen Gefahren für die Kinder und Jugendliche sorgten für eine kontroverse Debatte im Parlament. „Die Inzidenzen werden nirgends höher sein als in Schulen und Kitas“, mahnte Martin Habersaat (SPD). „Über kurz oder lang“ werde sich jedes Schulkind infizieren, deswegen solle man sich nicht „in falscher Sicherheit wiegen“. Tobias von der Heide (CDU) hielt dagegen: „Schule ist ein sicherer Ort, die Hygienemaßnahmen der Landesregierung greifen.“ Das Virus sei für die allermeisten Kinder keine Gefahr, schwere Verläufe und Long-Covid seien „äußert selten“.
Ines Strehlau (Grüne) und Anita Klahn (FDP) riefen alle Erwachsenen auf, sich gegen Corona impfen zu lassen. Dies zeige „Solidarität mit unseren Kindern und Jugendlichen“, so Strehlau. „Jeder der sich impfen lassen kann, hat die Verantwortung, sich zu impfen“, betonte auch Klahn. Beide unterstrichen die Bedeutung des Präsenzunterrichts für die Bildungschancen und die soziale Entwicklung der Schüler. Auch Lars Harms (SSW) appellierte: „Wir können die Kinder nicht für impfunwillige Erwachsene bestrafen. Lassen Sie sich impfen.“
Kritik an der Impfkampagne an Schulen
„Schulen sind keine Orte für Impfungen“, merkte Claus Schaffer (AfD) an. Impfentscheidungen gehörten in die Familien, „unter Beratung der Hausärzte“. Er warf „Corona-Panikpolitikern“ vor, einen „enormen Impfdruck“ an den Schulen aufzubauen. Die Rückkehr zur Normalität sei „das Gebot der Stunde“, mahnte der fraktionslose Abgeordnete Frank Brodehl. „Massentestungen symptomloser Schüler“ brächten nichts, und es sei falsch, Schüler, die geordnet im Klassenraum säßen, „weiter unter die Maske zu zwingen“.
Am Ende der Debatte wurden die Anträge des AfD-Zusammenschlusses und des Abgeordneten Brodehl abgelehnt, ein SPD-Antrag, der den testweisen Einsatz von „Schulgesundheitsfachkräften“ fordert, wird im Bildungs- und Sozialausschuss weiter beraten.