Seit November breitet sich die Omikron-Variante des Corona-Virus auch in Europa aus. Vor diesem Hintergrund hat die schleswig-holsteinische Landespolitik mit großer Geschlossenheit ein gemeinsames Signal für das Impfen gesetzt. Auch SPD und SSW signalisierten grundsätzliche Unterstützung für den Kurs der Landesregierung, die auf eine Ausweitung der Impf-Angebote setzt. „Wir haben die Kapazitäten schnell hochgefahren“, erklärte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) und verwies auf flächendeckende Impfzentren und mobile Impfteams sowie Angebote für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Wegen der „ganz erheblichen Anstrengungen“ liege Schleswig-Holstein „in allen Kategorien im Spitzenfeld“.
Garg übte indirekt Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der wenige Tage vor der Landtagssitzung über Engpässe beim Impfstoff gesprochen hatte. Dies habe bei vielen Menschen Unsicherheit hervorgerufen, so Garg. In Schleswig-Holstein sei die Lage „vergleichsweise noch zufriedenstellend“. In den kommenden Wochen müsse kein vereinbarter Termin abgesagt werden.
Gutes Zeugnis für die Lage im Lande
Auch die SPD stehe hinter der Impfkampagne, betonte Oppositionsführerin Serpil Midyatli: „Wir stehen bereit, Seite an Seite mit Ihnen durch die Pandemie zu gehen.“ Sie sah aber „Verbesserungspotential“. So müsse das zentrale Impfportal des Landes barrierefrei für Seh- und Hörbehinderte eingerichtet werden, und die Informationen müssten in weiteren Sprachen neben Deutsch und Englisch vermittelt werden: „In bestimmten Milieus erreichen wir die Menschen mit herkömmlichen Kampagnen nicht.“
„Schleswig-Holstein hebt sich deutlich ab vom Rest der Republik“, sagte Hans Hinrich Neve (CDU). Er richtete ein „großes Dankeschön an die Bevölkerung“ für die hohe Impfbereitschaft im Lande, denn auch das Boostern laufe „hervorragend“. „Schleswig-Holstein zieht an einem Strang“, betonte Neve und verwies auf Impfaktionen in vielen Gemeinden, organisiert von Feuerwehren, Sportvereinen oder Kirchen. „Es geht immer mehr, aber wir sind in Schleswig-Holstein schon sehr gut“, befand auch Eka von Kalben (Grüne). So sei es im Lande deutlich einfacher, an einen Impftermin zu kommen, als in Hamburg. Dass die Vakzine möglicherweise knapp geworden seien, liege am ehemaligen Bundesgesundheitsminister: „Jamaika kann nichts dafür, wenn Jens Spahn zu wenig Impfstoff bestellt.“
Kontroverse über AfD-Äußerungen
Der Norden stehe „an der Spitze mit der Spritze“, so Dennys Bornhöft (FDP), und das liege auch daran, dass die Landesregierung „unaufgeregt und nüchtern“ mit den Menschen kommuniziere und damit auf eine hohe Akzeptanz treffe. Jamaika verfahre anders als etwa die bayrische Staatsregierung, die mit „Kraftausdrücken und Drohungen gegenüber der Bevölkerung“ arbeite. Christian Dirschauer (SSW) forderte „Nachhaltigkeit“ bei der Impfstrategie, denn „auch im Sommer und im nächsten Winter benötigen wir Impfzentren“. Er forderte ein „einladendes System“ wie in Dänemark, wo jeder Einwohner eine Einladung zur Impfung per Brief oder SMS bekomme.
Der fraktionslose Abgeordnete Frank Brodehl warf der Landesregierung vor, die Menschen „wie unmündige Kinder“ zu behandeln: „Ihre Pandemiepolitik hat dazu geführt, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt aufweicht.“ Claus Schaffer (AfD) beklagte eine „Unwissenheit staatlicher Stellen“. „Sie wissen nicht, wer wen ansteckt, und unter welchen Bedingungen das geschieht“, sagte er an die Adresse der Regierung und forderte „endlich valide Daten anstatt Panik und Spaltung“. Die Äußerungen der AfD stießen auf heftige Kritik. Ihr Antrag und auch das Papier der SPD wurden abgelehnt. Ein Jamaika-Antrag, der die Aktivitäten der Landesregierung lobt, wurde bei Enthaltung von SPD und SSW angenommen.