Der Landtag sorgt sich um die Zukunft der Handwerksausbildung im Land und sucht nach Lösungen, wie der zentrale Berufsbildungsstandort Lübeck langfristig gesichert werden kann. Hauptstreitpunkt ist der geplante „Trave-Campus“, mit dem ein überregionales Ausbildungszentrum für Handwerksberufe entstehen sollte. Wegen stark gestiegener Kosten stockt die Umsetzung der Planungen. Kirsten Eickhoff-Weber (SPD) kritisierte in der Debatte die Schulentwicklungsplanung des Landes, in der die Berufsschulen bislang nicht einbezogen würden. Das sei dringend notwendig.
„Die Zukunft des Handwerks in Schleswig-Holstein braucht eine Strategie“, so Eickhoff-Weber. Sie machte sich für die Forderung ihrer Fraktion stark, einen runden Tisch zu errichten, um eine Lösung für den geplanten „Trave-Campus“ in Lübeck zu finden. Ziel müsse sein, dass die Hansestadt ein „starker Standort“ für das Handwerk bleibe. Der Jamaika-Koalition warf sie Untätigkeit vor. In Anbetracht des Fachkräftemangels sei mit Blick auf den „Trave-Campus“ eine „kleine Lösung keine Lösung“.
„Wir müssen neu denken“
Redner der Koalitionsfraktionen gaben zu bedenken, dass über Alternativen nachgedacht werden müsse. Dass eine „große Lösung“ für das Bauvorhaben in Lübeck gewünscht sei, sei verständlich, so Ines Strehlau (Grüne). Aber: „Das ist für das Land einfach nicht zu wuppen“. Am „Trave-Campus“ könne in der ursprünglich geplanten Form nicht festgehalten werden. „Wir müssen neu denken“, sagte die Grünen-Politikerin und gab sich zuversichtlich, dass es eine Lösung geben werde.
Finanzministerin Monika Heinold (Grüne), die in Vertretung für Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) sprach, versicherte, dass bereits Gespräche mit den Verantwortlichen geführt würden. „Und sie laufen produktiv“, sagte die Finanzministerin.
Kostenexplosion in der Planung
Zum Hintergrund: Die seit 2017 laufenden Planungen gerieten im vergangenen Jahr jedoch ins Stocken. Der Grund: Eine massiv gestiegene Kostenschätzung von ursprünglich 95 Millionen auf zwischenzeitlich 182 Millionen Euro. An dem Standort sollten die Berufsbildungsstätte Travemünde, sechs Landesberufsschulen in Trägerschaft der Handwerkskammer Lübeck und das Fortbildungszentrum der Handwerkskammer zusammengelegt werden. Jetzt hat die Handwerkskammer Lübeck entschieden, dass nur noch bestimmte Gewerke dort untergebracht werden sollen. Die Berufsschulen sind gestrichen. Da sei die einzig finanzierbare Variante, heißt es in einer Pressemitteilung der Handwerkskammer im September.
Über das Thema wird nun im Bildungsausschuss weiter beraten.
Weitere Redner:
Peer Knöfler (CDU), Christopher Vogt (FDP), Jette Waldinger-Thiering (SSW), Jörg Nobis (AfD)