Fischer dürfen in der westlichen Ostsee 2022 keinen Dorsch mehr und Hering nur noch in Ausnahmen gezielt fangen. Die EU-Länder einigten sich Mitte Oktober angesichts bedrohter Bestände darauf, dass beim Dorsch lediglich Beifang in Höhe von knapp 490 Tonnen möglich sein soll und nur noch 788 Tonnen Hering gefischt werden dürfen. Für Deutschland sind es 435 Tonnen Hering und 104 Tonnen Dorsch. Gezielte Heringsfischerei mit Schleppnetzen wird untersagt. Vor diesem Hintergrund ruft der Zusammenschluss der AfD die Landesregierung auf, eine Strategie zur Rettung der hiesigen Fischereistrukturen zu erarbeiten. Die Koalitionsfraktionen wollen zunächst einen mündlichen Regierungsbericht zur Bewertung der Situation.
Dorsch und Hering sind in der Ostsee die für die deutsche Fischerei bisher wichtigsten Fischarten. Die Verschärfung der Fangquoten begründet die EU mit drastischen Bestandsrückgängen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium warf der EU-Kommission vor, sie habe etwa beim Heringsbestand unterschiedliche Maßstäbe an die Befischung von Ostsee und Kattegat/Skagerrak angelegt. Die deutschen Fischer an der Ostsee müssten drastische Einschnitte hinnehmen, während weiter nördlich der Bestand abgefischt werde.
Auch Hobby-Angler betroffen
„Das ist niederschmetternd für die Küstenfischerei in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern“, sagte der Vize-Landesvorsitzende des Fischereiverbandes in Schleswig-Holstein, Benjamin Schmöde. Ein „Lichtlein am Ende des Tunnels“ nannte er es, dass bei den für die deutsche Fischerei ebenfalls noch interessanten Arten Scholle und Sprotte die Fangmengen um 25 beziehungsweise 13 Prozent angehoben wurden.
Die Einigung der EU-Länder zum Hering enthält eine Ausnahmegenehmigung für Fischerboote unter zwölf Meter, die mit „passivem Fanggerät“, also etwa Stellnetzen, weiterhin gezielt Heringe fischen dürfen. Von den Einschränkungen sind auch Hobby-Angler betroffen: Sie dürfen außerhalb der Schonzeit pro Tag und Person nur noch einen Dorsch und einen Lachs fangen.
Kieler Umweltministerium zeigt Verständnis
Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) kündigte derweil an, sich für eine finanzielle Unterstützung der Fischerei einzusetzen. Der Bund will mit den Ländern ausloten, ob weitere „Abwrack-Maßnahmen“ für Kutter notwendig seien.
Laut dem Landes-Umweltministerium bedeuteten die Beschlüsse gegenüber dem letzten Jahr beim Hering eine weitere Reduzierung der Fangquote um 50 Prozent und beim Dorsch um 88 Prozent. Gleichwohl, so Umweltstaatssekretärin Doris Kuhnt, „ist das Verbot der gezielten Fischerei notwendig, um den Beständen Erholungschancen zu eröffnen.“ Jetzt werde ein neues Gesamtkonzept zur Zukunft der deutschen Ostseefischerei benötigt.
(Stand: 25. Oktober 2021)
Vorherige Debatte zum Thema:
September 2018